Votum - Metafiction

votum_metafiction.jpgMusste ich vor gar nicht langer Zeit im Rahmen meines NORIAN Reviews einmal mehr feststellen, dass Deutschland in Sachen Prog fast zum Niemandsland geworden ist, so macht unser östliches Nachbarland Polen genau die umgekehrte Entwicklung durch. Die Vorzeigeband RIVERSIDE schnuppert spätestens seit dem famosen „Anno Domini High Definition“ Album am internationalen Durchbruch und auch andere Bands wie QUIDAM, PROGHMA-C oder OSADA VIDA trumpften in den letzten Jahren mit beachtlichen Alben auf. Zu dieser Riege der hoffnungsvollen Bands, denen man es zutrauen kann, dass sie eines Tages mal mindestens genau so weit kommen wie RIVERSIDE, kann man getrost auch VOTUM zählen. Denn nicht nur das schöne, kunstvoll gestaltete, Cover ihres zweiten Albums „Metafiction“ (interessanter Titel übrigens) weiß zu gefallen, sondern auch mit den 7 Songs wissen die sechs polnischen Musiker zu punkten.

Dabei ist die musikalische Richtung, die VOTUM auf diesem Album einschlagen, auf eine gewisse Art und Weise schon überraschend, denn man geht sozusagen genau den umgekehrten Weg ihrer Landsleute von RIVERSIDE; dieser Name wird in der Folge übrigens noch häufiger auftauchen, denn die Musik dieser beiden Bands ist sich ziemlich ähnlich, und das ist noch eher untertrieben als übertrieben. Begannen RIVERSIDE vor einigen Jahren im atmosphärischen Prog Rock, um dann von Album zu Album härter und metallischer zu werden, so liegen die Wurzeln von VOTUM eindeutig im Metal, wie man ihrem Debütalbum „Time Must Have A Stop“ anhören kann. Davon ist inzwischen nicht mehr so viel übrig, von den richtig harten Klängen hat man sich auf „Metafiction“ verabschiedet. Die einen wird das freuen, vor allem diejenigen, die „Out Of Myself“ vergöttern, den anderen wird die Chose mittlerweile zu soft sein; mir ist das relativ gleichgültig, denn gut ist gut und bleibt gut.

Lediglich Song Nummer fünf „Stranger Than Fiction“ bewegt sich durch und durch in metallischen Gefilden und sogar einige wüstere Gesangseinlagen, die man eher mit moderneren Sounds assoziiert, haben sich bei diesem Stückchen eingeschlichen, was den Polen allerdings nicht so besonders gut zu Gesicht steht. Dafür wissen die restlichen sechs Songs dieses Albums mit ihren emotionalen, atmosphärischen und zumeist melancholischen Klängen zu überzeugen.     

Dass es VOTUM so richtig drauf haben, intensive Songs zu schreiben, das untermauert gleich mal der neunminütige Opener „Falling Dream“, der in Sachen geschicktem Songaufbau alles mitbringt, was ein großer Song haben muss. Da weiß man schon beim ersten Durchgang, dass dieser Stück etwas Besonderes ist. Was die Länge angeht, ist dieser Opener übrigens nur der zweitlängste Song des Albums, denn das abschließende ebenso eindringliche „December 20th“ bringt noch 20 Sekunden mehr auf die Spieluhr. Doch keine Sorge, VOTUM sind weder Frickelkönige noch Longtrackliebhaber, denn mit der reinrassigen Ballade „Faces“, dem bereits erwähnten harten „Stranger Than Fiction“ und dem erneut ruhigeren „Indifferent“ haben VOTUM auch Songs auf ihrem zweites Album gepackt, die die 5-Minuten-Marke unterschreiten. Und genau dafür kassieren sie in der Endabrechnung einen halben Pluspunkt, denn sie machen nicht denselben Fehler vieler ihrer Genrekollegen und überladen „Metafiction“ mit einer Masse an Musik. 44 Minuten Musik sind mehr als ausreichend für ein gutes Album, das ist etwas was „Metafiction“ mit „Anno Domini High Definition“ gemein hat.

Im Vergleich zu diesem Meisterwerk zieht das zweite Album vom VOTUM zwar noch den kürzeren, weil erstens die Songs nicht ganz so viel Tiefgang und Abwechslung besitzen und zweitens der etwas einlullende Gesang von Maciej Kosinski nicht ganz so eindringlich und variabel ist, wie der vom Herrn Duda; aber sie sind auf jeden Fall schon nahe dran, so dass sich jeder Anhänger des atmosphärischen Progs mal genauer mit „Metafiction“ beschäftigen sollte. PS: Es wäre schön, diese Band dieses Jahr auf dem Night Of The Prog Festival zu sehen. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 44:33 min
Label: Mystic Production
Veröffentlichungstermin: 01.03.2010