Interview mit Luc Francois (Mindpatrol)

interview mindpatrol 01Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.

Die dritte Band, die zu Wort kommen darf, stammt aus dem benachbarten Luxemburg und gehört damit quasi auch zur lokalen Szene. Denn zwischen Saarländern und Luxemburgern gibt es ja nun wirklich nicht viele Unterschiede. Auch die Grenze ist ja im täglichen Leben quasi nicht existent - ein Luxus, der beiden Seiten in Zeiten von Corona und Grenzschließungen schmerzlich bewusst wird. Sänger Luc Francois, der uns Anfang April unsere Fragen beantwortete, werdet ihr hier gleich zweimal lesen können (das zweite Interview folgt in ein paar Tagen). Denn Luc ist nicht nur Sänger von MINDPATROL, sondern er veranstaltet in Luxemburg auch immer wieder Konzerte und Festivals und kennt daher sowohl die Sicht der Bands als auch die Sicht der Veranstalter. Wir danken Luc daher doppelt, dass er sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten. Das Interview wurde aufgezeichnet von unserer Redakteurin Anne, die eigentlich auch gerne vom Necksplosion Fest am 02. Mai berichtet hätte, das aber wie so viele andere Festivals der aktuellen Situation zum Opfer gefallen ist.
  

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?

Luc: Unser Gig-Kalender war nicht gerade üppig gefüllt, da wir bis eben voll mit den Aufnahmen des vierten Albums ausgelastet waren. Klar, wir hatten uns sehr darauf gefreut, bei den nächsten Gigs schon 1-2 neue Nummern erstmals vor Publikum zu spielen, aber insgesamt sind wir doch sehr glimpflich davongekommen.

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Kontaktverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch? Wie probt Ihr zum Beispiel aktuell?

Luc: Proben ist erst einmal nicht drin. Das verträgt sich aber einigermaßen mit unserer Planung, da der Fokus ohnehin auf dem Lernen der neuen Songs liegt. Da ist primär Vorarbeit in den heimischen vier Wänden angesagt. Problematisch könnte der anstehende Video-Dreh Ende Mai werden, dessen Planung mich gerade ganz ordentlich auf Trab hält. Da es darin jedoch keine Massen-Szenen gibt, bleibe ich vorsichtig optimistisch, und schlimmstenfalls wird das Ding halt verschoben. Deadlines haben wir nicht, also gehen wir die Sache ganz gemütlich an und müllen zwischendurch den Band-Chat mit miesen Memes zu.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot/Kontaktverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Luc: Die Expertenmeinungen hierzu sind ja sehr eindeutig, und diese sind natürlich zu achten. Da wir selbst allesamt nicht vom Fach sind, steht uns da auch keine Bewertung zu.

Neckbreaker Magazin: Wärt Ihr als Band gegebenenfalls bereit Veranstaltern und Clubs zu helfen, beispielsweise durch Verzicht auf Gage?

Luc: Klar, haben wir auch schon bei einem Gig so angeboten, der nächstes Jahr nachgeholt wird. Die Band ist für uns ja ein Hobby, während bei anderen die Existenz ganz oder zu Teilen davon abhängt. Derzeit sind viele auf Zusammenhalt angewiesen, so haben beispielsweise diverse Locations ein Crowdfunding gestartet. Diese Woche habe ich mir etwa durch eine kleine Spende an das Turock in Essen schon ein schniekes Shirt als Dankeschön gesichert.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, gegebenenfalls auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Luc: Wann und wie genau es weitergeht, lässt sich derzeit nicht wirklich abschätzen. Als Band haben wir da auch, denke ich, wenig Einfluss drauf. Ich persönlich möchte bei einem Konzert natürlich in der Gewissheit auftreten, dass alle bedenkenlos Spaß haben und gesund nach Hause gehen können. Wenn das jetzt eben ein paar Monate, ein halbes Jahr oder wie lange auch immer nicht möglich ist, dann müssen wir das hinnehmen.

Neckbreaker Magazin: Wie steht Ihr zu dem Thema Livestreaming von Konzerten?

Luc: Spricht mich als Zuschauer momentan eher wenig an. Vielleicht ändert sich das, wenn noch etwas Zeit verstreicht, aber da gehen meinem Empfinden nach wichtige Elemente einer Live-Performance verloren.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Luc: Staatliche Unterstützungen gibt es in Luxemburg auch abseits der Krise für Album-Produktionen und dergleichen, entsprechend wurde uns da auch schon freundlich unter die Arme gegriffen. Über diese üblichen Hilfen hinaus würde uns allerdings im Traum nicht einfallen, als kleine Kapelle irgendwelche Hilfen zu beantragen, die andere echt nötiger haben.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Luc: Die hiesige Kulturszene organisiert sich gerade selbst mit einigen tollen Aktionen um, weshalb ich da eigentlich recht zufrieden bin. Eine mögliche Initiative wäre es, ein paar Leuten vom Fach ein paar Euro in die Hand zu drücken, damit sie zu Themen wie Home-Recording Online-Kurse auf die Beine stellen. Dazu findet man auf Youtube und ähnlichen Plattformen zwar etliche Tutorials, aber so ein Extra-Fingerzeig oder weiterführende Betreuung würde lokalen Künstlern sicher dabei helfen, aktiv zu bleiben.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Luc: Nö, alles nicht nötig. Wir bereiten derzeit gemütlich alles für das kommende Album vor und hoffen, dass bis dahin die Normalität zumindest teilweise wiederhergestellt ist. Wie gesagt: andere hat es schlimmer getroffen, da wollen wir uns nicht aufdrängen.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Luc: Das Booking für 2021 wird eine Schlacht, so viel steht fest. So manches Event wird ja einfach nächstes Jahr nachgeholt, sodass es da kaum freie Slots geben wird. Unschön für uns, da wir erst wieder mit dem neuen Material nach Gigs suchen wollten, aber das ist dann halt so. Unsere Faszination an der Sache gründet ja darin, neue Musik zu schaffen und sie im besten Fall mit den Leuten zu teilen. Das kann uns auch ein dünn bespieltes 2020 bzw. 2021 nicht nehmen.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Luc: Der Spaß ging genau zu dem Zeitpunkt los, als wir die Aufnahmen am 4. Album abgeschlossen haben. Entsprechend werden wir sozusagen zu unserem Glück gezwungen, da wir jetzt Gelegenheit haben, etwas zu verschnaufen. Aber auch darüber hinaus werden momentan viele Aktionen gestartet, an denen man als Mucker seine Freude haben kann. Unsere Kumpel von Sleepers’ Guilt etwa haben ein paar Songs ohne Gesang aus den Archiven gekramt und gemeint, die Leute sollen ruhig mal machen. Tjo, das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen und zu jeder der bislang vier Nummern einen Beitrag abgeliefert.

 

interview mindpatrol 02

Bildquelle: Mindpatrol

 

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