WILLIE NELSON ist eine lebende Legende der Country-Musik und außer KRIS KRISTOFFERSON der letzte Überlebende der HIGHWAYMEN, welche ursprünglich aus JOHNNY CASH, WILLIE NELSON, WAYLON JENNINGS und KRIS KRISTOFFERSON bestanden. Anfang der 70er wurde der Texaner zum Zentrum der sogenannten Outlaw-Bewegung, die gegen das Nashville Establishment rebellierte. Die Outlaw-Musik orientierte sich sehr viel mehr an den klassischen Wurzeln der Country-Musik als der weit ins Pop-Lager abgedriftete Nashville Sound.
Sieht man sich alleine einmal die Zahl seiner in den letzten Jahren veröffentlichten Alben an, dann kann man kaum fassen, dass der Mann tatsächlich schon 85 Jahre auf dem Buckel hat. Und ans Aufhören denkt er offensichtlich noch lange nicht. Nachdem letztes Jahr sein Album „God’s Problem Child“ erschien, veröffentlichte WILLIE NELSON dieses Jahr bereits den Nachfolger „Last Man Standing“. Doch noch immer scheint der „Red Headed Stranger“ nicht genug zu haben, und so erschien am 14.09. mit „My Way“ bereits seine zweite Scheibe in diesem Jahr. Man mag es kaum glauben, aber es ist bereits seine ACHTUNDSECHZIGSTE!
Wer an WILLIE NELSON denkt, der denkt zunächst an Country und an seine berühmte Gitarre „Trigger“ seine Martin N-20 Akustikgitarre mit Nylonsaiten, die durch jahrzehntelange Benutzung ein Loch im Korpus hat. Doch NELSON kann viel mehr als nur Country, wie er auf „My Way“ eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Dort huldigt die lebende Legende einer anderen, bereits vor 20 Jahren von uns gegangenen Legende. Diese hörte auf den Namen FRANK SINATRA.
Was zuerst ungewöhnlich scheint, macht gleich aus mehreren Gründen durchaus Sinn. So waren die beiden zu Lebzeiten Sinatras gut befreundet und Bewunderer der Musik des jeweils anderen. Und so wie „Ol‘ Blue Eyes“ zu seinen Lebzeiten eine ziemlich coole Socke war, so ist es Willie auch mit 85 noch.
Natürlich kann man Sinatra-Songs nicht einfach als Country-Songs interpretieren und so klingen die hier enthaltenen 11 Stücke von der Instrumentierung genauso, wie der Originalkünstler sie aufgenommen hat.
Die grundlegende Frage, die man sich jedoch bei „My Way“ stellt, ist ob Nelson Sinatra kann. Ja, kann er und wie. Schon beim das Album eröffnenden „Fly Me To The Moon“ ist man geplättet was da so alles in Willie steckt von dem man bisher nichts ahnte. Auch bei „One For My Baby (And One More For The Road)" überzeugt der Künstler. So wie im Duett mit Norah Jones bei „What Is This Thing Called Love“. Doch bekommt er auch die Nummer hin, für die Sinatra auch heute noch weltberühmt ist?
An „My Way“ haben sich schon viele Sänger versucht und ebenso viele sind grandios daran gescheitert. Das mag noch nicht einmal daran liegen, dass sie die Nummer nicht singen können, sondern ich ihnen schlicht und ergreifend nicht abkaufe, was sie da singen.
Wer sich ein wenig mit der Biografie Nelsons auskennt, der wird wie ich zu dem Schluss kommen, dass er nach Sinatra selbst, wohl der Einzige ist, der dieses Lied glaubhaft singen kann. Hut ab vor dieser Leistung!
Für Hartgesottene ist „My Way“ absolut die falsche Platte. Wer aber musikalisch aufgeschlossen ist, der wird von diesem Album begeistert sein. Dieses Projekt war WILLIE NELSON eine Herzensangelegenheit und das merkt man bei jeder einzelnen Note. Coveralben gibt es unzählige, aber nur in wenigen steckt so viel Herzblut wie hier.
Ich denke jedoch, dass man Stücke, die zum Großteil Musikgeschichte geschrieben haben, auch wenn sie hier von einem anderen Musiker gecovert werden, nicht bewerten kann. Darum verzichte ich hier bewusst auf eine Bewertung. (Matthias)
Bewertung:
- / -
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 32:06 min
Label: Legacy Recordings
Veröffentlichungstermin: 14.09.2018