neànder - eremit

neander eremitNEÀNDER sind eine noch ziemlich junge Band, vor gerade einmal drei Jahren gegründet. Und jetzt bringen sie bereits ihr zweites Album raus. Die Berliner haben also offensichtlich jede Menge Energie und Kreativität, die raus muss. Bei dem Vierer handelt es sich um eine reine Instrumentalband, was ja oft recht schwierig ist. Den meisten fehlt dann doch irgendwo der Sänger. Auch ich tue mich oft schwer mit diesen Bands. Obwohl ich z.B. LONG DISTANCE CALLING sehr gerne mag. Und auf dem Prog Power Europe habe ich allerdings auch schon mal eine Instrumentalband gesehen, bei der mir erst nach ca. 45 Minuten aufgefallen ist, dass da ja überhaupt kein Sänger dabei ist.

Und so ähnlich geht es mir auch mit NEÀNDER. Hier fehlt einfach nichts, zu keiner Zeit vermisst man einen Sänger, sondern die Band schafft es, alleine mit Musik alle Lücken zu füllen. Hier passiert einfach immer so viel, dass man sich nie langweilt. Und das mit einer Intensität, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht.

Dabei beginnt das Album noch vergleichsweise leise und sanft, aber sehr doomig mit „Purpur Prelude“. Aber schon mit „Purpur“ ändert sich das allmählich. Düster und schwer stampft der Song vor sich hin. Durch die ständige Wiederholung des immer gleichen Themas wird man eingelullt, ja, fällt fast in eine Art Trance. Und dennoch wird das Stück nie langweilig, was ja schon eine Kunst für sich ist. Immer schneller und heftiger wird der Song und reißt den Hörer förmlich mit, ohne dass man sich dagegen wehren kann.

Auch beim Titelsong „Eremit“ greift man auf das gleiche Rezept zurück und spielt den Hörer mittels gleichförmiger Melodien in Trance. Doch allmählich wandelt sich das Bild. Während der Rhythmus recht gleichförmig bleibt, bilden sich langsam interessante Melodielinien, die zielsicher ihren Weg nehmen. Und auch wenn diese Melodielinien immer wieder helle Punkte bilden, so ist der Song in seiner Gesamtheit doch unglaublich heavy und doomig und steigert sich bis zu seinem schlussendlichen Höhepunkt kontinuierlich.

Da fällt man fast in ein Loch, wenn „Ora“ wieder mit deutlichen ruhigeren und leiseren Tönen beginnt. In tragendem Tempo geht es los, doch auch „Ora“ steigert sich im weiteren Verlauf, wird immer wieder dramatisch und eindringlich, streut jedoch auch immer wieder ruhige Momented ein. Ein Song, der einfach nie langweilig wird und richtig Spaß macht.

Das kurze „Clivina“ fungiert als ruhiges und melodisches akustisches Zwischenspiel, bevor das Album mit dem fast zwölfminütigen „Atlas“ sein Ende erreicht. Der Song beginnt nur mit Drums, die schon Großes ankündigen und Spannung aufbauen. Man bedient sich dem gleichen Rezept, das schon bei „Purpur“ und „Eremit“ funktioniert hat, nur lässt man sich dieses Mal noch sehr viel mehr Zeit. Mit den immer gleichen Melodien spielt man den Hörer in Trance und wird dann nach rund 6 Minuten so ruhig, dass man schon glaubt, der Song sei zu Ende – nur um dann nochmal zu explodieren und die härtesten Parts des Albums loszulassen. Ganz allmählich wird man dann wieder ruhiger und lässt „Atlas“ ruhig ausklingen.

Und somit kann ich auch NEÀNDER in der Kategorie „Instrumentalbands, bei denen man vergisst, dass da keiner singt“ einsortieren. Denn „Eremit“ wird trotz oder vielleicht sogar gerade wegen einer gewissen Einförmigkeit, die aber immer von interessanten Details unterbrochen wird, zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dieses Album kann man problemlos in Dauerrotation hören ohne es überhaupt zu merken. Von daher werde ich diese Band von nun an auf jeden Fall im Auge behalten. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 40:42 min
Label: Through Love Records
Veröffentlichungstermin: 09.10.2020

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