Die Konzertsaison neigt sich ihrem Ende zu, und da bekommen wir in der Rockhal in Luxemburg noch einmal eine dreistöckige Thrash Metal-Torte der besonderen Art geboten. KREATOR, ANTHRAX und TESTAMENT überfallen Europas Hallen und zerschlagen jegliche Zweifel daran, dass Thrash Metal Abwechslung bieten kann.
TESTAMENT
Pünktlich um 18:30 Uhr steigt die Band in ihr Set ein und die noch nicht ganz gefüllte Halle, die zuvor lautstark mit dem BEASTIE BOYS Klassiker “(You Gotta ) Fight For Your Right (To Party)” beschallt wurde, empfängt die Band standesgemäß. Chuck Billy grinst sich bereits jetzt ordentlich einen ab und die Band wirkt wahnsinnig sympathisch und gut gelaunt.
Gleich zu Anfang zünden zudem die ersten Pyros, womit ich erst deutlich später im Set gerechnet hätte. Ebenso wie einen ersten Mitklatsch-Part, der sogar angenommen wird vom Publikum. Schön zu sehen, wie das bereits früh am Abend die Stimmung hochtreibt.
Zugegebenermaßen muss ich sagen, dass mir der Stil von TESTAMENT sehr gut gefällt und ich besonders Alex Skolnicks Gitarrenspiel schätze. Dabei setzen sich TESTAMENT für mich seit jeher vom Rest der Bay-Area Thrash Szene sehr ab. Das mag am Gesang von Chuck liegen, aber sicherlich auch am druckvollen Stil der Amerikaner. Einmal mehr merke ich diesen Unterschied an diesem Abend. Denn mir bekannte Nummern wie “Childen Of The Next Level” oder “The Formation of Damnation” zünden ein derartiges Feuerwerk, das man kaum stillstehen mag.
So ist es kein Wunder, dass sich die Halle mehr und mehr füllt und auch wenn TESTAMENT nicht Teil des Double-Headliner Slots sind, sind sie weit mehr als ein guter Opener. Die Band kommt hier in Europa gefühlt viel zu kurz und sollte viel mehr geschätzt werden. Nummern wie “First Strike Is Deadly” oder “Native Blood”, genau wie “Electric Crown” oder die zum Finale gespielten “More Than Meets The Eye” und “Into The Pit” strahlen eine unfassbare Macht aus. Fast schon erinnert mich das Ganze live an BOLT THROWER und deren Energie, auch wenn TESTAMENT natürlich einen völlig anderen Stil und eine gänzlich andere Sparte bedienen.
Mir persönlich hat dieser Gig einmal mehr gezeigt, wie cool TESTAMENT live rüberkommen. Das Zusammenspiel von Band und Publikum passt und Chuck Billy ist ein Sympathiebolzen vor dem Herrn. Er wirft bereits zu Beginn des Konzerts fleißig mit Pleks um sich, zum Teil auch seitlich zur Bühne, wo scheinbar Fanclub-Mitglieder das Konzert erleben können. Alex Solos sind unfassbar und er spielt diese mit einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht, besonders wenn man weiß, wie technisch der Gute unterwegs ist. Mit “Return To Serenity” hat die Band an diesem Abend zudem eine Ballade ins Set gepackt, die man ihnen auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde. Kein Wunder, dass das Publikum der Band im Grunde aus der Hand frisst, was auch an den Sprechchören bei “Native Blood” deutlich zu spüren ist.
Neben dem famosen Gitarrenspiel glänzt Alex aber auch durch seine Künste am Backgroundgesang, der genau an den richtigen Stellen Chuck Billy unterstützt und ordentlich füllt.
Mit “Electric Crown” bringt die Band kurz vor Schluss die Stimmung im Saal auf einen Peak und es gibt fast kein Halten mehr. Bei “More Than Meets The Eye” ist der Refrain unfassbar laut vom Publikum zu hören und mit “Into The Pit” (ohne sichtlichen Pit im Publikum) geht Chuck Billy vorne noch einmal auf Tuchfühlung mit dem Publikum, bevor sich die Band verdient von den Fans verabschiedet.
Setlist TESTAMENT:
D.N.R. (Do Not Resuscitate)
3 Days in Darkness
WWIII
Children of the Next Level
The Formation of Damnation
Return to Serenity
First Strike Is Deadly
Low
Native Blood
Electric Crown
More Than Meets the Eye
Into the Pit
ANTHRAX
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sehr eine gute Portion “guter Laune”-Thrash Metal Wunden heilen kann. So ergeht es mir zumindest bei jedem ANTHRAX-Gig, den ich bisher erlebt habe. Bisher habe ich die Band aber nie in derart großem Format in Europa erleben können. Noch vor Beginn des eigentlichen Sets erscheint auf dem abgehängten weißen Tuch, wo zuvor noch ein QR-Code für eine Verlosung einer signierten Setlist projiziert wurde, ein freundlicher Keanue Reeves, der ANTHRAX in allen Tönen lobt. Der Kanadier war einst im Video zu “Safe Home” zu sehen und scheint noch immer mit der Band verbandelt zu sein.
Doch das nicht genug, denn auch allerlei andere Schauspieler und Musiker kommen anschließend zu Wort, alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, Stephen King und John Carpenter haben mich dennoch ein wenig überrascht. In jedem Fall eine sehr schöne Idee, 40 Jahre ANTHRAX kurz noch einmal in den Hinterkopf zu rufen, bevor es dann pünktlich um 19:55 Uhr mit dem eigentlichen Comic-Intro losgeht, bei dem der NOT-Man selbst durch die Karriere auf dem Skateboard fährt. Die Band beginnt bereits im Hintergrund zu spielen und dann geht's mit “A.I.R.” los. Was für ein Auftakt, auch wenn das von mir so geliebte Intro-Riff samt Pausen ein wenig untergeht. Weiterhin wird auch der Zwischenpart ein wenig gekürzt, aber im Grunde spielt es keine Rolle, denn was eher hängen bleibt, ist eine bestens gelaunte Band, die ab dem ersten Ton richtig Gas gibt und einfach Arsch tritt.
Ohne Verschnaufpause legt die Band sofort mit ihrem JOE JACKSON-Cover von “Got The Time” nach, das im Publikum für Begeisterungsstürme sorgt. “Got the time tick, tick, tickin' in my head!” kommt mir sofort über die Lippen, und ich fühle mich wieder zurückversetzt in jene Jahre der Reunion Tour, als ich ANTHRAX in meinem zarten Alter zum ersten Mal mit Belladonna live erleben konnte. Kaum eine Band riss mir zu der Zeit das Stuhlbein weg wie ANTHRAX. Schön, dieses Gefühl noch einmal in den Knochen zu spüren. Belladonna ist übrigens bestens bei Stimme, und obwohl er etwas kratziger klingt als zuletzt, ist es noch immer eine unfassbare Leistung, was dieser Mann jeden Abend auf die Bühne bringt mit seinen 64 Jahren. Für mich noch immer einer der unterschätztesten Sänger seiner Zeit. Der Mann ist nicht nur stimmlich eine Macht, sondern auch charakterlich, denn bereits ab dem zweiten Song hat er das Publikum fest im Griff. Durchgängig sucht Joey den Kontakt zum Publikum und wirkt dabei so ur-sympathisch, dass man ihm am liebsten ein Bier spendieren würde.
Nicht zu vergessen ist neben ihm freaking Scott Ian, der nun von “Got The Time” simpel mit seinen Tanzeinlagen bei “Caught In A Mosh” weitermacht. Eine Nummer, die niemals alt wird und auch im Publikum den ersten Moshpit hervorruft. Frank Bello lässt hier nach wie vor massiv die Matte kreisen und bekommt sein Dauergrinsen den ganzen Abend nicht weg. Was auch immer man über die Stimmung in der Band gelesen hat oder zu denken weiß, ANTHRAX sind und bleiben live unermüdlich. Mit dem nun folgenden “Fight Them Till You Can't", bei dem Scott und Frank am Backgroundgesang zeigen, was Sache ist, wird zudem einmal mehr deutlich, dass die Band auch heute noch großartige Nummern schreibt und veröffentlicht. Denn live ist der Song verdammt stark und reiht sich perfekt in die bisher präsentierten Klassiker ein. Zudem bauen die Herren einen kleinen Zwischenteil ein, der sogar zum Crowdsurfen animiert, was für eine geniale Live-Nummer.
Und erst im Anschluss nach dieser starken Eröffnung, wo das Publikum der Band schon lange aus der Hand frisst, kommt die erste Ansage von Joey ans Publikum. Diese widmet sich den Fans, ohne die all das überhaupt nicht möglich ist. Diese Worte hört man in der heutigen Zeit häufiger. Ob das nun daran liegt, dass fast alle Bands ihre Jubiläen feiern oder weil sie noch härter kämpfen müssen als früher, ist eine noch offene Frage. Dennoch ist es schön zu sehen, dass die meisten nicht vergessen haben, worauf es ankommt.
Anschließend entführt uns Joey ins fucking “Madhouse”, bei dem diesmal sogar das famose Intro vom Album live vom Band gespielt wird. Scott Ian gibt alles mit einem Bending-Solo-Deluxe zu Beginn, wobei natürlich die Haupt-Leadgitarren-Arbeit nach wie vor von Jonathan Donais kommt, der nun gar nicht mehr so frisch in der Band ist. Auch das wird an diesem Abend an mehreren Stellen klar, denn er ist inzwischen vollständig in die Band integriert. So hält ihm Joey des Öfteren das Mikro hin, er selbst wirkt deutlich lockerer und ist vollständig angekommen und fühlt sich scheinbar wohl in seiner Rolle. Vor ein paar Jahren machte das noch einen gänzlich anderen Eindruck. Der SHADOWS FALL Gitarrist und Mitbegründer ist seit 2013 bei ANTHRAX dabei und ersetzte damals den zu VOLBEAT abgewanderten Rob Caggiano.
Nach dem großartigen, vom Publikum angenommenen “Madhouse” hält Scott eine kurze Ansage und ist der Meinung, zuletzt mit SLAYER hier gewesen zu sein. Was nicht ganz so stimmt, denn 2019 war die Band noch zusammen mit DEATH ANGEL im Club der Rockhal zu sehen. Der SLAYER Gig im Atelier wiederum fand 2014 statt. Was natürlich keineswegs tragisch ist. Joey unterbricht durch ein Bäuerchen zudem die Ansage des Gitarristen, und die Band verfällt kurz ein wenig ins Unfug treiben, jenen Humor, den ich auch bei ANTHRAX seit jeher schätze. Die Band nimmt sich einfach nicht zu ernst und bietet damit großartige Unterhaltung. Charlie Benante erkundigt sich anschließend, ob das Publikum denn wirklich Thrash Metal liebt und hämmert auf seine Doublebass ein. Das stellt den Übergang zum Klassiker “Metal Thrashing Mad” dar, bei dem Joey beginnt, den Kameramann auf der Bühne zu jagen.
Anschließend ertönen Geigen und es ist klar, dass nun die “State Of Euphoria”-Zeit gekommen ist und “Be All End All” gespielt wird. Die Nummer kommt gut an und der Mitsing-Part wird voll ausgeschöpft. Das Publikum ist derart von der Nummer mitgenommen, dass sie die darauf folgende zweite Ansage von Scott durch Weitersingen unterbricht. Scott geht darauf ein und bedankt sich einmal mehr für den großen Support beim Publikum.
Mit dem Anstimmen von “I Am The Law” kocht die Stimmung anschließend über und niemand in den ersten Reihen steht still. Es ist unfassbar, welche Magie dieser Song auch 2024 noch auslöst, und wieder fühle ich diese Energie in meinen Knochen von damals, die ich nur allzu oft nicht mehr spüre “I AM THE LAW! And you won't fuck around no more”. Im Anschluss der Nummer sind laute ANTHRAX Sprechchöre im Publikum zu hören und ich werde fast wehleidig, wie ich erkenne, das die Band endlich ihren verdienten Zuspruch bekommt, der ihnen in Europa nach meinem Gefühl oft verwehrt blieb, selbst zu den BIG 4 Shows.
Kurz überlege ich, welche Nummer ich noch gerne hören würde, aber Joey übernimmt bereits und kündigt seinen Favoriten von “Spreading The Disease” an - "Medusa". Natürlich, wie konnte ich diese treibende Nummer vergessen, die mir stets einmal das komplette Rückenmark umdreht und mich dann versteinern lässt. Noch immer einer meiner Favoriten, wenn es darum geht, mich auf der Gitarre einzuspielen. Dieses unfassbare Riff, das gekonnt mit dem Abstoppen spielt und seine ganz eigene Magie entfaltet. Darüber Joeys unfassbarer Gesang, der für Thrash Metal noch immer so verdammt untypisch ist.
Anschließend tappe ich erneut in meine ganz persönliche Falle und halte “Anti-Social” zunächst für “Only”. Letzteres hätte mich noch etwas mehr gefreut, aber auch mit dem TRUST-Cover kann ich gut leben, das live immer zu einem absoluten Stimmungstreiber mutiert. Zu Beginn des Songs wechselt die Band zudem zum ersten und letzten Mal das Backdrop; wo zuvor schlicht das ANTHRAX-Logo zu sehen war, erscheint nun das “XL”-Artwork, das einmal mehr eine Zeitreise durch 40 Jahre ANTHRAX ermöglicht.
Charlie B stimmt anschließend zum “Wardance” mit “Indians”, und das Publikum verliert jegliche Kontrolle. Hier zündet die Band zudem mehrmals Jets (Anm. d. Red...: Pyros die kein Feuer, sondern eine Art Nebel feuern), die eine gute Alternative zu Pyros darstellen und für meinen Geschmack auch besser zu ANTHRAX passen. Joey indes verkneift sich, den Indianer-Kopfschmuck zu tragen und auch Scott ruft nicht mehr in einem Zwischenteil extra zum “Wardance” übers Mikro auf. Hier fehlt vermutlich schlichtweg die Zeit und die Band möchte mehr Songs spielen statt bekannte Showeinlagen zu bieten. Denn “Indians” ist leider schon der Höhepunkt der Double-Headliner Show mit KREATOR.
Die Band verlässt nun nicht die Bühne und lässt sich nicht nochmal zurück bitten, sondern Joey hebt sein Fingerchen und deutet noch einen Song Richtung Publikum an. Dabei sind sich alle anderen schon am Verabschieden und sogar die Sticks von Charlie wurden bereits ins Publikum geworfen. Dennoch schnallen sich alle noch einmal ihre Instrumente um, bis auf Charlie, der setzt sich auf seinen Hocker und ANTHRAX geben mit “Efilnikufesin (N.F.L)” einen letzten Klassiker zum Besten, bei dem Joey Jon Donais noch einmal zum Lachen bringt, was laut übers Mikro zu hören ist. Ein großartiger Abschluss, auch wenn ich mir lieber das bei der vorherigen Show gespielte “Gung Ho” zum Abschluss gewünscht hätte.
Alles in allem war die Setlist mehr als erhaben und die Band hat einen wahnsinnigen Headliner-Gig aufs Parkett gelegt. Natürlich hätte man sich für die Setlist noch ein paar Überraschungen gewünscht, aber da lässt sich immer meckern und man sollte hier auch nicht vergessen, dass die Band stets für alle im Publikum einen guten Querschnitt ihrer Karriere bieten möchte, und das ist hier auf ganzer Linie gelungen. (Pascal)
Setlist ANTHRAX:
A.I.R.
Got the Time
Caught in a Mosh
Fight 'Em 'Til You Can't
Madhouse
Metal Thrashing Mad
Be All, End All
I Am the Law
Medusa
Antisocial
Indians
N.F.L.
KREATOR
Eine weitere Band, mit der ich sehr viel im Leben verbinde, entert um 21:40 Uhr die Bühne, nachdem zunächst noch in voller Lautstärke “Run To The Hills” durch die Boxen donnert, erlischt pünktlich das Licht und KREATOR legen mit dem starken Opener “Hate Über Alles” und ordentlich Pyros los.
Zuletzt sollte ich die Band auf ihrer “Hordes Of Chaos”-Tour richtig live gesehen haben. Damals war die Produktion bei Weitem noch nicht in dem Ausmaß, wie ich es heute Abend erlebe. Das Bühnenbild ist unfassbar cool und erschlägt mich zunächst optisch. In bester 80er Jahre Tradition hat die Band aufblasbare Dämonen auf der Bühne und die Pyros und Effekte tun ihr Restliches, um perfekt den Stil von KREATOR optisch in Szene zu setzen. Für den Start von “Phobia” knallt es daher erstmal laut und es fallen vier Puppen von der Decke, die fortan als Erhängte über dem Bühnenbild zu sehen sind.
Ein unfassbar starker Doppelschlag zum Auftakt und Mille kennt kein Erbarmen, er begrüßt die tobende Menge mit “The Kreator Has Arrived!” und ruft in den ersten Reihen im Mittelteil von “Phobia” zur ersten “Wall Of Death” des Abends auf. Die Menge hört auf die Worte des Herrn Petrozza, und mit der ersten Wall of Death wird die famose Nummer vom “Outcast”-Album beendet.
Für das anschließende “Enemy Of God” wird erstmals die Streamer-Canon verwendet und das Publikum freut sich riesig über das Material, das nun von der Decke regnet und sich in der gesamten Halle verteilt. Einiges bleibt auch in der Deckenkonstruktion hängen und weht in den kreatorschen Klängen für den Rest des Konzertes von der Decke. Es ist wirklich unfassbar, was die Band hier an Showelementen heute Abend auffährt. Der Bassist Frédéric Leclercq,der seit 2019 das Urgestein “Speesy” ersetzt, fügt sich super ins Gesamtbild der Band und scheint richtig Spaß zu haben. Er ist ständig in Bewegung und sucht den Kontakt zum Publikum. Auch der Finne Sami Yli-Sirniö ist viel in Bewegung und geht für jedes seiner längeren Lead-Solo in die Mitte der Bühne, um den Platz von Mille einzunehmen, der dann auch mal frei rumlaufen kann.
Doch im Grunde ist Mille natürlich ans Mikro gebunden, bei dem er in seiner üblichen Freudigkeit verkündet “The World Is in Flames, But We Are United Under 666”, womit er “United 666” als nächsten Song einleitet und damit ein Flammeninferno der Superlative auslöst. Ich bin regelrecht sprachlos. Die Botschaft hinter dem Song sollte ebenfalls angekommen sein, zumindest bei den Leuten, die heute hier anwesend sind, denn die feiern, was das Zeug hält.
Im Anschluss setzt Mille zum alten “Left-Side” vs. “Right-Side” an und lässt das Publikum unterschiedlich laut grölen, bis er schließlich zu “Hordes Of Chaos” überleitet und ich mich prompt zurückversetzt fühle auf jenes Konzert in der Loreley, wie ich mir fast alle Knochen auf der dortigen Treppe der Freilichtbühne bei dieser Nummer brach. Auch kommen hier Bass-Drops zum Einsatz, die ich so zwar bei MACHINE HEAD kenne, nicht aber bei KREATOR. Die Herren gehen mit der Zeit und arbeiten eben ständig an ihrem Sound. Auch die Lichtshow sollte hier nicht unerwähnt bleiben, die passt bei “Hordes Of Chaos” dermaßen gut, dass ich aus dem Staunen fast nicht mehr rauskomme.
Gleiches kann man in einem Zug für “Hail To The Hordes” sagen, bei dem Sami sich schön in die Mitte der Bühne begibt, um sein Solo der Menge zu präsentieren. Mille fragt sich anschließend und natürlich auch das Publikum, warum KREATOR noch nie in Luxemburg waren und gelobt Besserung. Anschließend ruft er das Publikum für “Betrayer” zum ausführlichen Crowdsurfen auf und das lässt sich da nicht zweimal bitten, schade für die Security, die nun alle Hände voll zu tun hat. Zumal es gegen Ende auch erneut einen Circle Pit gibt. Das in der Studioversion etwas verschmähte “Satan Is Real” drückt anschließend derart derb, dass ich meine komplette Meinung zum Song ändere. Anschließend ist es dann soweit, die Bühne dunkelt sich ab und die Horden erscheinen. Zwei in Roben gehüllte maskierte Dämonen erscheinen und zünden für “Phantom Antichrist” zwei Puppen mit ihren Fackeln an. Eine schöne Showeinlage, die für mich noch völlig neu ist und eine perfekte Einleitung für die großartige Nummer bietet.
Mille widmet die nächste Nummer “Strongest of the Strong” TESTAMENT und ANTHRAX und bedankt sich bei den beiden Bands für die großartige Tour und das Programm, das sie hier zu dritt auf die Beine gestellt haben. Es wundert mich ein wenig, dass weder ANTHRAX noch TESTAMENT ein Wort über KREATOR verloren haben. Aber Mille vergisst neben den Vorbands natürlich auch nicht das Publikum und die Fans, denn ohne die wäre KREATOR nicht dort, wo sie heute stehen. Das mehr als nur tanzbare “Terrible Certainty” mündet anschließend im größten Circle Pit des Abends, wobei ich diesen nur schwerlich erblicken kann von meinem Standort, aber es fühlt sich definitiv so an, als sei er da. “Violent Revolution” wird erneut von den beiden in Roben gehüllten Dämonen eingeleitet und die Pyros sind bei dem Song besonders fett. Neben dem brachialen Sound, dem Licht und den Bass-Blasts geben einem die Pyros wirklich den Rest. Es ist unfassbar, wie hier alles zusammen spielt und wie KREATOR mit ihrem Thrash-Metal alles wegblasen.
Den Abschluss des Sets bestreiten die Herren mit “Pleasure To Kill” und setzen mit der letzten Wall Of Death für den Abend einen Schlusspunkt um Punkt 23 Uhr. Was für ein Konzertabschluss. Dabei fehlen mir persönlich viele KREATOR-Klassiker, aber auch hier kann man andererseits nur lobend erwähnen, dass die Band einen sehr guten Querschnitt durch ihre Diskografie gewagt hat.
Alles in allem ein absolut großartiger Thrash-Metal-lastiger Abend, der aufgrund der unterschiedlichen Stile der Bands aber auch unfassbar viel Abwechslung geboten hat. Thrash-Metal ist eben nicht gleich Thrash-Metal und auch hier gibt es viel Variation. Somit hat sich meine Sorge nicht bestätigt und jeder, der dieses Tourpaket gesehen hat, wird das unterschreiben können. (Pascal)
Setlist KREATOR:
Hate Über Alles
Phobia
Enemy of God
666 - World Divided
Hordes of Chaos (A Necrologue for the Elite)
Hail to the Hordes
Betrayer
Satan Is Real
Phantom Antichrist
Strongest of the Strong
Terrible Certainty
Violent Revolution
Pleasure to Kill
(Fotos: Alex)
Kreator + Anthrax + Testament (Fotos: Alex)

















































