DARK TRANQUILLITY gehören zu den Urgesteinen der Göteburg-Melodeath-Szene. Musikalisch begleiten sie mich mittlerweile seit weit mehr als zwei Jahrzehnten und da muss ich natürlich hin, wenn sie dann so heimatnah spielen. Umso mehr, da ich sie auf der letzten Tour mit MOONSPELL verpasst habe, da das einzige für mich machbare Konzert bereits ausverkauft war, bevor ich mir ein Ticket holen konnte. Davor muss man heute (unverständlicherweise) keine Angst haben, denn die Garage könnte besser gefüllt sein für das, was heute Abend geboten wird.
HIRAES
Vor allem bei der ersten Band ist es noch ziemlich leer. Ob das daran liegt, dass das Konzert laut Homepage der Garage erst um 19:30 Uhr beginnen soll, die Deutschen aber bereits um 19:00 Uhr loslegen? Wie auch immer, bei HIRAES handelt es sich um keine Unbekannten, alle Mitglieder haben davor bereits jahrelang in anderen Bands gespielt. Und ich muss sagen, obwohl ich Sängerin Britta Görtz seinerzeit mit CRIPPER mehrfach gesehen habe, habe ich sie heute nicht erkannt, weder am Gesang, noch am Aussehen. Den Gesang fand ich zum Teil sogar etwas enttäuschend, insbesondere die wenigen Cleangesangparts. Doch Britta spricht im Laufe des Auftritts Soundprobleme auf der Bühne bzw. mit dem Mikro an – vielleicht hat sie sich auch einfach nicht (richtig) gehört. Die Band beschränkt sich heute ausschließlich auf Songs des zweiten Albums „Dormant“ (etwas schade eigentlich), darunter „About Lies“, „We Owe No One“ und „Undercurrent“. Insgesamt kann die Band überzeugen und heizt das Publikum schon ordentlich an und macht sich auch perfekt als Vorbereitung auf den heutigen Headliner.
MOONSPELL
Die Portugiesen habe ich aus unerfindlichen Gründen schon ewig nicht mehr gesehen. Die setzen mittlerweile bei ihren Auftritten mehr auf Musik und weniger auf Show. Vorbei die Zeiten, in denen Fernando Ribeiro (der mittlerweile Edgar Allan Poe verdächtig ähnlich sieht) mit Pestmaske auf die Bühne kam und mit Lampen und leuchtenden Kreuzen herumhantierte. Heute geht es direkt los und mit „Opium“ setzt die Band gleich auf einen Klassiker. Das scheint auch das Motto für den ganzen Gig zu sein, denn mangels eines aktuellen Albums hat sich die Truppe wohl entschlossen, auf dieser Tour etwas für die langjährigen Fans zu machen und spielt – bis auf „Common Prayers“ vom aktuellen Album „Hermitage“ (das aber auch schon vier Jahre auf dem Buckel hat) - nur Songs, die mindestens 10 Jahre alt sind. Etwas schade finde ich, dass es kein Song vom großartigen Album „1755“ auf die Setlist geschafft hat, das hätte ich tatsächlich lieber gehört als „Common Prayers“. Aber was soll’s, viel zu meckern gibt es bei diesem Auftritt nicht. MOONSPELL liefern genau das, was die Fans, v.a. die langjährigen, hören wollen. „Opium“, „Awake!“, „In And Above Men“, und all die anderen Klassiker, nicht zuletzt „Alma Mater“ und „Full Moon Madness“ bringen die ganze Garage zum Mitsingen und versetzen einen kurz zurück in alte Zeiten. Ein fantastischer Auftritt ohne viel Schnickschnack.
Setlist MOONSPELL:
Opium
Awake!
Common Prayers
Extinct
Night Eternal
Finisterra
In And Above Men
From Lowering Skies
Everything Invaded
Nocturna
Breathe (Until We Are No More)
Alma Mater
Full Moon Madness
DARK TRANQUILLITY
Für Schnickschnack sind auch die Schweden nicht bekannt, auch hier geht es von der ersten Sekunde an in die Vollen. Im Gegensatz zu den Portugiesen haben DARK TRANQUILLITY ein neues – und gar nicht schlechtes – Album im Gepäck und auf diesem liegt folglich auch der deutliche Schwerpunkt des Auftritts. Doch auch sie beglücken die Fans mit alten Songs, sogar von den Alben „Haven“ und „Projector“ gibt es jeweils ein Stück. Das Publikum feiert die Band ab, bald gibt es die ersten Crowdsurfer, was der Security nicht allzu sehr zu gefallen scheint, Sänger Mikael Stanne dafür aber umso mehr. Immer wieder reicht er den Crowdsurfern von der Bühne aus die Hand oder klatscht mit ihnen ab, wenn sie den Graben erreichen. Mittlerweile merkt man der Band schon an, dass sie älter geworden ist, auch Mikael Stanne macht nicht mehr ganz so viele Kilometer wie früher, singt aber immer noch hervorragend. Er sucht häufig den Kontakt zum Publikum und strahlt die ganze Zeit über beide Ohren – ihm merkt man deutlich an, wie viel Spaß ihm diese Auftritte machen. Besonders begeistert ist die Band von einigen Kindern im Publikum. Immer wieder winken sie ihnen zu, zeigen einen erhobenen Daumen und für jedes Kind gibt es auch irgendwann im Laufe des Konzerts ein Plektrum. Sympathische Nachwuchsförderung. Bei DARK TRANQUILLITY weiß man nie, welchen Song man besonders hervorheben sollte, denn gefühlt haben sie fast nur großartige Stücke geschrieben. Von einem Hit geht es zum nächsten, die Zuschauer singen permanent mit und feiern die Band ab. Doch alles muss ein Ende haben. Tatsächlich bin ich überrascht, dass es eine Zugabe gibt, denn früher gehörten die Schweden zu den Bands, die sich das Spiel mit der Zugabe sparten und gleich bis zum Ende spielten. Heute bekommen wir dagegen gleich drei Zugaben und eine besser als die andere. Ein hervorragendes Ende für einen tollen Konzertabend! (Anne)
Setlist DARK TRANQUILLITY:
The Last Imagination
Nothing to No One
Cathode Ray Sunshine
Unforgivable
Forward Momentum
Damage Done
Our Disconnect
Wayward Eyes
Terminus (Where Death Is Most Alive)
Atoma
Shivers and Voids
Empty Me
Not Nothing
Phantom Days
Final Resistance
ThereIn
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The Wonders at Your Feet
Lost to Apathy
Misery's Crown
Fotos: Klaus
Dark Tranquillity + Moonspell + Hiraes (Fotos: Klaus)



































