Interview mit Mario Strasser (Saarevent, Saarbrücken)

interview saarevent 01Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.  

Aus der saarländischen Kulturszene nicht wegzudenken ist die Firma Saarevent, die seit vielen Jahren in ihrer eigenen Location Garage und in anderen Veranstaltungsstätten im Saarland Konzerte und Parties veranstaltet, insbesondere auch in den Bereichen "Hard" und "Heavy". Von der Firma Saarevent stand uns Mario Strasser Rede und Antwort, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Das Interview wurde aufgezeichnet von unserer Redakteurin Anne, die schon unzählige Male von Konzerten aus der Garage Bilder und Gedanken mit nach Hause zurück brachte, die dann den Weg in unser Magazin fanden.

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?

Mario: Unsere Firma ist seit Mitte März in Kurzarbeit. Ohne Veranstaltungen fehlen uns sämtliche Einnahmen und daher können wir nicht weiterarbeiten und mussten komplett einstellen. Lediglich die Geschäftsführung (für die kein Kurzarbeitergeld gilt) hält einen Notbetrieb am Laufen und kümmert sich um Verlegungen etc.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Mario: Ob die Maßnahme angemessen oder übertrieben ist, ist keine Frage, die von einem Laien beantwortet werden sollte - dafür sind Virologen und Epidemiologen da. Fakt ist, wir sind die Leidtragenden dieser Entscheidung und brauchen in diesem Fall Unterstützungen durch unseren Sozialstaat.

Neckbreaker Magazin: Erwartet Ihr, dass Euch später mal Bands ganz konkret unterstützen werden, z.B. durch den Verzicht auf Gage?

Mario: Was ich mir vorstellen kann, ist dass die Gagenverhandlungen in naher Zukunft deutlich verhaltener sein werden, da nicht nur wir im Problemen stecken, sondern eine ganze Branche. Von Luft und Liebe kann aber auch später kein Musiker leben.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, ggf. auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events und was würde Euch vor besonders große Herausorderungen stellen? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Mario: Gemäß des neusten Beschlusses von gestern sind Großveranstaltungen bis zum 31.08. erstmal untersagt. Was genau eine solche Veranstaltung ist, wird jetzt in den nächsten Tagen hoffentlich definiert, bis dahin ist es unheimlich schwer eine Aussage zu treffen.

Neckbreaker Magazin: Befürchtet Ihr, dass das aktuell weit verbreitete Livestreaming von Konzerten zukünftig negative Auswirkungen auf Euer Business haben wird?

Mario: Livestreaming ist natürlich der einzige Weg, wie das aktuell in irgendeiner Form weitergehen kann, aber es ist natürlich eine ganz andere Hausnummer, ob man mit wackeliger Internetverbindung Wohnzimmerkonzerte streamt, oder ob man vor Ort wirklich dabei ist, von daher ist es im Moment eine gute Alternative, aber wird keine Konkurrenz für ein wieder aufgenommenes Live-Business darstellen.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Mario: Beantragt wurde Kurzarbeitergeld und Soforthilfe direkt nach Bekanntwerden der Einschränkungen - erhalten haben wir (Stand heute) noch keinen Cent.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Mario: Wie gesagt, ob diese Einschränkungen notwendig sind oder nicht, ist keine Frage, die ich als Laie beantworten kann. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn die Einschränkungen nicht so plötzlich und mittlerweile doch über einen langen Zeitraum geltend gekommen wären, aber wenn das der Gesundheit der Menschen dient, werden wir uns diesen fügen.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interesierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Mario: Wir spinnen nach wie vor Ideen von Soli Shirts bis zum Thema Crowdfunding, aber aktuell gibt es noch keine konkrete Maßnahme. Wir hoffen nach wie vor auf die groß angekündigte Hilfe für den Mittelstand und die Event- und Gastgewerbe-Branche im besonderen.

Hinweis in eigener Sache:
Inzwischen gibt es eine Crowdunding Kampagne für die Garage in Saarbrücken, weitere Informationen dazu findet ihr unter
https://garage-sb.de/veranstaltungen/crowdfunding-kampagne-fuer-die-garage-saarbruecken/

Neckbreaker Magazin: Nach welchen Kriterien plant Ihr eigentlich zukünftige Veranstaltungen, wenn man diese momentan eigentlich gar nicht richtig planen kann? Befürchtet Ihr einen Overkill an Konzerte im Herbst/Winter?

Mario: Wir hoffen aktuell im Herbst wieder ganz normal an den Start zu gehen, und planen daher fürs erste den Winter 2020/Frühjahr 2021 ganz normal weiter. Es wird natürlich mehr, aber irgendwie muss es ja weitergehen.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Mario: Mit jedem Tag, an dem man von der Politik weiter nicht beachtet wird, wächst natürlich die Sorge, dass die Kulturbranche hinten runter fällt. Ohne staatliche Unterstützung droht hier für die gesamte Branche der große Kollaps, so realistisch muss man an der Stelle sein.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Meine Hoffnung bleibt nach wie vor, dass die Welle der Solidarität (die es durchaus gibt!) weiter getragen wird, auch wenn das normale Leben langsam wieder einkehrt. Andere Venues haben tolle Resonanzen auf Crowdfunding (Schlachthof Wiesbaden, Mauerpfeiffer SB, Studio 30), es gibt Initiativen die Konzertgeher dazu auffordern gekaufte Tickets eben NICHT zurückzugeben, uns erreichen viele Mut machende Nachrichten von Stammgästen - solche Tatsachen lassen einen dann doch hoffen.

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Bildquelle: Saarevent Saarbrücken

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