Oceans Of Slumber - Oceans Of Slumber

oceansofslumber oceansofslumberMit ihrem letzten Album „The Banished Heart“ konnten mich die Texaner OCEANS OF SLUMBER auf ganzer Linie überzeugen. Noch heute läuft das Album hier regelmäßig. Fast kommt das neue, selbstbetitelte Album ein wenig zu früh, denn eigentlich ist man noch damit beschäftigt, „The Banished Heart“ vollends zu verstehen, so komplex wie das Album ist. Aber hier ist nun „Oceans Of Slumber“ und das Album führt den Sound der Band logisch fort.

Gleichzeitig hat man sich aber auch vom letzten Album wegbewegt, ist noch progressiver geworden, vielleicht auch ruhiger, doch immer wieder brechen auch die harten Seiten der Band durch. Es mag täuschen, weil er vorher schon so gut war, aber ich würde sagen, Cammie Gilberts Gesang ist noch besser geworden. Aber an vielen Stellen auch zarter und zerbrechlicher. Und dennoch: Ihre Stimme hat einfach so viele Facetten, dass es immer wieder überrascht und erstaunt. Dazu kommen noch die Growls der männlichen Bandmitglieder, was das ganze alleine vom Gesang her schon sehr abwechslungsreich gestaltet.

Aber auch das Songwriting ist abwechslungsreicher geworden als auf dem letzten Album. Das ist im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig, da manche Songs ein wenig sperrig geraten sind. Aber eben nur auf den ersten Blick. Ist man erst mal tiefer in dieses Album eingetaucht, dann offenbart sich seine ganze Schönheit.

Eines der Highlights ist sicherlich der bereits vorab veröffentlichte Song „A Return To The Earth Below“, der mich schon beim ersten Hören überzeugen konnte. Hier steht Cammies Stimme über weite Strecken im Vordergrund über einem fast schon eingängigen, melodischen Song. Zwischendrin wird es auch mal ganz ruhig und gefühlvoll, bevor die Band mit Macht zurückkehrt. Ein ganz, ganz großartiger, progressiv angehauchter Song.

Doch schon davor findet sich einer meiner persönlichen Favoriten: „Pray For Fire“ beginnt ganz ruhig und akustisch, Cammies zu Beginn noch zarte und zerbrechliche Stimme steigert sich gemeinsam mit dem Song immer mehr, um schließlich düster und bedrohlich zu werden und letztendlich in eine Art Sprechgesang überzugehen, der droht: „They pray for forgiveness, but I pray for fire!“. Darüber bricht ein wahres Drumgewitter herein und Growls lassen den Song noch düsterer werden. In diesem einen Stück zeigen OCEANS OF SLUMBER ihren ganzen Facettenreichtum, aber auch ihre dunkle, doomige Seite – und doch wirkt alles wie aus einem Guss.

Am besten beschreibt den Sound des neuen Albums wohl der Song „The Adorned Fathomless Creation“. So wie auch das gesamte Album, so zeigt auch dieser Song immer wieder seine weiche, sanfte, aber auch seine harte, brutale Seite, die immer wieder auseinander driften und doch immer wieder zusammen finden und zeigen, was für einen schönen Kontrast Cammies Stimme zur Musik bilden kann – oder welche Harmonie sich zwischen beiden einstellt.

Schon auf dem letzten Album bildete das Duett mit Tom Englund von EVERGREY einen Höhepunkt. Auch auf „Oceans Of Slumber“ gibt es wieder ein solches, dieses Mal mit Mick Moss von ANTIMATTER, der auch im zugehörigen Video zu sehen ist. Und auch jetzt ist das wunderschöne Duett, wenn auch ganz anders gestaltet, einer der Höhepunkte des Albums. Einziges Manko: der allzu plötzliche Schluss. Aber das ist ja Geschmackssache.

Ein wahrer Genuss sind auch die ruhigen Stücke „I Mourn These Yellowed Leaves“ und „September (Those Who Come Before)“. In diesen ruhigen, sanften und zarten Songs kann man sich ganz und gar verlieren. Und dabei scheint doch auch immer wieder die OCEANS OF SLUMBER eigene Schwermütigkeit durch.

Zwischen „The Banished Heart“ und dem nun erschienenen „Oceans Of Slumber“ hat die Band immer mal wieder Coverversionen diverser Songs veröffentlicht, zuletzt „Strange Fruit“, wozu es auch wieder ein sehenswertes Video gibt. Und so beendet man auch dieses Album mit einem Cover – „Wolf Moon“ von TYPE O NEGATIVE. Und – es wird Leute geben, die mich für diese Aussage steinigen wollen werden – diese Version gefällt mir besser als das Original. Die Interpretation von OCEANS OF SLUMBER verfügt über die düstere Heavyness des Originals, aber gleichzeitig hat man es geschafft, dass das Stück klingt, als sei es ein OCEANS OF SLUMBER-Song. Selbst beim Covern zeigen die Texaner ihre ganze Klasse.

Und damit können OCEANS OF SLUMBER auch mit ihrem vierten Album zeigen, dass sie eine ganz außergewöhnliche Band sind, die noch viel zu unbekannt ist. Es ist nur einfach ein Jammer, dass derzeit keine Touren stattfinden. Denn auf der letzten hatte ich die Truppe leider verpasst und so habe ich sie noch nie gesehen. Was ich aber unbedingt möchte, denn auch das selbstbetitelte Album ist wieder einfach großartig geworden. Beim letzten Album hatte ich schon neun Punkte vergeben – hier bleibt mir wohl auch nichts anderes übrig. Jeder, der bisher noch nichts von dieser Band gehört hat, sollte das schleunigst ändern. (Anne)


Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 71:32 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 04.09.2020

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