Interview mit Luc Francois (Necksplosion, Luxemburg)

interview luc 01Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.

Das erste Interview mit Luc Francois konntet ihr hier bereits vor ein paar Tagen lesen, heute gibt es nun das Interview mit ihm in seiner Eigenschaft als Veranstalter von Konzerten und Festivals, hauptsächlich dem Necksplosion Festival. Das hätte Neckbreaker in diesem Jahr mit präsentiert und wir wären natürlich auch vor Ort gewesen, um von dem Festival im benachbarten Luxemburg zu berichten, doch natürlich ist auch dieses Festival der aktuellen Situation zum Opfer gefallen und mittlerweile auf den Mai 2021 verschoben. Wir danken Luc daher doppelt, dass er sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen ausführlich zu beantworten. Das Interview wurde Anfang April von unserer Redakteurin Anne aufgezeichnet.


Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?

Luc: Außerhalb der hobbymäßigen Organisation des Necksplosion Fest haben wir mit der Veranstaltungsbranche nicht viel am Hut, sodass sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Beruflich bzw. im Studium kommt es dann auf den Einzelfall an, was gerade zu tun ist oder nicht getan werden kann.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Luc: Die Experten-Meinungen hierzu sind ja sehr eindeutig, und diese sind natürlich zu achten. Da wir selbst allesamt nicht vom Fach sind, steht uns da auch keine Bewertung zu.

Neckbreaker Magazin: Erwartet Ihr, dass Euch später mal Bands ganz konkret unterstützen werden, z.B. durch den Verzicht auf Gage?

Luc: Kann gut sein, werden wir aber dankend ablehnen. Dürfen wir wohl auch gar nicht annehmen, da wir für die staatliche Subvention, die uns bislang jedes Mal zugesagt wurde, ein Budget aufstellen, das wir dann auch einhalten. Diese Hilfe bekommen wir ja nicht, weil wir so nette Jungs und Mädels sind, sondern weil die Gelder an die richtige Stelle weiterfließen sollen. Bislang sind wir auch recht punktgenau auf einer schwarzen Null gelandet, und der Plan bei mehr Zulauf sieht eher so aus, zukünftig mehr Freiheiten nach oben bei den Gagen zu haben.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, gegebenenfalls auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events und was würde Euch vor besonders große Herausorderungen stellen? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Luc: Wenn zukünftig Maßnahmen ergriffen werden müssen, dann werden wir dies auch tun. Darüber zu spekulieren, führt an dieser Stelle allerdings nicht besonders weit, da wir nicht die nötigen Fachkenntnisse besitzen, um diese abzuschätzen. Na gut, vielleicht werde ich endlich mal damit aufhören, den Gästen zur Begrüßung ins Gesicht zu niesen, aber nur, wenn es wirklich nicht anders geht!

Neckbreaker Magazin: Befürchtet Ihr, dass das aktuell weit verbreitete Livestreaming von Konzerten zukünftig negative Auswirkungen auf Euer Business haben wird?

Luc: Überhaupt nicht. Live-Streaming mag ja ganz nett sein, um noch einen Happen zusätzliche Reichweite in den sozialen Netzwerken abzugreifen. Das spielt Bands von außerhalb in die Hände, da deren Stammpublikum mal reinschauen kann. Ein Konzert-Erlebnis kann (und will?) das aber nicht einmal ansatzweise ersetzen. Am Ende ist so ein Event ja nicht nur Mucke, sondern auch ein fröhliches Miteinander, nicht nur an der Theke, und ein Austausch von Emotion und Energie. Keinen dieser Punkte kann ein Stream vollwertig ersetzen.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Luc: Wir hatten für das Festival bislang jedes Mal eine staatliche Unterstützung im Vorfeld erhalten, die uns bei der Organisation Luft verschafft. Eine zweite, Corona-bedingte Unterstützung ist da überhaupt nicht nötig.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Luc: Unsere Kommunikation fand direkt mit der Gemeinde statt, die uns frühzeitig informiert und mit möglichen Terminen im Folgejahr versorgt hat. Da gibt es überhaupt nichts zu beanstanden. Für uns war damit auch alles geklärt, und wir hatten beispielsweise keine Rückfragen an das Kulturministerium oder so, daher kann ich auch nicht sagen, was mir an deren Entscheidungen gepasst oder nicht gepasst hätte. In der Vergangenheit haben wir da aber nur gute Erfahrungen gesammelt, sodass wir auch in Hinblick auf deren zukünftige Entscheidungen optimistisch bleiben.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Luc: Nö, brauchen wir nicht. Die Kosten im Vorfeld beschränken sich auf die Werbung, die wir in Anbetracht der Situation gleich zurückgefahren haben. Jetzt haben wir zwar Tickets und Flyer rumliegen, aber die kosten ja auch nur 'nen Appel und ein Ei. Die Leute dürften ja demnächst mal genug Netflix für ein ganzes Jahr getankt haben, dann dürfen sie uns und die auftretenden Bands gerne durch einen Besuch beim kommenden Necksplosion Fest unterstützen.

Neckbreaker Magazin: Nach welchen Kriterien plant Ihr eigentlich zukünftige Veranstaltungen, wenn man diese momentan eigentlich gar nicht richtig planen kann? Befürchtet Ihr einen Overkill an Konzerte im Herbst/Winter?

Luc: Im Moment beläuft sich der Plan auf einen Nachhol-Termin im nächsten Jahr bei – hoffentlich – identischem Line-Up. Den Overkill im Herbst/Winter wird es wahrscheinlich geben, sofern erlaubt, aber das betrifft uns weniger. Bei der ersten Ausgabe des Festivals wurden ein paar Wochen nach unserer Ankündigung GOJIRA am selben Tag in der nur wenige Kilometer entfernten Rockhal bestätigt. Viel schlimmer kann es uns da gar nicht treffen.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Luc: Das Festival ist ja eher klein, daher brauchen wir keine Angst zu haben. Wenn wir es nächstes Jahr ohne Bedenken wieder ausrichten können, wird es gemacht, und sollte die Lage auch dann noch angespannt sein, müssen wir uns anpassen. Im allerschlimmsten Fall wird es ausgerichtet, und aus Angst kommt keiner. Selbst in diesem unwahrscheinlichen Fall wäre es angesichts der Größe des Festivals kein finanzieller Genickbruch.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Luc: Wir haben jetzt ein volles Jahr für den Ticket-Vorverkauf. Vielleicht lassen sich damit ein paar zusätzliche Nasen vor die Bühne bitten.


interview luc 02

Bildquelle: Necksplosion

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