Interview mit Michael Schmitt (Mergener Hof, Trier)

interview mergenerhof 01Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.  

Vom Saarland nur einen Katzensprung entfernt liegt der Mergener Hof in Trier. Seit das Exhaus, in dem viele legendäre Konzerte stattfanden, schließen musste ist der Mergener Hof die einzige Location in Trier, in der regelmäßig Metalkonzerte stattfinden. Auch hier konnte man in einem Gewölbekeller seine Bands abfeiern, so dass man sich doch stets ans Exhaus erinnert fühlte. Schon öfter haben wir hier Konzerte besucht - jetzt ist auch hier erst mal Schluss. Für das Gespräch stand uns Michael Schmitt, der beim Mergener Hof als Eventmanager tätig ist, zur Verfügung und wir danken ihm, dass er sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen ausführlich zu beantworten. Das Interview wurde bereits Mitte Mai von unserer Redakteurin Anne aufgezeichnet.


Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?


Michael: Die Planungssicherheit ist momentan komplett dahin. Auf welchen Termin schiebe ich die Ausweichtermine? Ab wann muss man sich keine Gedanken wegen einer Verschiebung machen? Etc. Komplette Unsicherheit bei Bands, Bookern und Veranstaltern.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Michael: Noch finde ich das Verbot angemessen.

Neckbreaker Magazin: Erwartet Ihr, dass Euch später mal Bands ganz konkret unterstützen werden, z.B. durch den Verzicht auf Gage?

Michael: Das verlangen wir gar nicht. Für die Bands sieht es ja zum Teil nicht anders aus. Die sind in derselben Lage. Zudem gibt es schon Aktionen von (regionalen) Bands, die uns unterstützen:
https://www.facebook.com/events/708397666651073/  (Hinweis in eigener Sache: Das Event ist mittlerweile zwar vorbei, es kann aber immer noch gespendet werden)

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, gegebenenfalls auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events und was würde Euch vor besonders große Herausorderungen stellen? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Michael: Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine Maskenpflicht. Wäre schon strange aber vielleicht ein geeignetes Mittel. Zuerst werden wahrscheinlich wieder kleinere Konzerte zugelassen. Bei uns wären Konzerte wieder durchführbar wenn wir 200 Leute reinlassen dürften (Wir haben eine Kapazität von 350 Personen) Vor August/September rechne ich nicht wirklich damit.

Neckbreaker Magazin: Befürchtet Ihr, dass das aktuell weit verbreitete Livestreaming von Konzerten zukünftig negative Auswirkungen auf Euer Business haben wird?

Michael: Nein, ganz im Gegenteil.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Michael: Nein und nein.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Michael: Außer einer schnelleren und unbürokratischeren Unterstützung von Kulturschaffenden (in Rheinland-Pfalz äußerst desaströs) kann man nicht viel machen.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Michael: Es gibt verschiedene Projekte wie Geistershows, Merchandise und Solikonzerte. Findet man alles auf der Facebookseite des Mergener Hofs: https://www.facebook.com/mergenerhof/

Neckbreaker Magazin: Nach welchen Kriterien plant Ihr eigentlich zukünftige Veranstaltungen, wenn man diese momentan eigentlich gar nicht richtig planen kann? Befürchtet Ihr einen Overkill an Konzerte im Herbst/Winter?

Michael: Da es die Konzertbranche in Trier zurzeit sowieso schwer hat (geschlossene Locations wie das Exhaus) und damit einhergehend wenig Auftrittsmöglichkeiten, stehe ich dem Ganzen nicht ganz so kritisch gegenüber.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Michael: Dass sich die kulturelle Vielfalt noch weiter ausdünnt.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Michael: Nein nicht wirklich. Außer einer persönlichen Entschleunigung, aber beruflich gesehen definitiv nicht.


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Bildquelle: Mergener Hof

 

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