Vicious Rumors - Razorback Killers

viciousrumors_razorbackkillersDen Preis für das meiste Karriereglück sahnen andere ab, aber sicherlich nicht VICIOUS RUMORS, bei kaum einer anderen Band lief soviel schief. Dabei fing es gut an, obwohl man mit „Soldiers Of The Night" das Debüt 1986 etwas später als die Konkurrenz heraus brachte gelang es mit Klassikern wie „Digital Dictator" oder „Welcome To The Ball" mit Größen wie METAL CHURCH gleich zu ziehen.

Doch inmitten der Grunge-Welle, die dem US-Metal zusetzte kam der große Schicksalsschlag, am 23. April 1995 verunglückte Sänger Carl Albert tödlich. In der daraus resultierenden Orientierungslosigkeit haute man stark vom Zeitgeist geprägte Werke wie „Something Burning" oder „Cyberchrist" heraus. Auch das Line-Up war alles andere als stabil. So sollte es bis 2006 dauern bis man mit HELSTAR-Koryphäe James Rivera wieder einen vernünftigen Frontmann und auf „Warball" den gewohnten melodischen Powermetal präsentieren konnte. Doch auch das Glück war nur von kurzer Dauer, es klappte menschlich so gar nicht zwischen Mastermind Geoff Thorpe und dem Shouter. Nun kommt mit Brian Allen der nächste Anlauf, mit ihm nahm man „Razorback Killers" in Angriff.

Und auch diesmal gibt man den Fans das wonach sie sich sehnten, denn die Scheibe knüpft genau da an, wo man mit dem Vorgänger aufgehört hatte. Mehr noch VICIOUS RUMORS legen sogar noch eine Schippe drauf. „Murderball" regelt gleich zu Beginn so ziemlich alles, geht so was von nach vorne los, dass es einfach Spaß macht. Da wollen es aber ein paar wissen! Die Äxte knallen die volle Breitseite mitten ins Gesicht, da weiß man woher der Begriff Powermetal kommt. Genau solche Dampframmen stellen der Titelsong und „Axe To Grind" dar, hier wird nicht lange gefackelt.

Ein wenig schwerfälliger schließt sich „Black" an den Opener an, nur absolutes Vollgas muss auch nicht sein. Aber bis auf ein paar ruhige Anflüge im Mittelteil des abschließenden Epos „Deal With The Devil" gibt es nichts was nicht zu einhundert Prozent Metal wäre. Sogar die Melodielinien hat man zugunsten des Härtgrades noch ein wenig zurück gefahren.
Doch erstaunlicherweise funktionieren die Songs dennoch gut auf dem Album. Das liegt zum einen daran, dass der Bandchef schon immer ein Händchen für griffige und hymnenhafte Kompositionen hatte. Und trotz des hohen Tempos hat man dennoch Platz für ein paar Feinheiten. Seien es die Gang-Shouts im angethrashten „Blood Stained Sunday", der sehr melodische Refrain in „Pearl Of Wisdom" und natürlich die vielen teils doppelstimmigen Lead-Fills. Dafür waren VICIOUS RUMORS schon in ihren Anfangszeiten bekannt und diese Trademark setzen sie nun wieder verstärkt ein.

Dazu wurde die kompromisslose Marschrichtung konsequent umgesetzt, der Sound bewegt sich noch mehr als bei „Warball" tief in die Achtziger. Die messerscharfen Riffs schneiden wunderbar wie in der Hochzeit dieses Genres ohne den nötigen Druckvermissen zu lassen. Dazu versprüht man eine Frische, welche die damals herrschende Aufbruchsstimmung authentisch in die heutige Zeit transportiert.
Obendrein wird „Razorback Killers" von vielen schnellen, teilweise wie in „Rite Of Devastation" furiosen Soli garniert. Hier wird der Mastermind neben seinem Partner Kiyoshi Morgan noch von ehemaligen Mitgliedern unterstützt. Der langjährige Weggefährte Mark McGee hat ebenso seine Einsätze wie NIGHT RANGER-Mann Brad Gillis.
Bei so viel Metalpower darf dann gerne Mal eine Nummer so klischeehaft wie „Let The Garden Burn" ausfallen. Der hymnische Stampfer ist eine Huldigung an den Stil, den die Formation schon seit 30 Jahren hochhält. Und zu guter Letzt hat der neue Frontmann ein paar Killer-Screams auf Lager.

Wer den Glanz der ersten fünf Alben seit dem Tod von Carl Albert vermisst hat, der muss hier zugreifen, denn in der Form waren VICIOUS RUMORS auf Platte schon ewig nicht mehr. Live konnte man die Energie auch in der unsteten Phase immer noch entfachen. Der vor fünf Jahren eingeschlagene Weg wird fortgeführt, die noch ungestümere Art wird vielen gefallen, einen Tick kann man gegenüber dem Vorläufer noch gutmachen. Und der war schon nicht von schlechten Eltern, bleibt nur zu hoffen, dass man wieder so ein stabiles Line-Up wie von 1986 bis 1993 hinbekommt und man nicht wieder fünf Jahre auf das nächste Album warten muss. (Pfälzer)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 51:33 min
Label: SPV/Steamhammer
Veröffentlichungstermin: 25.03.2011

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