Sie sind wild und ungezähmt, heute wie damals, als wären keine sechs Jahre vergangen, als hätten GRACE.WILL.FALL mit „No Rush“ ihr sperrigstes Album veröffentlicht, darf man es denn sperrig nennen, denn das klingt eigentlich zu negativ für die Musik des sympathischen Fünfers. Sie machen einfach das, was Laune macht. Und das klingt eben auch nicht immer entspannend...also eigentlich gar nicht.
Das Quintett aus Jönköping lässt sich ihre Spielfreude nicht nehmen, und wenn man so hört, was für irres Zeug sie spielen, wundert es einen nicht schlecht, dass ihre Liveshows so derart ausartend gestaltet sind. Da erinnert man sich schon mal an den ungeheuren Schub von CONVERGE, gepaart mit viel klassischem Rock‘n‘Roll. Die Gitarren sind nach wie vor höchstens leicht angecruncht und machen dabei Lärm wie zehn Highend-Zerren. Wie gut, dass die angestaute Energie mal wieder in Form eines Albums an die frische Luft kam. Aber auch leicht Angestaubtes wie eine Neuauflage von „Hopplös Hopplöshet“, von der EP „Punkjävlar“ des Jahres 2011 entnommen, kommt wieder einen Tacken härter rüber.
Sänger und Frontmann Ulf Blomberg überstrapaziert hier nicht nur erneut seine Stimmbänder, sondern zeigt sich auch für die Produktion verantwortlich. Mittlerweile bekannt und beliebt durch seine Arbeit in den HoboRec Studios sah man ihn schon fast außerstande, sein Steckenpferd GRACE.WILL.FALL wieder zu reanimieren.
Und auch wenn sich alles etwas hinzog, so kann sich das Ergebnis sehen und vor allem hören lassen. Diese elf Songs haben noch keinen Computer oder Digitales Bit von Weitem gesehen und wurden alle auf Band aufgenommen, was jedwede Studiotrickserei von vorneherein ausschließt. Dennoch klingt es wie aus einem Guss und drückt einem gepflegt das Gesicht ein. Vermissen tut man nicht wirklich was zu den Vorgängeralben, auch wenn im Grunde genommen nichts dazu kam, kann man aber trotzdem noch eine dicke Schippe spielerischer Raffinesse erkennen, die sich die Schweden hier in ihrer Abstinenz noch draufgepackt haben.
Ich freue mich derweil ömmelig über ein neues Lebenszeichen von GRACE.WILL.FALL und kann es gar nicht erwarten, die Jungs nach der Seuche hoffentlich wieder live in der Nähe erleben zu dürfen. Skål! (Jochen)
Bewertung:
8,5 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 37:10 min
Label: Midsummer Records
Veröffentlichungstermin: 29.05.2020