Die Review-Anfrage von偏執症者 PARANOID landete erst mal im Spam-Ordner meines E-Mail-Postfaches. Das ist auch wenig verwunderlich, da der dahintersteckende Algorithmus mit den Kanji, in denen der Bandname in der Regel geschrieben ist, wohl genauso wenig anfangen konnte wie ich zunächst. Um ehrlich zu sein, war ich auch kurz davor, die Mail einfach zu löschen, bis ich im Betreff sah, dass es eben nicht um irgendeine obskure japanische Wundermedizin, sondern tatsächlich um Musik ging. Handelte es sich hier um die Anfrage einer japanischen Band?
Nun wurde ich doch neugierig. Auch weil ich natürlich wissen wollte, was die kryptischen Schriftzeichen bedeuten.
Was dann kam, war schon ziemlich skurril. Auf Nachfrage erklärte man mir nämlich, dass die Schriftzeichen einfach die Japanische Schreibweise von PARANOID sei – okay das hätte ich mir eigentlich denken können – und nein man käme nicht aus Japan, sondern aus Schweden.
Doch das ist nicht das einzige, was bei PARANOID (ich verwende hier mal der Einfachheit halber diese Schreibweise) ein wenig schräg ist. Hier ist nämlich nicht nur der Bandname auf Japanisch geschrieben, sondern auch die Songtitel. Laut den Musikern liegt das daran, dass viele japanische Punkbands sich von europäischen Bands haben beeinflussen lassen. Die Skandinavier haben sich daher für den umgekehrten Weg entschieden. So gesehen wird hier tatsächlich ein Schuh draus.
An Informationen über PARANOID heranzukommen, ist dann allerdings weniger einfach. Doch wofür gibt es metal-archives.com? Wer dort sucht, wird auch sofort fündig. Die Gruppe wurde bereits 2012 in Frösön/Östersund, Jämtland gegründet und spielt bis heute in der Besetzung Jocke D-takt (Bass, Gesang), Emil Bergslid (Gesang) und Henrik Låsgårdh (Gitarre, Gesang). Zählt man die Beitrage zu Samplern hinzu, dann bringen es PARANOID mittlerweile auf sage und schreibe neunzehn Veröffentlichungen. Wobei die Studioalben „Satyagraha“ (2015) und „Heavy Mental Fuck-Up! (2018) wohl die wichtigsten sein dürften.
Mit „Out Raising Hell“ erschien nun am 25.09. das dritte Album. Aber wie klingt das denn nun?
Zuallererst muss gesagt werden, dass kein Hörer, obwohl die Songtitel allesamt auf Japanisch sind, ein Problem haben wird, die Texte von PARANOID zu verstehen. Diese sind nämlich, wobei wir wieder beim Thema „schräg“ wären, allesamt auf Englisch.
Die 10 auf „Out Raising Hell“ enthaltenen Stücke sind eine recht wilde Mischung aus D-Beat, Punk, Hardcore und Black Metal. Was den Black Metal angeht, sollte man jedoch nicht an den klirrenden, hochtechnischen Black Metal der Neuzeit, sondern vielmehr an den rumpelnden, räudigen und viel stärker am Punk orientierten Black Metal der ganz frühen Anfänge des Genres denken. Wem nun der Name VENOM durch den Kopf geht, der liegt vollkommen richtig.
PARANOID spielen auf „Out Raising Hell” keinen hochtechnischen glattgebügelten Black Metal, sondern den dreckigen, räudigen und ungehobelten Bastard mit dem VENOM zu dem wurden was sie heute noch sind. Das Ergebnis klingt äußerst spontan und wenig produziert. Genau das macht den ganz besonderen Charme von „Out Raising Hell“ aus. (Matthias)
Bewertung:
7,5 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 36:08 min
Label: D-takt & Råpunk
Veröffentlichungstermin: 25.09.2020