Interview mit Manuel "Manni" Zewe (Godslave)

20200415 interview godslave 01Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.

Die zweite Band, die zu Wort kommen darf, ist seit Jahren nicht mehr aus der saarländischen Musikszene wegzudenken und stets sehr aktiv und auf viel Interaktion mit den Fans bedacht. Zudem wurden sie eines der Opfer der Auftrittsverbote, denn die schon lange geplante Homecoming Show in Saarbrücken musste aufgrund der aktuellen Situation abgesagt werden. GODSLAVE lassen sich davon jedoch nicht unterkriegen und wer die Band auf Facebook verfolgt, der kann beobachten wir aktiv die Truppe derzeit trotz aller Einschränkungen ist. Wir danken daher der Band und insbesondere Gitarrist Manni, der sich bereits Anfang April die Zeit genommen hat, unsere Fragen ausführlich zu beantworten. Das Interview wurde aufgezeichnet von unserer Redakteurin Anne, die bereits vor rund anderthalb Jahren mit Manni und Bernie ein ausführliches Interview gemacht hat.   


Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Kontaktverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch? Wie probt Ihr zum Beispiel aktuell?

Manni: Durch das Kontaktverbot können wir aktuell überhaupt nicht proben, weil wir dabei den Mindestabstand nicht einhalten könnten und darüber hinaus die Finger nicht bei uns behalten können, wenn wir uns sehen. Unsere tägliche Bandarbeit hat sich auf Skype-Sitzungen verlagert, in der Organisationskram und das weitere Vorgehen in der Krise besprochen werden. Die Maschine steht aber nicht still, Bernie kümmert sich nach wie vor um das Management, Mika und Tobi kümmern sich um die laufenden Bewerbungen für nächstes Jahr, Thommy versendet weiter fleißig die Bestellungen aus unserem Online-Shop (www.godslave.de/shop) und ich kümmere mich um das Aufbereiten des neuen Songmaterials für das kommende Album. Abgesehen davon sind die Bandmitglieder, denen das möglich ist, seit einigen Wochen im Home-Office und arbeiten von Zuhause aus um die Ansteckungsgefahr zu vermindern. Ich gehe weiterhin unter Einhaltung bestimmter Hygienevorschriften und -maßnahmen auf die Arbeit und sehe wie jeder andere eben zu, dass ich mich nicht anstecke und keinen in Gefahr bringe. Social Distancing FTW!

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot/Kontaktverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Manni: Wir halten es für absolut angemessen. Wer schonmal auf gutbesuchten Konzerten war, der weiß um die Platzverhältnisse im Publikum und im Pit. Auch wenn es einen harten Einschnitt in die Konzertkultur und die Veranstaltungsszene bedeutet, so ist es dennoch ein extrem wichtiger und richtiger Schritt. Die Unversehrtheit der Bürger und die Eindämmung der Pandemie haben hier definitiv viel mehr Gewicht als der persönliche Spaß.

Neckbreaker Magazin: Wärt Ihr als Band gegebenenfalls bereit Veranstaltern und Clubs zu helfen, beispielsweise durch Verzicht auf Gage?

Manni: Wir haben unsere Fans darum gebeten bereits gekaufte Tickets für unsere gecancelte Homecoming-Show wenn möglich zu behalten und keine Rückzahlung vom Veranstalter zu fordern. Uns persönlich wird diese Krise auch einen dicken Strich durch die Finanzplanung machen, aber wir werden es überleben. Beim Veranstalter stehen allerdings Existenzen auf dem Spiel. Wir als Band haben ebenfalls laufende Kosten und außer Mercheinnahmen aus dem Online-Shop im Moment keine Einnahmen: keine Konzerte, keine Gage, kein Merchverkauf... Daher wäre auf Gage komplett zu verzichten für uns ein sicherer Nagel in den Sarg. Wir helfen gerne wo wir können, aber auch dem sind leider Grenzen gesetzt.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, gegebenenfalls auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Manni: Man kann nur immer wieder auf die Wichtigkeit der Einhaltung des Mindestabstands und der Hygienevorschriften hinweisen, was wir unseren Fans auch nahelegen werden. Gegenseitige Rücksichtnahme ist der Schlüssel, sei es durch regelmäßiges Händewaschen und desinfizieren oder das Tragen einer Maske. Oder eben die Bitte nicht zum Konzert zu kommen, wenn man eindeutige Krankheitssymptome zeigt. Das wird von der Seite des Gesetzgebers mit Sicherheit in nächster Zeit noch reguliert werden. Was bei Ermahnungen und ohne Konkrete Regeln passiert, hat man hier in Saarbrücken am Staden gesehen, als die Sonne das erste mal wieder herauskam... Ich persönlich würde mir wünschen, dass es mit Konzerten und Festivals so früh wie möglich weitergeht, sofern es die Vorsichtsmaßnahmen zulassen, aber ich rechne ehrlich gesagt nicht vor Ende des Jahres mit einer deutlichen Lockerung.

Neckbreaker Magazin: Wie steht Ihr zu dem Thema Livestreaming von Konzerten?

Manni: Livestreaming ist eine super Sache! So kann man als Künstler neuen technischen Möglichkeiten ausnutzen, um trotz Versammlungsverbot sein Publikum mit einer Performance zu erreichen. Alles unter Einhaltung des Mindestabstands und der Schutzmaßnahmen versteht sich.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Manni: Wir haben keine staatliche Unterstützung beantragt und werden dies auch nicht tun, da wir damit nicht unseren Lebensunterhalt verdienen.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Manni: Die Maßnahmen, die getroffen wurden, sind wie gesagt notwendig. Ich persönlich hätte sie vielleicht schon ein wenig früher eingeführt und nicht erst ab einer Besucherzahl von 1000 Leuten. Dieser Schwachsinn hat zu 999-Leuten-Partys geführt, auf denen man sich genauso anstecken kann. In beengten Räumen macht es keinen Unterschied ob 1000 oder 100 Leute dicht-an-dicht stehen. Wie finanziellen Hilfen für Kulturstätten hätten üppiger ausfallen können, da diese vom Ausgangsverbot besonders hart getroffen worden sind. Ansonsten regelt unser Land die ganze Sache im internationalen Vergleich eigentlich ganz gut.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interesierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Manni: Ein Crowdfunding ist nicht in Planung. Wir freuen uns aber über jede einzelne Bestellung, die in unserem Online-Shop eingeht. Das sind wie gesagt im Moment die einzigen Einnahmen, die wir haben, von daher wäre das im Moment der beste Weg uns zu unterstützen.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Manni: Vor einem massenhaften Veranstaltungssterben. Davor, dass sich die Konzert- und Festivalszene vielleicht nicht schnell genug oder überhaupt nicht erholt. Auf einer ganz persönlichen Ebene habe ich Angst um meine Familie und Freunde, von denen einige Vorerkrankungen haben und zur Risikogruppe gehören. Für ebenjene nehmen wir die Maßnahmen sehr ernst.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Manni: Durchaus, jede Situation hat etwas positives. Wir verbringen mehr Zeit Zuhause, wie jeder andere auch. Man hat Zeit Filme, Serien und andere Sachen nachzuholen, die im normalen Alltagstrubel irgendwo liegengeblieben sind. Ich habe Zeit um mich um das neue Album zu kümmern und generell besser in dem zu werden, was ich mache weil ich arbeitsbedingt aktuell 2 Wochen Urlaub machen muss. Die Situation verlangt einem Anpassungsfähigkeit ab und man wird kreativ auf seiner Suche nach Möglichkeiten, kontaktlos an andere Menschen heranzutreten. Und man hat Zeit zum Üben und um neue Skills zu lernen, beispielsweise wie man einen funktionierenden Livestream (NICHT) zum laufen bekommt, haha. Aber wir haben auch schon ganz viele Dinge auf instagram und Facebook ausprobiert, das ist jetzt eine gute Gelegenheit dazu!


20200415 interview godslave 02

 

Bildquelle: Godslave

 

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden