Hawkwind - Onward

Hawkwind_OnwardSeit mehr als 35 Jahren leitet Dave Brock die Geschicke von HAWKWIND alleine, mit einem dem Einfluss nicht gerecht werdenden Erfolg. Seine Truppe gehört sicherlich zu den wichtigsten Wegbereitern des Spacerock, doch das Line-Up und die Geschichte waren ähnlich chaotisch wie die Musik und diverse Konzerte. 1972 hatte man mit "Silver Machine" einen ersten Hit, darauf schon zu hören Bassist Ian "Lemmy" Kilmister. Der musste 1975 gehen weil er am kanadischen Zoll mit Drogen erwischt wurde, leider den falschen. Alleine diese Anekdote macht das Wesen dieser Formation deutlich, die zwischendurch mehrmals aufgelöst war. Doch es ist dem eisernen Willen ihres Masterminds zu verdanken, dass die treue Fangemeinde auch heute noch regelmäßig mit neuen Studiooutputs bedient wird. Das neueste steht nun in den Läden und hört auf den Namen "Onward" und ist recht opulent ausgefallen.

Recht rockig geht es zu Beginn zu, das schwere Riff von "Seasons" könnte auch von aktuellen Stoner-Kapellen stammen, die sich immer wieder gerne auf die Briten berufen. Sphärische, effektbeladene Leads führen zu dem lässigen Refrain, bevor man über einen verhallten Basslauf in der Mitte in die typische Verschrobenheit abdriftet. Wobei angesichts der spacigen Sounds und der Schlagzeugfiguren abdriften schon fast Programm ist. Ähnlich blubbert es auch zu Beginn von "The Hills Have Ears", doch plötzlich durchdringt Brocks Stimme recht aggressiv das Szenario. Post-punkige Riffs begleiten ihn, bevor es ganz ruhig wird und man fast endlos auf den nächsten Ton warten muss.
Auch "Death Trap" kommt ähnlich räudig um die Ecke, eine Mischung aus klassischem Spacerock und alternativen Klängen, ziemlich abgedreht. Überhaupt klingt vieles weniger nach den Siebzigern, sondern eher nach den Neunzigern, als Bands wie MONSTER MAGNET oder OZRIC TENTACLES ihre Spur aufgenommen haben. Mit "Right To Decide" hätte man in der damaligen Musiklandschaft noch einen Hit landen können. Schöne Leadmotive mit floydiger Schlagseite runden die Nummer ab.

 

Die gibt es auch beim akustischen, folklastigen und gefühlvollen "Mind Cut", in dem HAWKWIND ihre ruhigere Seite präsentieren. Die gibt mir wie etwa in "Green Finned Demon" persönlich mehr als die doch etwas zu chaotischen Nummern. Vor allem die trippigen, endlos weiten Instrumentals wie "Southern Cross" oder "The Drive By" finden bei mir Gefallen. Flächige Synthesizer, Theremin, spärliche Gitarrenleads und hypnotische Rhythmen weben einen dichten Teppich auf dem man davon fliegen könnte.
Die ganz typischen Space-Rocker entdeckt man erst auf der zweiten CD dieses Doppel-Albums wie etwa "Computer Cowards" und "Mystery Train". Auch das lässige "Aero Space Age" schlägt in diese Kerbe, hat aber auch ein wenig von THE DOORS. Dessen Piano-Linie spinnt das anschließende lange Instrumental "The Flowering Of The Rose" mit der wabernden Orgel weiter.

"Onward" erweist sich für den Hörer als eher harte Nuss. Die vielen Einflüsse sind oft nicht homogen genug durchgemischt und lassen sich nur schwierig alle erfassen. Für Fans der Truppe, die diese Kauzigkeit gewohnt sind sicher lohnenswert, weil auch technisch alles einwandfrei umgesetzt ist. Der Sound passt zu der staubigen Atmosphäre ohne angestaubt zu wirken. Sicherlich toll zu sehen, dass die Soundpioniere sich immer noch weiter entwickeln, auch wenn nicht jeder sofort durchsteigt (Pfälzer)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 18
Spielzeit: 82:45 min
Label: EastWorld Recordings
Veröffentlichungstermin: 04.05.2012

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