Ganze 16 Jahre ist es her, dass ich THE OFFSPRING zuletzt live sah, und mit einem neuen Album in der Pipeline und “Let The Bad Times Roll” im Rücken konnte ich mir die Show in Luxemburg nicht entgehen lassen. Also auf zur Rockhal und rein ins ausverkaufte Geschehen.
DESTROY BOYS
Pünktlich um 20 Uhr legt die Support-Band DESTROY BOYS aus Kalifornien mit ihrem Punk-Rock los, und die Band sticht nicht nur optisch aus der Masse hervor. Musikalisch bietet die Formation eine sehr interessante Mischung aus Punk-Rock und diversen anderen Stilen.
Während des Sets wechselt Sängerin Alexia Roditis für zwei Songs zur Gitarre und übergibt an Violet Mayugba, die mit etwas aggressiverem Gesang zu Gange ist und einen krassen Kontrast liefert. Die Band sucht vom ersten Ton an den engen Kontakt zum Publikum, was sehr gut ankommt und direkt zu Interaktionen führt. Die musikalische Mischung ist sehr interessant, und auch wenn sie nicht gänzlich für meinen Geschmack geeignet ist, kommt die Band gut an. Auch die Rockhal füllt sich zunehmend, zudem gibt es zunehmend Applaus und die Band wird gut aufgenommen.
Sängerin Alexia lobt die luxemburgischen Gesetze und ist völlig überrascht darüber, dass sie den öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen konnte, nachdem sie heute einen Kurzausflug ins Schwimmbad unternommen hat. Auch der Rest der Band macht einen gut gelaunten Eindruck, Bassist David Orozco ist durchgehend am Tanzen und hat dabei sichtlich Spaß. Der Tour-Gitarrist wird kurz von der Band aufgezogen, als sie die Menge für THE OFFSPRING anheizen und ihn als den White Guy bezeichnen, der auf jeden Fall den “Pretty Fly” bekommen wird.
Auch die Texte der Band sind keineswegs stupide und nichtssagend, für einen Track erklärt Alexia, dass es um alte Typen geht, die junge Mädels anbaggern und nicht akzeptieren, dass das “fucking weird” ist. Weiterhin covert die Band sehr gekonnt den Klassiker “Should I Stay Or Should I Go”, was extrem gut ankommt.
Die Band bedankt sich ausgiebig beim Publikum, bevor sie nach schon 30 Minuten und einem sehr coolen finalen Song mit Mitsing-Part und einem eingängigen Riff bereits die Bühne verlässt. Ein guter Opener, der seinen Job mehr als erfüllt hat.
THE OFFSPRING
Pünktlich um 21 Uhr erklingt das Intro von THE OFFSPRING und der Einstieg mit “Come Out And Play” vom “Smash”-Album könnte besser nicht passen. Die Band hat eine wahnsinnige Ausstrahlung und bereits beim ersten Song sichtlich Spaß. Zwar sind die Herren nicht mehr so bewegungsfreudig wie früher, doch das ist eine Tatsache, die hier definitiv vernachlässigt werden kann. Drummer Brandon Pertzborn, der mit gerade mal 29 Jahren hinter den Drums sitzt, sticht etwas aus der Menge heraus und wird von “Noodles” später mehrfach hoch gelobt und hervorgehoben. Kein Wunder, sind doch schließlich einige der heute Abend präsentierten Songs älter als der Drummer.
Mit “All I Want” folgt direkt der nächste Klassiker, der die Menge lauthals mitgrölen lässt, bevor mit “Want You Bad” sogar ein Song vom THE OFFSPRING-Album meiner Jugend präsentiert wird. Dexter Holland wendet sich zusammen mit Noodles eigentlich nach fast jedem Song ans Publikum. Dabei gibt es sehr viele selbstironische Ansagen, die einmal mehr für Sympathiepunkte sorgen. Ansonsten kommt die Show selbst ohne viel Schnickschnack aus, so fehlt ein richtiges Backdrop und auch das bekannte THE OFFSPRING-Logo vermisse ich persönlich ein wenig. Das schmälert aber keineswegs den musikalischen Anteil der Show, denn die Setlist lässt einen Hit nach dem anderen auf das Publikum los. Doch auch das muss man zum Teil etwas kritisch betrachten, denn vom noch aktuellen Album “Let The Bad Times Roll” aus dem Jahr 2021 wird in ganzer Länge lediglich “In The Hall Of The Mountain King” gespielt. Was im Grunde eine Covernummer ist und die extrem coole Nummer “Let The Bad Time Roll” zocken die Jungs leider nur kurz an, spielen es aber schlussendlich nicht. Stattdessen gibt es mit dem RAMONES Klassiker “Blitzkrieg Pop” sogar eine waschechte Cover-Nummer, die erwartungsgemäß gefeiert wird.
Doch das ist definitiv Meckern auf hohem Niveau, denn insgesamt ist es dennoch ein sehr gelungener Abend und die Stimmung richtig gut. Nach einem Drum-Solo nach “Gonna Get Away” wird es kurz dunkel, bevor für “Why Don’t You Get A Job?” Beach-Bälle ins Publikum geschossen werden. Eine extrem gelungene Showeinlage, die dem Publikum wahnsinnig viel Freude bereitet.
Dennoch geht es nach dem famosen “The Kids Aren’t Alright” bereits in den Zugabenteil über und ich kehre mit meinem Meckern auf hohem Niveau zurück. Denn nach zwei Zugaben und reichlich unterhaltsamen Gespräch lässt die Band um 22:15 Uhr bereits den Hammer fallen und verlässt nach dem famosen “Self Esteem” endgültig die Bühne. Das scheint, wie ich nun im Nachgang erfahren musste, wohl normal zu sein für die Band und ich möchte mich daran gar nicht mal weiter festhalten, aber meines Erachtens ist das definitiv eine zu kurze Spielzeit. Nicht nur, dass die Band noch wahnsinnig viel Material in der Hinterhand hätte, auch die unterhaltsamen Zwischenspiele von Dexter und Noodles hinterlassen so leider einen etwas faden Beigeschmack. Denn streng genommen erinnert der Hallen-Gig dann von der Länge her eher an einen der Festival-Auftritte (mit welchen die Band aktuell auf Tour ist), hier wäre etwas mehr definitiv sehr cool gewesen.
Dennoch haben THE OFFSPRING ein gutes Konzert präsentiert und wahnsinnig viel Freude in der kurzen Zeit gespielt. Die Songs waren auf den Punkt und die Hitdichte famos. Noch immer haben die inzwischen auch optisch etwas gealterten Punk-Rocker viel Spaß auf der Bühne und es gelingt ihnen, diese gute Laune 1:1 auf das Publikum zu übertragen. Ihr Gute-Laune-US-Punkrock kommt auch 2024 noch gut an und lässt sicherlich nicht nur mich in Erinnerungen an vergangene Tage schwelgen. Dass sich die Herren auf der Bühne nicht allzu ernst nehmen und gegenseitig auf die Schippe nehmen, sorgt für zusätzlichen Unterhaltungswert und ist gerne gesehen. Das war bei dem Konzert 2008 definitiv nicht der Fall, hier wurden die Songs gespielt und es gab nur wenig Gerede dazwischen. Gesanglich passt das Ganze auch noch, allerdings merkt man hier und da schon ein wenig das Alter, was aber wirklich nur bei ganz genauem Hinhören auffällt.
THE OFFSPRING machen auch 2024 noch alles richtig und sorgen für gute Stimmung und ein breites Grinsen auf den Backen. Aber scheinbar gilt auch das Motto “In der Kürze liegt die Würze”, wer sich daran nicht stört, sollte sich die Band in jedem Fall nochmal live ansehen. Das neue Album “Supercharged” steht bereits in den Startlöchern, und vermutlich schafft es die Band damit auch nochmal nach Europa. (Pascal)
Setlist THE OFFSPRING:
Come Out and Play
All I Want
Want You Bad
Staring at the Sun
Make It All Right
In the Hall of the Mountain King
Blitzkrieg Bop (RAMONES Cover)
Light It Up
Million Miles Away
Bad Habit
Gotta Get Away
Why Don't You Get a Job?
(Can't Get My) Head Around You
Pretty Fly (for a White Guy)
The Kids Aren't Alright
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You're Gonna Go Far, Kid
Self Esteem
(Fotos: Alex)
Destroy Boys + The Offspring (Fotos: Alex)