
Was den Vorgänger so auszeichnete war vor allem die fette Produktion von Dennis Ward, mit der er TEN endlich den Druck verlieh, der auf vielen ihren Scheiben fehlte. Der PINK CREAM 69-Mann saß auch bei dem neuesten Output an den Reglern, doch seine Handschrift ist nicht so stark zu vernehmen wie auf „Stormwarning". Nach dem orientalischen Intro „The Gates Of Jerusalem" geht es mit „Arabian Nights" verhältnismäßig rau zur Sache, flankiert von vielen Leadgitarren treiben die Drums den Song nach vorne zum hymnischen Refrain. Hätte in der Form auch auf den metallischeren „The Robe" und „Spellbound" Platz gehabt.
Auch das folgende, schwerfällig rockende „Gunrunning" verfügt nicht über die Wucht, die man bei der letzten Produktion auffahren konnte. Mit der nur vom pulsierenden Basslauf getriebenen Strophe, erkennt man aber eine der typischen Trademarks dieser Formation, nämlich die Melodien nicht mit allzu massiven Arrangements zu verbauen. Auch sonst ist alles da, was der geneigte Anhänger wünscht. Mehrstimmige Refrains mit vielen verhallten Chören, große Melodiebogen mit einem leichten Hang zum Kitsch, viele tolle Soli, feine Harmonien wie die Keyboard-Bass-Staccatos in „Game Of Hearts" und auch folkloristische Motive.
Was mir neben dem runderen Klangbild noch abgeht sind diese großartigen, knalligen Arrangements, die noch zuletzt Titel wie „Endless Symphony" oder „Kingdom Come" veredeln konnten. Lediglich bei dem sich vom Pianobeginn langsam steigernden „The Lights Go Down" kommt man an diese Klasse heran. Und auch die vielen schönen Leadmotive, wie man sie von „Yesterday Lies In Flames" her kennt, tauchen auf „Heresy And Creed" weniger auf. Auch das Songwriting birgt nicht ganz die Qualität, die man beim Vorläufer abrufen konnte.
Da zündete alles, hier muss man sich schon mal mit Durchschnitt begnügen. Man wird den Eindruck nicht los, als wollte man schnell noch etwas nach schieben, um weiter verlorenen Boden gut zu machen. Sicher, die etwas kantigere Gangart verhindert allzu schmalziges Balladenwerk, was „Raven´s Eye" gut bekommt. Schlecht ist das alles ja nicht, es wurde nur vor 18 Monaten deutlich besser geliefert. Allerdings bleibt man immer noch über dem Niveau der bereits erwähnten „Return to Evermore" und dem arg plüschigen „Twilight Chronicles".
Musikalisch kann man dem Sechser ebenfalls nicht viel vorwerfen, die Herren sind sehr erfahren beherrschen ihr Handwerk. Die Gitarrenarbeit von Dan Mitchel und John Halliwell lässt erneut keine Wünsche offen und die Rhythmusfraktion macht ordentlich Dampf. Meister Hughes überzeugt mit seinem rauchig-warmen Timbre wie eh und je und lässt feinste Melodien auf den Hörer los. Selbst der Produktion muss man immer noch guten Standard attestieren. Es findet sich auf „Heresy And Creed" nichts gravierendes, was Anhänger der Truppe oder andere Melodicrock-Freunde vom Kauf abhalten sollte. Außer vielleicht der Tatsache, dass die beiden ersten Scheiben oder das dezent bluesige „Far Beyond The World" stärker waren. (Pfälzer)
Bewertung: 7 / 10
Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 66:58 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 19.10.2012