NECROLEPSIA gehören schon lange zu meinen Lieblingsbands, aber die Band, bzw. das Projekt lag fast genauso lange auf Eis. Daher hatte ich es nie geschafft, die Gruppe auch live zu sehen. Deshalb drohte ich meinem Freund John, der treibenden Kraft hinter NECROLEPSIA, dass wir ein Problem bekämen, sollte die Band nochmal live auftreten und ich nicht rechtzeitig Bescheid wissen. Offensichtlich waren meine Drohungen so nachhaltig, dass ich schon im Mai Bescheid bekam, dass das Konzert zwischen Weihnachten und Neujahr stattfinden sollte. Da hatte ich dann natürlich keine Ausreden mehr von wegen das sei zu kurzfristig. Also verbringe ich Weihnachten und Silvester auf den Färöern, um dem färöischen Metal zu frönen. Direkt nach Weihnachten, am 27.12., geht es in die Brauerei OY, wo man nicht nur Bier kaufen und essen kann, sondern eben neuerdings auch Konzerte besuchen.
EIMYRJA
Den Abend eröffnet die relativ neue Band EIMYRJA, die aber trotzdem die einzige Band ist, die ich schon mal live gesehen habe, und zwar im Februar dieses Jahres auf dem Týrfest. Damals hat mir die Truppe richtig gut gefallen und ich habe mir vorgenommen, sie im Auge zu behalten. Allerdings hat die Band noch keine echte Veröffentlichung vorzuweisen, so dass es schwer ist, sich in ihr Material einzuarbeiten. Ich hoffe, dass bald auch mal eine physische Veröffentlichung erscheint. Die Band gibt sich viel Mühe, versucht auch das Publikum zu animieren – doch das ist noch etwas träge. Da hilft es sicher nicht, dass es sich viele an den Tischen und auf den Stufen in der Brauerei bequem gemacht haben. Allerdings muss ich auch sagen, dass Sänger Gerhard Páll Lognberg heute stimmlich etwas schwächelt und nicht so gut wie noch im Februar ist. Das könnte aber auch daran liegen, dass der Gute heute Geburtstag und vielleicht schon etwas zu viel gefeiert hat. Erst gegen Ende des Auftritts kommt so langsam Stimmung auf, auch die Mitsingspielchen brauchen erst etwas Anlauf. Ein solider Auftritt der Truppe, jedoch mit leichten Schwächen und insgesamt für die Band ein eher undankbares Publikum, das ruhig etwas mehr hätte aus sich rausgehen können.
GORESQUAD
Ganz anders sieht es bei GORESQUAD aus. Auf die haben offensichtlich alle gewartet, denn von Anfang an ist das Publikum wie ausgewechselt. Deutlich mehr Leute stehen jetzt direkt vor der Bühne und feiern von Anfang an ausgelassen. GORESQUAD wollte ich schon lange mal sehen, doch die Band tritt so selten auf, dass es bisher noch nie geklappt hat. Zum größten Teil besteht die Truppe aus Mitgliedern von HAMFERÐ, die hier eine ganz andere musikalische Seite zeigen. Auf Platte hat die Band regelmäßig unzählige Gastsänger an Bord – live ist es heute aus diversen Gründen nicht ganz so vielfältig. Dafür kommt dann John Åge Frost gleich mehrfach als Gastsänger auf die Bühne und bei Mutilation Chamber hat man mit den Brüdern Fríði und Heini Djurhuus gleich zwei Gäste auf der Bühne. Ansonsten übernimmt Eyðun Í Geil Hvannastein den Leadgesang, während er bei HAMFERÐ ja nur für die Backing Vocals zuständig ist. Das Publikum feiert die Band von der ersten Minute an unglaublich ab. Man hat das Gefühl, dass alle nur diesen Auftritt herbeigesehnt haben. Bei beinahe jedem Song gibt es einen Moshpit und jeder einzelne Song wird bejubelt und mitgesungen. Von der Band selbst könnte man etwas mehr Action auf der Bühne erwarten, aber andererseits brauchen sie das auch gar nicht, das Publikum ist sowieso begeistert und am Ende wird auch eine Zugabe gefordert. Schade, dass es keine gibt (wobei das aber eben auch am Mangel an weiteren Songs liegt), denn GORESQUAD waren wirklich gut und haben richtig Spaß gemacht.
Setlist GORESQUAD:
Enemy Unknown
At Peace
Mutilation Chamber
Depths Of The Mothership
Dismemberment Dilemma
These Slithering Monstrosities
Murder Pact
In The Wake Of The Genocide
The Endling
Cryoslaughter
SVARTSALT
Nun wird es düsterer, denn während es bei GORESQUAD vor allem um den Spaß geht, so sind SVARTSALT doch wesentlich Doom- und Black-Metal-lastiger unterwegs. Das hält die Leute aber natürlich nicht vom Feiern ab. Ich muss sagen, ich habe schon einiges von SVARTSALT auf Platte gehört, aber es konnte mich nicht so ganz überzeugen. Live habe ich die Band noch nie gesehen und hier muss ich sagen: Ich finde sie live deutlich besser als auf Platte. Die einzelnen Songs kommen live einfach viel besser rüber und auch wenn das Publikum – der Musik angemessen – etwas langsamer wird, so wird die Band doch abgefeiert. Und wenn man sich die hohe Anzahl an SVARTSALT-Shirts (endlich bin ich auch Eigentümer eines solchen) im Publikum ansieht, dann verwundert das auch nicht weiter. Bisher haben sich alle Sänger mit Ansagen zurückgehalten, doch gegen Ende wird John Ivar Venned, der heute nur ersatzweise am Gesang für den abwesenden Pól aushilft, doch noch redselig und bedankt sich bei allen Veranstaltern, und besonders bei der Brauerei OY, die zum einen diese Spielstätte geschaffen, und zum anderen ein Bier nach SVARTSALT benannt hat (übrigens ein Porter mit Lakritz und Salz und ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich probieren will). So schafft er es auch, dass Publikum zu OY-Sprechchören zu animieren und irgendwie geht der Auftritt der Band viel zu schnell vorbei.
NECROLEPSIA
Und damit wären wir auch schon beim Hauptgrund meiner heutigen Anwesenheit angelangt – NECROLEPSIA. Schon sehr lange wünsche ich mir, die Truppe live zu sehen, bisher ist mir das nicht gelungen. Was auch hauptsächlich daran liegt, dass die Band seit sieben Jahren keinen Auftritt mehr hatte. Aber jetzt ist es endlich soweit und nicht nur ich freue mich riesig. Genau wie die beiden Bands davor wird NECROLEPSIA vom ersten Song an abgefeiert, die Leute headbangen, recken ihre Fäuste in die Höhe und singen mit. Die extrem groovigen Songs zwingen auch aber geradezu dazu. Da kann kaum einer stillstehen. Doch damit nicht genug – bei “Atterglans” setzen sich einige auf den Boden und beginnen in einem imaginären tíggjumannafar zu rudern – seltsame Metalrituale und färöische Tradition liegen eben manchmal doch ganz nah beieinander. Oder waren es am Ende gar die Färinger, die das Rudern im Publikum auf den Kontinent gebracht haben? Jedenfalls muss sich die Band keine große Mühe geben, die Zuschauer zum Mitmachen zu bewegen, auch wenn insbesondere Bandkopf John Åge Frost ständig wilde Grimassen zieht. Wie auf Platte, so grooven die neuen Songs auch live anders als die alten – aber trotzdem gut. Natürlich gibt es auch hier diverse Moshpits und alle feiern gemeinsam eine große Metalparty. Der Auftritt geht einfach viel zu schnell zu Ende und der Forderung des Publikums nach einer Zugabe kann ich mich nur anschließen. Die gibt es allerdings mangels weiteren Materials leider nicht, denn die Band hat ja gerade einmal ein Album veröffentlicht. Ich hätte aber auch nichts dagegen gehabt, wenn man z.B. “Necrolepsia” einfach noch ein zweites Mal gespielt hätte. Doch auch ohne Zugabe bin ich einfach nur wahnsinnig glücklich, dass ich die Band endlich live erleben konnte. Und das auch noch zusammen mit anderen Bands, die ich schon lange mal sehen wollte.
Setlist NECROLEPSIA:
Oktober
Necrolepsia
Dystre Dommer
Leningrad
Atterglans
Fienden
Vinternatt
Foruten Vind
Plagesalmen
Dødens Veer
Es gibt Leute, die haben die färöische Metalszene bereits totgesagt. Das kann man in gewisser Weise noch nachvollziehen, wenn man überlegt, wie viele wirklich aktive färöische Metalbands es momentan gibt und bedenkt, dass es auch mal eine Wacken Metal Battle Føroyar gab, an der zwölf Bands teilnahmen. Doch dieser Abend hat gezeigt, dass die färöische Metalszene alles andere als tot ist und die Leute regelrecht nach einem reinen Metalkonzert gelechzt haben. Bleibt zu hoffen, dass das nächste nicht allzu lange auf sich warten lässt. Es war schön, so viele Freunde und Bekannte auf einem Haufen zu treffen und gemeinsam eine tolle Metalparty zu feiern und so viele gute Bands live zu erleben. Daher auch von mir ein Dankeschön an alle Organisatoren! (Anne)
Necrolepsia + Svartsalt + Goresquad (Fotos: Anne)




















































