Kelly Keagy - I´m Alive

Kelly Keagy - I´m Alive „I´m Alive“ klingt ja schon ein wenig danach, als müsse sich Kelly Keagy mit einem Aufschrei kramphaft Gehör verschaffen.
Gut – nach seinem ersten Soloalbum „Time Passes“ von 2001 ist es ein wenig ruhiger um den „singenden Drummer“ geworden, der in den Achtzigern mit seiner Band NIGHTRANGER immer hauchdünn vor dem ganz großen Durchbruch stand. Immerhin kann man Alben vorweisen, die es bis in die Top 10 der amerikanischen Charts geschafft haben…
Damit ist aber auch der Stil bereits ein wenig geklärt – denn die Top 10 hat man auch 1985 nicht mit brutalem Deathmetal geknackt – sondern mit Rock aus dem Mainstream-Bereich.

Für „I´m Alive“ gibt es Unterstützung, die sich in diesen Gefilden bestens auskennt: Mr. SURVIVOR Jim Peterik greift nicht nur in die Saiten, sondern hat auch kräftig am Songwriting mitgemischt. Neben Herrn Peterik gibt es aber noch einen weiteren Namen, der sich sehen – und insbesondere hören – lassen kann: Reb Beach ist mit seinen kürzlich wiederbelebten WINGER noch nicht wieder ausgelastet und steuert hier sein Talent an der Lead-Gitarre bei.

Mitnichten gerät „I´m Alive“ aber in Regionen von WINGER-Härtegraden – zwar beginnt Keagy mit dem Opener und Titeltrack noch angenehm eingängig rockig und legt mit dem sehr modern tönenden „Stolen“ sogar noch einen Zahn zu, mit „Blink Of An Eye“ ist man aber bereits wieder auf dem Weg in Richtung Balladensektor, den man mit dem etwas gelangweilt wirkenden „When Nobody´s Looking“ dann auch vollends erreicht.

Keine Frage – bei den drei Hauptakteuren ist auf der handwerklichen Seite fast alles vortrefflich geraten – und mit einer charismatischen Stimme wie der von Herrn Keagy kann man so einiges veredeln – aber es täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass das Material doch sehr glatt und rund produziert wurde, und trotz des ein oder anderen sägenden Riffs mehr für die ruhigeren Momente gedacht ist.

Zu „Back Of Your Mind“ wird die Akustik-Klampfe ausgepackt – insgesamt ist die Nummer zwar recht abwechslungsreich, dümpelt aber an so mancher Stelle der deutlich zu üppigen sechseinhalb Minuten zu viel vor sich hin.
Eine Nummer wie „Life Worth Remembering“ schlägt trotz flotterer Grundstimmung in eine ähnliche (übrigens sehr radiotaugliche) Richtung, bevor dann „Re-Imagine“ mit leicht orientalischen Klängen eingeläutet wird, um dann dasselbe Problem an den Tag zu legen:
Die Tracks sind irgendwie zu clean, als dass sie richtig zu zünden wissen… es braucht ein wenig, bevor einem das so richtig aufgeht – da reicht ein knackig aufgelegtes „World Before And After“ nicht aus, das Pendel deutlich mehr auf die Rock-Seite ausschlagen zu lassen – aber zumindest tritt hier die Handschrift von Herrn Peterik deutlich zu Tage.

Warum sich ein (glücklicherweise nur zwei Minuten andauernder) Unfall wie „Where Are We Now“ auf die Scheibe hat mogeln können, der den gerade marginal aufgebauten Drive völlig zum Erliegen bringt… bleibt unverständlich.
Ein wenig versöhnlich stimmt danach wieder ein solide rockendes „Where The Road Ends“, nur um dann von der schmalzgetränkten Schnulze „Everything I Need In A Woman“ wieder erschlagen zu werden. Genregerecht beschließt dann ein auch eher seichtes „Half A World Away“ das Werk.

Jim Peterik hat mit PRIDE OF LIONS ein Eisen im Feuer, das beweist, dass er noch qualitativ hochwertiges Material abliefern kann – dass davon in der Zusammenarbeit mit Kelly Keagy nur selten etwas bemerkt werden kann ist einfach nur schade – „I´m Alive“ ist schlussendlich fast ein Melodic-Album „zum Kuscheln“ als ein Rock-Album.
Aber nun gut – warum sollen nicht auch die altgedienten Herren der Rockfraktion diese Momente verschönern dürfen…

Note: 6,5 / 10

Anspieltipps: „Stolen”, „World Before And After”, „Where The Road Ends”

VÖ: 26.01.2007

Spielzeit: 61:23 min
Titel: 13
Label: Frontiers Records

(Naglagor)