Interview mit Michael Kadnar (Downfall Of Gaia)

interview downfallofgaia 01Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.

DOWNFALL OF GAIA aus Deutschland (und den USA) gehören ebenfalls zu den ersten Opfern der Veranstaltungsverbote, mussten sie doch ihre laufende Deutschlandtour abbrechen, die ohnehin schon eine eher kurze Tour waren. Die Band gehört auch zu den letzten, die Redakteurin Anne live gesehen hat, bevor Konzerte untersagt wurden. Drummer Michael Kadnar, der im besonders von Corona betroffenen New York wohnt, hat sich dankenswerterweise die Zeit genommen, unsere Fragen zu beantworten. Das Interview wurde Ende April von unserer Redakteurin Anne aufgezeichnet. Michael Kadnar spielt jedoch nicht nur bei den Post Metallern DOWNFALL OF GAIA, sondern der vielseitige Drummer ist in einer ganzen Reihe von Bands tätig und deckt dabei ein breites Spektrum von Jazz (MORTET) über Grind/Prog/Hardcore (THE NUMBER TWELVE LOOKS LIKE YOU) bis Black Metal (BRANNTHORDE) ab. Daneben betreibt er auch noch sein Label Silent Pendulum Records. Seine Antworten beziehen sich daher nicht nur auf DOWNFALL OF GAIA, sondern auch auf seine anderen Bands sowie auf sein Label.

 


Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?


Michael: Da ich mit meinen Bands sehr oft auf Tour bin, ist das Leben im Moment sehr anders. Ich bin seit mehr als einem Monat zu Hause und habe keine Shows oder Touren gebucht bis Dezember 2020. Ich habe meinen Fokus vom Touren darauf verlagert, mehr Inhalt zu kreieren, Onlineunterricht zu geben und neue Fähigkeiten zu erlernen (z.B. Homerecording).

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Kontaktverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch? Wie probt Ihr zum Beispiel aktuell?

Michael: Ich habe ein Übungsdrumkit zu Hause und ich habe mein Drumkit in der Garage, ich kann also immer noch üben und produktiv sein. Nichtdestotrotz werde ich nicht in der Lage sein, persönlich mit meinen Bands zu proben. Wir nutzen die Zeit, um Songs getrennt voneinander zu schreiben. Ich konzentriere mich im Moment mehr auf das Aufnehmen zu Hause und darauf, mehr von den Fähigkeiten zu lernen, die man dazu braucht.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot/Kontaktverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Michael: Ich halte es für angemessen.

Neckbreaker Magazin: Wärt Ihr als Band gegebenenfalls bereit Veranstaltern und Clubs zu helfen, beispielsweise durch Verzicht auf Gage?

Michael: Wenn wir es uns leisten können, dann ja. Aber die meisten Bands brauchen ihr Einkommen, um zu überleben, von daher denke ich, dass die meisten im Moment mit der derzeitigen Situation zu kämpfen haben.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, gegebenenfalls auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Michael: Ich werde kein Konzert spielen, bevor es nicht wieder sicher ist, aufzutreten. Jeder muss seinen Teil beitragen und die Leute müssen sich gegenseitig schützen. Ich denke, es wird neue Gesetze und Einschränkungen geben, um die Leute zu schützen, aber das ist eine Entscheidung, die nicht ich zu treffen habe.

Neckbreaker Magazin: Wie steht Ihr zu dem Thema Livestreaming von Konzerten?

Michael: Ich finde, es ist eine interessante Plattform und unterhält auf jeden Fall die Fans. Ich denke, es hat vielen Bands geholfen, relevant zu bleiben und den Impuls aufrechtzuerhalten.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Michael: Ich denke die meisten New Yorker werden eine staatliche Unterstützung erhalten.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Michael: Es ist nicht meine Entscheidung. Ich denke, die Internetreaktionen und die Internetgemeinschaft haben einen sehr guten Job gemacht, die zu unterstützen, die in diesen unsicheren Zeiten in Not sind.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Michael: Alle meine Bands bieten Musik und Merchandise zum Onlinekauf an und das ist die beste Art, uns zu unterstützen. Die meisten meiner Projekte kann man auf der Seite meiner Plattenfirma finden: https://silentpendulumrecords.bandcamp.com/

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Michael: Meine größte Angst ist, nicht zu wissen, wie das alles hier enden wird und nicht zu wissen, was die neue „Normalität“ sein wird für Tourneen, Konzerte und die Musikindustrie.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Michael: Ich denke, man kann viele positive Dinge aus dieser Situation mitnehmen. Es ist eine Tragödie, aber viele Gemeinschaften rücken zusammen, um das Beste daraus zu machen. Und viele Leute, die zu Hause bleiben müssen nutzen diese Zeit, um in sich selbst zu investieren und neue Fähigkeiten zu lernen und sich neues Wissen anzueignen.

 

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