Herder - Horror Vacui

Herder_2012Gott, sind die gut, die Holländer. Nach ihrem selbstbetitelten Überwerk kommen die Jungs nun mit einer weiteren EP auf den Markt. "Horror Vacui" setzt die unbarmherzige und eindeutige Linie fort und macht von Anfang an klar, wer hier das Sagen im Doom-/Stoner- und Sludgesumpf hat.

HERDER ist giftiger Morast, saurer Regen und wütendes Gewitter, das schwer auf Dich einwirkt und von Deiner verwundbaren Seele Besitz ergreift. Wer die Jungs schon einmal live erlebt hat (ich gehöre zufällig zu den Glücklichen), weiß, wovon ich rede. Allzu bekannt sind die Niederländer überregional betrachtet ja nicht, aber in ihren Breitengraden schon eine dicke Nummer. Dieser vertonte Weltschmerz ist authentisch, echt und durch ihre Musik spürbar; wer hier noch nicht nahe an der Verzweiflungsgrenze stand, der wird geradewegs dorthin katapultiert und darüber hinaus.

HERDER sind ein musikalisches Grundgerüst aus Bass und Schlagzeug, Gitarren sind eher begleitend als Riffstützen und Effektquellen dienlich. Der Gesang, der sich sehr positiv absetzt, gibt quasi nur das Thema an, um das es sich gerade dreht und fungiert auch eher als ein weiteres Instrument.  Auch wenn Nico am Mikro schwer mies gelaunt klingt, so hebt er sich doch angenehm deutlich von den restlichen Sängern seines Genres ab, da er kaum zu oft gehörtes Gekeife oder stumpfes Gebrüll einsetzt und seine Stimme sich dennoch gut durchsetzen kann und zudem sehr abwechslungsreich zum Einsatz kommt.

Nach einem feinen musikalisch hochwertigen Intro mit reichlich sumpfigen Gefiedel setzt der schlammige Riffregen ein: „Feet Eager To Run To Evil" bricht Dir direkt den Nacken mit seinem tonnenschweren Riff. Der Song wird – wie alle anderen - getragen von brachialem Bass und einem zähen Schlagzeug, die Gitarren, wenn auch drei an der Zahl, spielen bei HERDER nicht die erste Geige, sondern sind mehr für die Effekte und psychotische Soli-Konsonanzen und -Dissonanzen zuständig. Dann auch noch der völlig hoffnungsleere, eigenständige und wutdurchzogene Gesangsmonolog von Mikrofonist und Frontraucher Nico, der dieser Agonie des prophezeiten Weltuntergangs den Spiegel vorsetzt.

Länger als die strammen 21,5 Minuten Spielzeit hält man das kaum aus bzw. ist dann der Zeitpunkt erreicht, wenn die Pessimistenseele befriedigt ist und sich nun erholen muss. Eine EP-Spiellänge ist bei solchen Bands wirklich gut bedacht. Dafür ist die 12" prallvoll mit Hörerlebnissen, die trotz aller Kälte und Negativität dennoch soviel Positives emporkommen lässt, wenn man die Scheibe immer und immer wieder begeistert hört. Holt euch diesen Sludge ins Haus, ihr werdet nicht enttäuscht sein, und euer Missmut gegen die moderne Welt und für die Macht der Musik wird um einiges wachsen. HERDER is harder! (Jochen)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 21:34 min
Label: Reflections Records
Veröffentlichungstermin: 13.11.2012

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