Die Alternative Metal und Hard Rock Band SAUL veröffentlichte am 23ten Oktober 2020 endlich ihr Debütalbum „Rise As Equals“. Bereits seit drei Jahren besteht die Band aus Iowa, doch bisher hatten sie nur ihre EP „Aeons“ (2019) vorzuweisen. Trotzdem waren sie schon mit Bands wie BUSH, FUEL oder HELLYEAH auf Tour und konnten einiges an Erfahrung sammeln. Nun haben sie ihren großen Durchbruch und steigen in der Musikwelt, als auch in den Herzen der Fans auf.
Die Gründungsmitglieder und Geschwister Blake und Zach Bedsaul mussten sich im letzten Jahr ihrem Schicksal stellen. Sie verloren ihre Mutter, denn diese erlag einem Krebsleiden und verstarb. Dazu verloren sie ihren kürzlich verstorbenen Bruder Caleb, für den die Geschwister den Song „Brother“ schrieben, um darin ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Einen schwachen Trost konnten sie darin finden, dass die Single zu einer Hitsingle wurde und sie über Nacht auf der Chartliste hinaufkletterten. Auch ihr Bassist William McIlvary musste sich dem Leben stellen, denn er verlor seinen Vater. Zusätzlich kam die Pandemie und sorgte für eine Verzögerung des Albums.
Das Endergebnis des Albums spiegelt ihre Lebensereignisse und ihr Gefühlschaos wider, was sie alle durchleben mussten. Trotz der vielen Schicksalsschläge, die sie alle einstecken mussten, haben sie diese so gut in ihren Texten verpasst, dass trotz der lauten metallischen Klänge, die gefühlvollen Worte mitten im Raum stehen und den Hörer direkt berühren.
Ihre tiefgehenden Texte, die über die eigene Verarbeitung der Geschehnisse sprechen, aber zugleich auch so offen sind, dass man als Fan mitfühlen kann, sind im knalligen Alternative Metal eingebettet. Begleitet wird dieser von elektronischen Verzierungen und schmetternden Gitarrenriffs, die der Melodie den letzten Schliff verleihen. Der Gesang von Blake hat zwei Seiten. Zum einen kann er mit seiner rauen Stimme harte Breakdowns und Screams erzeugen, allerdings kann er auch in eine völlig andere Richtung gehen und das ist der rhythmische poppige Gesang. In meinem Interview mit Zach Bedsaul erwähnte er, dass er ebenfalls gerne THE WEEKEND oder BRING ME HORIZON hört, wodurch die poppigen und elektronischen Einflüsse in der Melodie leicht zu erklären sind.
Bereits bei „Looking To Fight“ hört man heraus, dass Blake seine poppige Stimme mit harten Background Screams unterstützen kann, was einen netten Kontrast bietet. Auch der Text wird bereits hier in dem Alternative Metal eingebettet, wodurch die simple und melodische Grundidee sich schnell im Kopf festsetzt.
Und obwohl die Band noch so jung ist und relativ wenig vorzuweisen hat an Musik, ist es umso erstaunlicher welche Gäste sie ergattern konnten.
Für „King Of Misery“ ergab sich die Möglichkeit diesen mit David Draiman, dem Frontsänger von DISTURBED, zu schreiben! Im Interview erzählte Zach, dass sie diesen während des Lockdowns über Zoom schrieben. Und natürlich kamen sie um technische Probleme nicht herum, wodurch sich das Schreiben schwieriger gestaltet als erwartet. Doch im Endeffekt können sie auf ihr Ergebnis stolz sein. Musikalisch bleibt es ein typischer SAUL Track, der nicht abgekupfert klingt und ziemlich heavy ist.
„Get It Right“ hat mich persönlich bereits beim ersten Mal hören beeindruckt, da er einen tiefsinnigen Text hat. Er handelt davon, dass man nicht aufgeben soll und Dinge ausprobiert, denn nur so kann man wissen, ob man es richtig macht. Auch musikalisch kann sich der Track nicht verstecken. Die Riffs der Gitarren und des Basses blechern was das Zeug hält und der Schlagzeuger hat die Möglichkeit sich auszutoben.
Ein weiterer Gast: Morgan Rose von SEVENDUST als Gastschlagzeuger für „Inside“. „Inside“ lässt durch und durch die metallische Seite von SAUL durchdringen und erzeugt den Charakter für einen Moshpit.
Das Fazit für dieses Album lautet, dass SAUL definitiv an ihren Strophenliedern arbeiten muss, denn der Wechsel von Strophe-Refrain-Strophe-Bridge-Refrain ist sehr komprimiert. Lieder wie „Get It Right“ haben einen tiefsinnigen Text, doch es wird viel zu oft wiederholt, sodass kaum Abwechslung vorhanden ist und es eintönig klingt. Nach zwei Mal hören wurde das simple Prinzip verstanden und der Fan hat den Text im Kopf. Auch um den wiedererkennungswert der Band betrachte ich mit Sorge. „Brother“ oder „Don’t Close Your Eyes“ stellen sofort die Richtung der Band heraus, doch andere Tracks lassen sie wie einige andere Bands klingen. Die Band wird von vielen verschiedenen musikalischen Richtungen geprägt, sodass ich mir auch gut vorstellen könnte, diese miteinander noch überlegter zu kombinieren. Doch mit ihren tiefsinnigen und ehrlichen Texten haben sich mich bereits von Anfang an überzeugt und ich konnte mir eine Verbindung zu ihnen aufbauen. Auch Zach sprach über diese Verbundenheit im Interview, daher habe ich die Hoffnung, dass sie diese Eigenschaft behalten werden und für das nächste Album neue Kraft und Inspiration schöpfen, die hoffentlich nicht von schweren Schicksalsschlägen geprägt ist. (Sarah-Jane)
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 44:27
Label: Spinefarm Records
Veröffentlichungstermin: 23.10.2020