JASMIN kann man wohl als den neuen Shootingstar in der färöischen Musikszene bezeichnen. Sie hat es geschafft, 2019 und 2020 zwei Jahre in Folge bei den Faroese Music Awards zur Sängerin des Jahres gewählt zu werden. Auch ihre erste EP „I Know It’s Over“ wurde bei den Faroese Music Awards 2020 mit dem Titel „Album des Jahres“ ausgezeichnet. Nun ist mit „Not That Surprised“ ihre zweite EP erschienen, die vier Songs enthält. Der Titel lässt schon erahnen, um was es auf der EP geht – um enttäuschte Liebe.
Ein Thema, das ja niemals alt wird und schon millionenfach besungen wurde. Und wie immer sind die Texte eigentlich das, was mich bei JASMIN am meisten stört. Wahrscheinlich bin ich mittlerweile einfach wirklich zu alt für diese Jungmädchenthematik. Allerdings sind die Texte im Vergleich zur ersten EP deutlich besser geworden, teilweise aber für meinen persönlichen Geschmack immer noch zu vorhersehbar.
Musikalisch sieht es dagegen ganz anders aus. Im Vordergrund steht ganz klar JASMINS Stimme, die diesen wunderbaren weichen, souligen Touch hat und ihren Songs damit das gewisse Etwas verleiht. Darunter liegt klassischer Indiepop mit vielen elektronischen Elementen und Synths, der sofort ins Ohr geht. Nicht umsonst hat sie auf den Färöern mittlerweile eine ganz schön große Fanbase aufgebaut.
Zwei Songs, „Killing Time“ und „Trust Issues“ wurden vorab als Singles ausgekoppelt, und diese beiden Songs, die am Anfang der EP stehen, sind auch die besten auf der Platte. Und obwohl JASMIN auch perfekt schöne Melodien singen kann, wie sie zu Genüge mit „Remember“ und „Baby Blue“ bewiesen hat, so verwendet sie hier häufig einen eher sprechenden Gesang, auch wenn sie sich im Refrain wieder ganz auf die Melodien konzentriert. „Killing Time“ ist eine tolle Midtemponummer, mit schönem Ohrwurmrefrain.
Noch besser gefällt mir jedoch „Trust Issues“. Schon in den Strophen begeistert der Song mit klasse Melodien, doch der Refrain mit seinem Sprechgesang ist ein echter Ohrwurm. Dieser Song bricht auch das gerade in der Popmusik so gerne genommene Schema von Strophe-Refrain mal auf und klingt reifer und erwachsener als die Songs der ersten EP.
Bei „Lovecrime“ liegt ruhiger Gesang über treibenden Beats, immer wieder wird der Song jedoch auch ganz ruhig und melodisch – und dann legt JASMIN einen astreinen Rap hin, der ihr wirklich gut zu Gesicht steht und zeigt, dass sie einfach so ziemlich alles singen kann. „Lovecrime“ steht damit qualitativ so gut wie gar nicht hinter den beiden ersten Songs zurück.
Der einzige Song, der hier etwas abfällt ist das leicht sperrige „Signals“, in dem mir der Popbeat einen Ticken zu präsent ist. Dafür gibt es im Refrain aber eine sehr schöne sanfte Ohrwurmmelodie.
Und damit hat JASMIN wieder einmal ihre Klasse bewiesen, besonders, wenn man bedenkt, wie jung sie noch ist. Ich denke, in Zukunft kann von ihr noch so einiges an großartigen Songs kommen. Ich bin nur mal gespannt, wann es endlich mal ein komplettes Album von ihr zu hören gibt. JASMIN trifft zwar musikalisch nicht meinen persönlichen Geschmack, aber ich mag ihre Stimme trotzdem sehr und ich bin wirklich neugierig, wie sie sich in Zukunft entwickeln wird. „Not That Surprised“ ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg, der schon eine deutliche Entwicklung gegenüber „I Know It’s Over“ erkennen lässt. Fans von souliger, handgemachter Popmusik sollten hier auf jeden Fall mal reinhören! (Anne)
Bewertung:
7,5 / 10
Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 14:44 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 20.11.2020