Interview mit Florian Haupt (Das Rind, Rüsselsheim)

interviews 20200529 dasrindWie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.

Für progressive Rockmusik gibt es in Deutschland einen sehr großen Markt, diese Sparte lebt von der guten Infrastruktur hierzulande, seien es Labels oder Onlinehändler, die Versorgung für die vielen Fans ist gut organisiert. Da dürfen auch Clubs nicht fehlen und einer der wichtigsten ist sicherlich "Das Rind" in Rüsselsheim, das jeden Herbst das Progressive Promotion Festival veranstaltet. In der Opel-Stadt schön beschaulich am Mainufer gelegen bitet der Club zwar nur etwa 250 Leuten Platz, aber die Stimmung dort ist immer prächtig. Natürlich beschränkt man sich nicht nur auf Prog, man ist musikalisch sehr vielfältig aufgestellt, bietet auch Kleintheater, Lesungen oder Flohmärkte an, teilweise an anderen Locations in der Stadt. Neben dem kultige Ambiente bietet man nebenan auch noch Gastronomie an. Dabei arbeitet "Das Rind" gemeinnützig, erwirtschaftet also keine Gewinne.Der für Presse und Progarmm zuständige Florian Haupt war Mitte April so freundlich, unsere Fragen zu beantworten.

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?

Florian Haupt: Trotz Veranstaltungsverbot haben wir nicht gerade wenig zu tun. Ganz im Gegenteil. Das Umplanen und Rückabwickeln macht eine Menge Arbeit.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Florian Haupt: Wir haben bereits vor dem Verbot in Absprache mit Künstlern Veranstaltungen abgesagt. Aktuell halten wir es noch für angemessen.

Neckbreaker Magazin: Erwartet Ihr, dass Euch später mal Bands ganz konkret unterstützen werden, z.B. durch den Verzicht auf Gage?

Florian Haupt: Wir sind mit den meistens Band die gespielt hätten oder spielen werden in direktem Kontakt und werden da mit Sicherheit faire Lösungen für alle finden. Professionelle Bands sind im Moment natürlich genauso hart betroffen wie wir, da erwarten wir natürlich nichts.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, ggf. auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events und was würde Euch vor besonders große Herausforderungen stellen? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Florian Haupt: Wir warten auf die Auflagen und werden uns daran halten. Darüber hinausgehende Maßnahmen werden wir in Zukunft je nach Situation entscheiden.

Neckbreaker Magazin: Befürchtet Ihr, dass das aktuell weit verbreitete Livestreaming von Konzerten zukünftig negative Auswirkungen auf Euer Business haben wird?

Florian Haupt: Mit Sicherheit nicht :-)

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Florian Haupt: Von den Soforthilfen haben wir was abbekommen. Das war natürlich der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Florian Haupt: Schwierig sind die schwammigen Aussagen (Großveranstaltungen). Man wünscht sich klare Ansage, um Planungssicherheit zu haben. In Hessen wird das auf 100 Besucher hinaus laufen. Deshalb werden wir keine Veranstaltung vor der Sommerpause mehr im Zentrum selbst veranstalten. Aber kleinere Konzerte im Freien.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Florian Haupt: Wir hatten eine Crowdfunding Aktion gestartet, die super erfolgreich gelaufen ist und wir nutzen die Zeit, um den Laden auf Vordermann zu bringen.
https://de.gofundme.com/f/rind-retter

Neckbreaker Magazin: Nach welchen Kriterien plant Ihr eigentlich zukünftige Veranstaltungen, wenn man diese momentan eigentlich gar nicht richtig planen kann? Befürchtet Ihr einen Overkill an Konzerte im Herbst/Winter?

Florian Haupt: Wir versuchen alles nachzuholen was ausfällt. Die geplanten Veranstaltungen nachzuholen, hat oberste Priorität. Dann werden wir zunächst vor allem Veranstaltungen machen (müssen), die in jedem Fall erfolgreich laufen, um wenigsten ansatzweise Umsätze zu fahren, die die Schäden etwas ausgleichen. Kleinere Bands, experimentelle Sachen und Nischenkonzerte (von denen wir sonst viel machen) können wir uns wahrscheinlich erst mal nicht leisten.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Florian Haupt: Dass das ganze bis 2021 so weiter geht

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Florian Haupt: Die Rückmeldungen, der Zuspruch und die Unterstützung durch Besucher, Freunde, Mitarbeiter, Team und Künstler ist überwältigend.
Auch durch das umwerfende Ergebnis unseres Crowdfundings können wir viele Sachen angehen, die oftmals jahrelang auf der Strecke geblieben sind. Renovierungen, Technik, Organisation…

 

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