Im Vorfeld zur kommenden Veröffentlichung des neuen Albums "Kessel" am 05.06.2022 von der Band PHIASCO aus "Köllefornia" (Köln - ja, dem ein oder anderen muss man das erläutern) hab ich Georg, der mitunter für Gesang und Gitarre bei PHIASCO verantwortlich ist, ein paar Fragen per Email geschickt.

 

Andreas: Hallo Georg, hier mal eine kurze Rückmeldung bevor mich der Arbeitsalltag wieder in Beschlag nimmt.
Vielen Dank, dass du mir den Zugang zum Album ermöglichst. Ich habe es bisher vier mal komplett gehört und es gefällt mir mit jedem mal besser. Ich bin auch sehr überrascht, wir gut die MP3 alleine schon klingt. Wie klingt dann erst das Vinyl? Da habt ihr ein großartiges Studio ausgesucht mit einem Könner an den Reglern.

Georg: Hey Andreas, Vielen Dank für die Blumen! Der gute Christoph an den Reglern freut sich bestimmt auch über dieses Lob!

Andreas: Das bringt mich auch gleich zu der ein oder anderen Frage. Da würde mich nämlich die Entstehungsgeschichte zum Album oder auch den einzelnen Liedern interessieren. Gibt es da unterschiedliche Themen bei den Songs oder gibt es einen roten Faden?

Georg: Es gibt tatsächlich keinen konkreten roten Faden bei den Liedern auf dem Album Kessel. Als thematischen Überbau ist da einzig das PHIASCO-Universum, welches von Album zu Album wächst und in dem es Volvo-Zeitmaschinen und Kesselgebräu mit fantastischen Wirkstoffen gibt. Das Universum und die Songs entstehen letztendlich komplett im Proberaum gemeinsam. Wir nennen das Bandgefüge gerne „Polydiktatur“ Keiner hat das Sagen (geschweige denn Ahnung) aber alle reden mit oder so ähnlich.

(Die) Songs entstehen teilweise durch Ideen, die jemand mitbringt und ab dann wird bis zum fertigen Song gemeinsam daran gearbeitet. Das geht mal fix, und mal zieht sich so ein Fertigungsprozess auch Monate hin. Texte entstehen häufig aus Phrasen, die im Entstehungsprozess gesungen werden oder aber auch kurz vor der Aufnahme in gemeinsamen Brainstormings. Die Musik ist also in der Regel zuerst da.

Thematisch geht es daher bunt zu, von künstlicher menschheits-auslöschender Intelligenz, (Loneliest Child) über fantastische, männerverspeisende Frauen (Black Widow) bis hin zu transzendentalen Wiedergeburtsszenarien (Womb)

Andreas: Ich habe euch ja erst beim Hoflärm 2021 kennengelernt bzw. das erste Mal live erlebt.
Ich müsste mir mal noch euer erstes Album "Vieh" zu Gemüte führen. Wie ich gelesen habe wurde das live eingespielt?
Ist das neue Album "Kessel" dann eine andere Herangehensweise gewesen, oder war das ähnlich?

Georg: Bei der Platte Vieh war unsere Vorstellung den rohen Proberaumsound so echt wie möglich rüberzubringen ohne, dass das „Genießer-Ohr“ die ganze Zeit denkt es hört 'nen Live Bootleg… Daher haben wir den Proberaum professionell verkabeln lassen auf "Record" gedrückt und uns 'ne Woche eingesperrt. Heißt, das Grundgerüst haben wir so tatsächlich Live eingespielt. Gesang und zusätzliche Gitarrenspuren haben wir dann als Overdub nachgelegt. Beim Kessel wollten wir gerne mal wieder richtige Studioluft schnuppern und haben die Instrumente nacheinander eingespielt. Beides hat seinen Reiz.

Andreas: Wie lange macht ihr zusammen schon Musik, wie ist es zu den Band PHIASCO gekommen und vor allem wie kam es zum dem spannenden Bandnamen?

Georg: Die Band gibt es in der Besetzung seit (dem Jahr ) 2010/11, als ich (Georg) zu der Formation „Room 4 Fiasko!“ gestoßen bin, die bis dahin seit ca. 2008 aus Hannes, Remy und Mengi bestand. „Room 4, Fiasko!“ bezog sich auf den damaligen Proberaum, der im Proberaumkomplex die Nummer 4 hatte und bedeutete, dass hinter der Tür von Raum 4 Fiasko herrscht. Der jetzige Bandname ist das, was als Kompromiss aus dem alten Namen übrig blieb. Wilde Theorien wurden studiert und Lexika wurden gewälzt und so die Anfangssilbe Fi mit dem Griechischen „Phi“ ausgetauscht. Ursprünglich war das sogar die Schreibweise: (φasco) Allerdings haben wir uns bald dazu entschieden es mit lateinischen Buchstaben auszuschreiben und das gr. φ ist als Symbol bei Zeichnungen übrig geblieben. Der Bandname charakterisiert allerdings nach wie vor ganz gut, wie es so Band intern zugeht und ist häufig Programm.

Andreas: So weit ich verstanden habe, gibt es da reichlich was zu erzählen, gerade zum Albumtitel "Kessel". Stand der vor oder nach dem Videodreh fest? Spannender Kurzfilm zu dem Song "Lucky Loop" übrigens. Da ist ja sehr viel Liebe zum Detail eingeflossen und schauspielerisches Talent ist da auch bei euch vorhanden. Auch wenn so ein Video immer mega aufwendig ist, kann man da zu dem ein oder anderen Song noch ein passendes Video erwarten?

Georg: Der Albumtitel zu Kessel stand lange Zeit nicht fest. Wir wollten unbedingt ein Video mit verrückter Storyline drehen und so hat sich nach und nach auch in Zusammenarbeit mit dem Regisseur (Felix Rudolph) Diese fantastische Geschichte entwickelt. Ca. ein Jahr Planungsphase gipfelten dann 2020 im Sommer in den Dreharbeiten. Wir waren dann so im Thema, dass ziemlich bald klar war, dass das Album nur Kessel heißen kann, der ja auch eine zentrale Rolle im Video hat. Mit einem deutschen Titel blieben wir so nach der ersten EP „Öl“ und dem ersten Langspieler „Vieh“ auch einer bandinternen Tradition treu. Mengi unser Gitarrist hat dann den digitalen Pinsel geschwungen und das ganze stilvoll fürs Cover aufgearbeitet und fertig war die Kiste.

Der Videodreh hat uns allen eine Riesenfreude bereitet, gleichzeitig aber auch ein kleines Loch in die Bandkasse gerissen. Daher haben wir uns dafür entschieden das Geld fürs Presswerk per Crowdfunding zu finanzieren. Geplant ist jetzt erst mal kein weiteres Video aber wie sagt man so schön: Sag niemals nie! Lust hätten wir auf jeden Fall und wenn die Bandkasse sich hoffentlich auch wieder was füllt durch Verkäufe und Gigs, wer weiß.

Ich hoffe, Du kannst mit den Ausführungen was anfangen und wir sind gespannt auf deine ausführliche Meinung zum Kessel.

Reingehaun!

Georg/PHIASCO

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Releaseparty: Facebook

PHIASCO sind:

Georg Laudenberg
Gesang/Gitarre
Remy Niehorster
Schlagzeug
Marcel Witton
Gitarre/Gesang
Johannes Fischer
Bass/Gesang

 

(Quelle: Phiasco)