Monolord - Your Time To Shine

20211029 monolord„Irgendwas stimmt mit Hasi nicht!“ schwirrt mir gleich im Kopf rum, als ich das Cover zum aktuellen Album von MONOLORD entdecke. Das nenne ich mal einen Hingucker. Aber für prägnante Albumartworks hatten die Schweden immer schon ein glückliches Händchen. Jetzt soll es hier jedoch nicht um Kunst gehen, sondern um Musik.
Ich hatte MONOLORD eigentlich nie auf dem Schirm. Jedoch wenn man Leute kennt, die auf die Liveauftritte und den Sound der drei schwören, ja dann zieht man es sich doch mal rein. (Ich will ja auch mitreden können - haha). Als das Album „Rust“ erschien, war ich sofort angetan von den schweren, eindrucksvollen Riffs. Leider verlor ich dann durch andere Umstände den Anschluss und „verpasste“ die folgenden Veröffentlichungen und konnte die Band nicht mal live erleben.

Was ich jedoch mitbekommen hatte, war die Solo-Geschichte „A Solitary Plan“ von Sänger und Gitarrist Thomas V. Jäger. Diese ging jedoch gar nicht an mich ran. Seine schneidende, klare Stimme, nur unterstützt von semi-akustischer und akustischer Gitarre, war mir zu viel Hochton. Da fehlte der saftige Bass und ohne irgendeine Perkussion ist mir das auf Dauer zu anstrengend. Wo jedoch seine Stimme sehr gut nach oben abrundet, ist bei den fetten Riffs auf den Alben von MONOLORD. Da wirkt das schon beinahe wie Yin und Yang.

Wenn jedoch eine Pandemie um die Ecke kommt und das Musikerleben, wie es vorher war auf den Kopf stellt bzw. auch teils unmöglich macht, dann müssen neue Ideen her. Die Band gab dem Wunsch der Fans nach, die beiden Alben „Vænir“ und „Empress Rising“ als instrumentale Version zu veröffentlichen. Anfang des Jahres 2021 gab es die Single „I’m Staying Home“. Das Stück stammt aus der Zeit des Vorgängeralbums „No Comfort“, welches 2019 das Licht der Welt erblickte. (Nostrada-Monolordus?).

Da Stille nix für die drei Männer aus Gothenburg ist, wird weiter an Songs gewerkelt, um vor allem die konzertfreie Zeit zu überbrücken. Herausgekommen ist dabei das neue Werk „Your Time To Shine“. Ich interpretiere das mal so: „jetzt kannst du mal zeigen, was du drauf hast!“. 
Und tatsächlich muss man dem neuen Album eine gewisse Ausgereiftheit und Kompaktheit im Vergleich mit den Vorgängern attestieren. „The Weary“ zu Beginn klingt schonmal wie eine Ouvertüre zu einem knackigen Sludge-Doom Album. Bei dem fast kraftlosen und hoffnungslosen Gesang von Thomas, sollte man nicht vergessen, dass er die innere Haltung vertont, um diese nicht mehr als Gefühl ständig mit sich rumzutragen. Das darauf folgende Stück überrascht mit einem gewissen Swing und einer Leichtigkeit, welche jedoch als Spannungsbogen aufgebaut schnell in eine schmutzige Riff-Welle umschlägt.Aber verkauft uns MONOLORD „alten Wein in neuen Schläuchen“? Während ich das Album höre, fallen mir ständig Riff-Zitate ein, die ich jedoch nicht eindeutig zuordnen kann. Wie viele Riffs habe ich schon gehört, die ähnlich klingen vor allem wo und bei wem? Ist das Album womöglich ein Best-off aller geilen MONOLORD-Riffs? Gerade bei „I’ll Be Damned“ wird dieser Eindruck mehr als deutlich und ich will verdammt sein, wenn ich mich irre bzw. mein Kopf mir einen Streich spielt. Jedoch meine ich irgendwo gelesen zu haben, als es um die Einflüsse der jeweiligen Bandmitglieder ging, da stand: alle!

Irgendwie ist da was dran. Wenn (alte) ENTOMBED gepaart mit CATHEDRAL und der Zähigkeit von CROWBAR dann MONOLORD ergibt, dann ist es dass, was man hier hört. Völlig übersteuerter, verzerrter in-your-face Saitensound von Gitarre und Bass, ein treibendes Schlagzeug und gefühlt hoffnungslose Bitterkeit. Deutlich zu hören gerade beim Titelstück „Your Time To Shine“, dem mit über 10 Minuten längsten Song des Albums.
Rausschmeisser des nur knapp 39 Minuten langen Albums bildet der fünfte Track „The Siren Of Yersinia“, welcher auch nicht viel kürzer ist als das Titelstück und ebenso reichhaltig auf eine Entdeckungsreise in die hintersten Schaltkreise der Bodentreter einlädt.

Also was haben wir hier nun mit „Your Time To Shrine“ für ein Werk? Es bietet in kompakter und fokussierter Form all das Bewährte, was MONOLORD schon auf den Vorgängeralben präsentiert haben. Das von Schlagzeuger Esben Willems in seinem eigenen Berserk-Studio eingetütete Doom-Erlebnis lässt keine Wünsche offen. Es klingt trotz aller Wucht, offen und transparent und damit zugänglich. Die herunter gestimmten Saiten von Basser Mika Häkki hängen auch nicht mehr überall raus und gefährden Tonabnehmer.

Ausserdem: Gene Simmons von KISS hätte nach Genuss von drei Minuten des Album die (Musik-) Polizei gerufen und vom Tod des unterhaltsamen Rock’n’Roll gefaselt! Fans von billigen Knalleffekten bleiben also bei KISS, Fans von Musik mit Tiefgang und bitter-harmonischen Melodien, mit der Fähigkeit alles Negative aus dem Hirn zu ziehen und tolle Ohrwürmer zu hinterlassen, greifen nach diesem MONOLORD Album! (Andreas)


Bewertung:

Andreas8,0 8,0 / 10


Anzahl der Songs:5
Spielzeit: 38:57 min
Label: Relapse Records
Veröffentlichungstermin: 29.10.2021

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