Interview mit Sebastian Biewer (Studio 30, Saarbrücken)

interview studio30 03Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.

Noch relativ neu in der saarländischen Musikszene ist das Studio 30 in Saarbrücken, das gerade den vielen kleineren Bands eine Bühne bietet. Jedes Wochenende finden (bzw. fanden) hier Konzerte statt, wobei eines davon stets kostenlos ist. Außerdem befindet sich in den Räumen auch ein Tonstudio, das für (Live-)Aufnahmen genutzt werden kann. Auch wir von Neckbreaker haben schon so manche schöne Stunde in den Räumen des Studio 30 erlebt. Sebastian Biewer stand uns für das Interview Rede und Antwort. Das Interview wurde Mitte April aufgezeichnet von unserer Redakteurin Anne.


Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?


Sebastian: Da alle unsere Veranstaltungen bis auf weiteres abgesagt werden mussten konzentriert sich unsere Arbeit aktuell auf die Planung und Umsetzung von Rettungsaktionen. Crowdfundingkampagnen, Fotoverkäufe, Bierversteigerung, etc.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Sebastian: In der aktuellen Lage leider angebracht. Wie lange sich das ganze zieht ist leider unklar.

Neckbreaker Magazin: Erwartet Ihr, dass Euch später mal Bands ganz konkret unterstützen werden, z.B. durch den Verzicht auf Gage?

Sebastian: Aktuell ist der Support durch Bands und Unterstützer bereits sehr stark, durch Merch-Spenden, Spenden, Angebote für Hilfe etc. Wie und ob nach der Krise unterstützt wird werden wir dann sehen.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, gegebenenfalls auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events und was würde Euch vor besonders große Herausorderungen stellen? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Sebastian: Das lässt sich leider überhaupt nicht abschätzen. Wenn Veranstaltungen mit Auflagen möglich sein werden, werden wir natürlich an der Umsetzung arbeiten. Wie diese Auflagen aussehen ist allerdings aktuell reine Spekulation. Wir hoffen natürlich, dass es im Herbst weitergehen kann, allerdings ist auch das reine Spekulation.

Neckbreaker Magazin: Befürchtet Ihr, dass das aktuell weit verbreitete Livestreaming von Konzerten zukünftig negative Auswirkungen auf Euer Business haben wird?

Sebastian: Nein, da der Charme eines Liveevents vor Ort und der soziale Aspekt im Gesamtpaket einen großen Einfluss hat. Das Bier schmeckt mit Freunden in einem lauten Live-Club doch besser als zu Hause auf der Couch. Moshpits und Stagedives sind im Wohnzimmer auch eher nicht so optimal.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Sebastian: Wir wurden 2019 durch die Initiative für Livemusik gefördert und haben dadurch unsere Bühnentechnik erneuern können. Leider fallen viele Betriebe in der aktuellen Situation durch das Raster der Soforthilfeprogramme, wir hoffen natürlich, dass der Staat die wichtige Rolle kleiner Kulturbetriebe erkennt und nachbessert, aber aktuell sieht es da leider nicht allzu gut aus.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Sebastian: Dazu möchte ich mich nicht äußern, da das nicht unsere Kompetenz ist. Wir machen Konzerte und keine Politik oder Wissenschaft.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Sebastian: Ja wir haben ein Crowdfunding eingerichtet: https://www.startnext.com/coronarettung-studio-30 , einen Fotoverkauf unter: https://www.studio-30.de/shop , man kann sich Supportershirts auf https://bemyquarantine.tourhafen.de/ kaufen und unter https://www.paypal.me/studio30500 direkt spenden.

Neckbreaker Magazin: Nach welchen Kriterien plant Ihr eigentlich zukünftige Veranstaltungen, wenn man diese momentan eigentlich gar nicht richtig planen kann? Befürchtet Ihr einen Overkill an Konzerten im Herbst/Winter?

Sebastian: Wir warten ab wann es weitergehen kann und starten dann zunächst mit den Konzerten, die im Frühjahr ausgefallen sind. Natürlich wird es eine hohe Konzertdichte geben, wie sich das auf uns auswirkt kann man aber aktuell auch nicht sagen, da wir ja eher lokal unterwegs sind.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Sebastian: Abgesehen von der wirtschaftlichen Bedrohung durch die Krise nur vor schlechter Laune.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Sebastian: Der Support durch die Bands und die vielen Hilfsangebote zeigen uns, dass das was wir in den letzten zwei Jahren aufgebaut haben wertgeschätzt wird und wir auf einem guten Weg sind. Die kreativen Lösungsansätze mit der Krise umzugehen werden auch auf das Geschäft nach der Krise einen Einfluss haben.

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Bildquelle: Studio 30

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