Seit AA mit Danny Worsnop wiedervereint ist, haben sie das Album „AA“ veröffentlicht und unzählige Konzerte und Festival zusammen bestritten. Waren Sie anfangs ihrer Karriere für brachiale Breakdowns, Screamcore und tiefe Growls bekannt, konnte man jedoch schon auf dem letzten Album hören, dass die Band einer Neuausrichtung entgegenlief.
Die Band ging schon immer mit der Zeit mit, doch bei ihrem neuen Album „Like A House On Fire“ hätte ich nicht damit gerechnet, dass sie solch ein Ausmaß an Stilbruch wagen! Die einstige Metalcore Band spielen nun 15 Lieder, die dem Genre des Pops verfallen sind und MAROON 5 widerspiegeln. Was ist mit ASKING ALEXANDRIA passiert und gibt es Hoffnung für sie?
Zunächst steigt „House On Fire“ mit einem recht ruhigen Intro ein. Doch wie aus dem Nichts folgen härtere Riffs und auch das Schlagzeug steigen steigt plötzlich ein. Alles spielt sich in Sekundenschnelle ab. Ebenso von kurzer Dauer sind die Screams von Danny, die jedoch eher halbgar vermittelt werden, weil der Song sich am Pop orientiert . Zeitweise erinnert mich der musikalisch Aufbau vom Song an das letzte Album, da auch der Background Chor wieder zum Einsatz kommt. Leider fehlt die mitreißende Härte.
„They Don’t Want What We Want“ klingt ähnlich gestrickt. Inhaltlich ist der Text aufs minimalste komprimiert, sodass dieser wegen ausgeprägter Belanglosigkeit)direkt an mir vorbeizieht.
„Down To Hell“ erinnert mich in den ersten Sekunden an „Letterbomb“ von GREEN DAY. Wer den Anfang beider Lieder hört, der kann nachvollziehen, was ich meine. „Nanananana“ wer kennt das noch? „Na Na Na“ von MY CHEMICAL ROMANCE schießt mir in den Kopf. Vom Rhythmus und der Betonung sind sie nicht gleich, aber es erinnert mich daran. Der Part eignet sich sicherlich fürs mitsingen während Konzerte. Musikalisch bietet der Song keine Änderung zu seinen Vorgängern, doch insbesondere in diesem Song fällt mir auf, dass die Stimme von Danny sehr synthetisch und verzerrt klingt. Leider klingt dies so dermaßen künstlich, dass ich sehr enttäuscht von dieser Entwicklung bin. Gräbt man weiter, findet man tatsächlich einen Screaming Part. Zusammengefasst ist dieser ein Pop-Song, der kaum noch Spuren von Metal enthält und ansprechend für den Mainstream ist.
Als „Antisocialist“ veröffentlicht wurde, war ich noch ein großer Fan von dem Song. Auch jetzt noch! Er klingt nicht schlecht, aber im Kontrast zu den letzten Liedern (und wir stehen noch Anfang) sticht er nicht mehr heraus. Hier kehrt man der Pop-Richtung Rücken zu und geht mehr auf Alternative Rock zu.
Kaum zu glauben, aber es gibt schon wieder eine neue Wendung: eine kitschige Rockballade namens „I Don’t Need You“ mit der Sängerin Grace Grundy wie Danny Worsnop heute bekannt gab. Sicherlich werden durch das Feature die Herzen der Mädels höher schlagen, meins leider nicht.
„One Turns To None“ ist tatsächlich einer der Songs, die mich wieder mehr anspricht, denn er tastet sich vorsichtig an Metal heran. Die Gitarren und das Schlagzeug wurden für einen kurzen Augenblick aus der staubigen Ecke herausgeholt, sauber gemacht und benutzt. Manchmal geht es nicht nur darum harte Riffs zu spielen, sondern auch eine Melodie zu kreieren, die Affekte mit sich trägt. Aber um nicht nur die Gitarre zu würdigen, auch das Schlagzeug bietet einen markanten Beat, bei dem man im Takt mitnickt.. Ebenso erklingt der Chor, den man auch schon vom letzten Album her kennt. Es taucht endlich ein musikalischer Wechsel auf der Platte auf!
Darauf folgt der Track “It´s Not Me (It´s You)”, mit den ASKING ALEXANDRIA musikalisch in Richtung Indie-Rock und Alternative Rock rennen. Soweit klingt das nicht schlecht. Die Passage „No, I don’t need that shit“ spiegelt meine Meinung zu dem Song wieder, wenn es um die Stimme von Danny geht. Hätte ich Danny zum ersten Mal hören, würde ich denken, er gehört dem aktuellen Mainstream an, denn seine Stimme klingt technisch manipuliert. Aber weil ich sie kenne, frage ich mich eher, ob er überhaupt jemals Screamen konnte. Das ist mir leider häufiger auf dem Album aufgefallen und das macht mich traurig. Seiner Stimme klingt als wäre die Kraft verpufft.
Dagegen bietet „Give You Up“ tatsächlich eine andere Richtung, die deutlich heraussticht. Hier orientieren sie sich an Synthesizer-Musik mit guten Beats, allerdings bleibt es poppig. Auch „In My Blood“ geht in die elektronische Richtung, bleibt aber markant und unverkennbar, durch einen guten Rhythmus und Beat. Ich würde sagen, dass dieses Stück eine Nummer besser ist als der Track zuvor, weil Elektro Elemente mit Alternative Metal gemischt werden. Ein Manko gibt es allerdings am Song. Früher hätte man den Refrain durch einen Scream geschmückt, heute wird er ganz leise, wie ein Regentropfen, gesungen und in einer Tonlage, als hätte sich Danny selbst vor seiner hohen Stimme erschreckt.
Ich weiß nicht wie oft ich „The Violence“ gehört habe, weil es so unfassbar gut klingt. Der gehört ins Radio, in jede Serie und in jeden Actionfilm, der noch gedreht wird. Jedes harte Riff und jeden Scream, den ich mir die letzten 35 Minuten gewünscht habe, liegt hier gebündelt vor. Zwar wird hier alles durch den Verzerrer gejagt, aber das rundet den Song nur nach oben fein ab. Um meine Liebe besser für diesen Song zu definieren: bei Instagram gibt es ein Video, in dem Danny das neue Album ankündigt und dann zum Tonstudio fliegt, die Tür aufreißt und schreit “Yes, yes, that was very very good.“. Das beschreibt meine Liebe zu dem Song am besten.
Das neue Albumcover ist sehr schön kreativ gestaltet. Es wurden viele Details verarbeitet, die im Gesamtpaket auch ein schönes Bild geben und Raum zur Interpretation bieten. Ein Lob an den Künstler, der hier seine Kreativeseite ausleben durfte. Dies ist eindeutig aussagekräftiger als das letzte Cover vom letzten Album, nur leider passt es überhaupt nicht zum Album. Einige Textstellen mögen wohl hier und da auf ein Bild zutreffen, aber Textstellen machen nicht ein Album aus, sondern der gesamte Inhalt. Und vom Inhalt ist hier wenig zu sehen. Ebenso klingt das Album nicht so düster und heilig, wie es das Cover zeigt.
Leider kann ich nach Ende des Albums nicht sagen „Yes, that was very good! Nur „One Turns To None“, „In My Blood“ oder „The Violence“ bleiben mir nach dem ersten Mal hören besonders im Ohr hängen. Es liegen 15 neue Songs vor und die wenigsten beißen sich fest, weil das Album im Gesamtpaket so eintönig und monoton wirkt, was sehr schade ist. Der Sound wäre passend für eine Band wie MAROON 5, denn das Album trieft nur so vor Pop-Songs.
Auf „Like A House On Fire“ musste man wohl an Gitarrenaufnahmen sparen beziehungsweise an Melodien, denn die Riffs waren teilweise da. Auch die Stimme von Danny kling oftmals so verändert und verzerrt, dass ich mich frage, wie das bitte live klingen soll und ob er überhaupt einen Ton davon treffen wird. Was nützt es Lieder einzusingen, wenn Auto-Tune die Regie übernimmt. Vermutlich wird mir im erst im Laufe der Zeit noch der ein oder andere Song gefallen, wenn man nicht das ganze Album an einem Stück hört, sondern einzeln. Denn wie gesagt, die wenigsten Lieder unterscheiden sich musikalisch.
Nach solch einem Ergebnis bin ich ein wenig von der Leistung enttäuscht und sehne mich nach ihrem letzten Album. Dieses war überaus Abwechslungsreich und bot wesentlich längere Screams, an denen ich mich ergötzen konnte. Ihre Akustikversion von „Someone, Somewhere“ war ein Stilwechsel, aber immerhin haben sie sich getraut zu experimentieren und hatten im Endeffekt ein überraschend gutes Ergebnis. Als ich sie auf dem Graspop 2018 gesehen hatte, waren die Fans von ihren Akustikumsetzungen begeistert schwer beeindruckt. Wenn ASKING ALEXANDRIA eine neue Richtung einschlagen möchten, dann dürfen sie sich das auch konsequent trauen und auf einem Album ordentlich Abwechslung bieten! Die wenigen abwechslungsreichen Tracks wie zum Beispiel „In My Blood“ kamen bei mir gut an, jedoch fehlt dort noch der Feinschliff für den Diamanten. Mir schwant, die Metalcore-Zeiten von ASKING ALEXANDRIA seien zu Ende und eine neue Ära würde anbrechen.(Sarah-Jane)
Bewertung:
6,5 / 10
Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 49:19 min
Label: Sumerian Records / ADA Warner
Veröffentlichungstermin: 15.05.2020