Novembre - The Blue

novembre_blue.jpgDoom Metal aus südlichen Ländern ist eher eine Seltenheit, aber keine Unmöglichkeit, wie man an den Italienern NOVEMBRE sehen kann. Es bedarf also nicht ausschließlich Kälte und langer Winternächte um in Melancholie zu verfallen. Und die Formation besteht auch schon seit 1993 und hat in der Zwischenzeit sechs Alben veröffentlicht. Köpfe des Vierers sind die Gebrüder Carmelo und Guiseppe Orlando, die für den Gesang und die Gitarren sowie für die Drums zuständig sind. Ihre Version des schleppenden, düstern Stahls ist aber nicht reinrassig, denn sie verarbeiten auch noch Gothic - und Psychdelicelemente in ihrem Sound, der dadurch an Atmosphäre gewinnt. Seit 2005 sind sie bei Peaceville unter Vertrag, für die sie mit "The Blue" ihren zweiten Longplayer abliefern.

Blue - Blau die Farbe passt sehr gut zu dem Album und das nicht nur wegen dem schönen Cover von Travis Smith, das in allen Schattierungen dieser Farbe gehalten ist. Nein, mit der Farbe verbindet der allgemeine Hörer so Dinge wie das Meer und die damit verbundene Weite, Tiefe, Unendlichkeit. Und die verspürt man beim Hören der Musik von NOVEMBRE ein ums andere Mal. Denn ihr Doom Metal ist voll von atmosphärischen Klanglandschaften.
Damit passen sie gut zu ihrer neuen Plattenfirma, denn bei der waren bzw. sind solche Acts wie OPETH, MY DYING BRIDE, ANATHEMA oder KATATONIA unter Vertrag. Und genau an diesen genannten Formationen orientiert sich der Sound der Italiener. Vor allem die stärkste Phase Ende der Neunziger der britischen Psychedelic-Doomer von ANATHEMA haben ihre Spuren hinterlassen.

Nur gehen die Südländer noch gothiclastiger als ihre Vorbilder zu Werke und so klingen die Gitarren etwas nach Wave-Rock der Achtziger. Doch genauso beherrscht Frontmann Carmelo Orlando deren typisches Wechselspiel aus tiefen Grunts und emotionalem Klargesang. Die Kompositionen sind sehr vielfältig gehalten, strotzen nur so von Tempowechseln, flächigen Klanggebäuden und psychedelischen und harmonischen Parts.
Das alles fließt endlos ineinander über, was eine warme Atmosphäre erzeugt wie in dem Opener „Aenemia". Ihre extremmetallischen Wurzeln brechen dann umso plötzlicher heraus, wenn der andere Bruder mit einem Doublebass-Gewitter loslegt und die Äxte nach vorne preschen. Dazu ertönen immer wieder schöne Gitarren-Leads skandinavischer Prägung wie in „Iridescence" oder „Argentic". Weiterhin kann man mit kleinen Klangtupfern wie den Flöten im Instrumental „Zenith" oder einer Frauenstimme bei „Nascence" überzeugen.

Allerdings bringen die melancholischen Melodien mir der Zeit auch eine gewisse Abnutzungserscheinung mit sich. Vor allem, weil die Songs keinem Muster folgen, verliert man sich zunehmend in leidender Weinerlichkeit. Auch die recht trockene Produktion steigert die Zugänglichkeit nicht unbedingt.
Dafür können sich NOVEMBRE am Ende mit dem kraftvollen, epischen, wogenden und leicht Blackmetal-inspirierten „Deorbit" noch einmal nachhaltig in Erinnerung rufen. Dieser Track vereint noch mal alle Stärken der Scheibe.

Doch so richtig zünden will „The Blue" einfach nicht, was wie gesagt an den etwas orientierungslosen Arrangements liegt. Auch in punkto Eigenständigkeit muss für eine so erfahrene Band mehr kommen. Nichts desto trotz oder gerade deswegen könnte das Album allen Fans des Genres zusagen, vor allem jetzt wenn die kalte Jahreszeit bevorsteht. Aber bei all den starken Veröffentlichungen in dem Bereich ist zu bezweifeln, dass sich diese hier durchsetzen kann. (MetalPfälzer)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 67:31 min
Label: Peaceville
Veröffentlichungstermin: 09.11.2007

 

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