England hat bisher schon einige sehr eigenwillige Bands hervor gebracht. Irgendwie gehen die Uhren auf der Insel etwas anders. In dieses Schema passen auch INME, die als DROWNDED gegründet wurden. Im Laufe der Jahre wurde Gründungsbasser Joe Morgan von Greg McPherson, dem Bruder von Bandkopf Dave ersetzt. Anfangs kokettierte man noch stark mit dem Emo-Genre, orientierte sich aber zuletzt stärker in Richtung Progressive. Seit einem Jahr ist mit Ben Konstantinovic ein zweiter Gitarrist an Bord, was sich im Sound niedergeschlagen hat. Nachzuhören auf ihrem vierten Album „Herald Moth“.
Dies fällt etwas düsterer aus als die Vorgänger, behandelt es thematisch die schwierige Phase im Leben von Sänger und Gitarrist Dave McPherson in den letzten Jahren. Den neuen Longplayer sieht er daher als Ventil, um seine Probleme in den Griff zu bekommen.
Hier setzen INME zumeist auf alternative-rockige Klänge der amerikanischen Vorbilder und Britpop-Anleihen, bauen aber die verschiedensten Elemente in ihre Kompositionen ein. Schon der Opener „You Won´t Hear From Me Again“ überrascht im Mittelteil mit einem heftigen Ausbruch und tiefen Grunts. Track Nummer zwei, „Belief Revival“ hat etwas von COHEED & CAMBRIA, vor allem wegen McPhersons hoher Stimme.
Hier zeigen sich auch zum ersten Mal die progressiven Versatzstücke im Kosmos der Engländer. Frickelriffs und Gitarrentappings, flinke Soli, und alles, womit sonst noch der anspruchsvolle Musikliebhaber gespeist werden will. Was sich jetzt anhört, als könne es nicht zusammen passen, auf dem Papier ist das auch so, funktioniert erstaunlich gut.
Über die gesamte Dauer geht der wilde Ritt durch abgefahrene Passagen, rockiges Aufbegehren und oft sehr melodiöse Refrains. Paradebeispiel ist hier „The Art Of Moderation“, bei dem die Wechsel sehr prägnant rüberkommen.
Verstärkt wird der Eindruck von der Dichte des Materials, welches sehr straff arrangiert ist. Dies kann aber durchaus auch etwas nervig wirken, denn Ruhe wird einem kaum gegönnt auf „Herald Moth“. Nur beim von Streichern veredelten „All Terrain Vehicle“ und dem akustischen „I Will Honour You“ schleichen sich längerfristig ruhige Töne ein.
Ebenfalls sehr krude klingen „Captain Killjoy“, dessen leicht artrockige Strophe urplötzlich von einem Rest ihrer Emo-Vergangenheit abgelöst wird. Nicht minder verwundernswert ist „Single Of The Weak“, wobei die eingängige Nummer das Zeug zum Hit hat. Richtig gelesen, trotz allem schaffen es die Vier zugängliche Lieder zu schreiben, bei besagtem setzen sie Elektronik ein, die teilweise an ULTRAVOX denken lässt, um im Refrain leicht punkig und hymnisch loszulärmen.
Dabei stelle ich mir die Frage, woher die vielen Keyboards stammen, bei den Credits sind sie leider nicht aufgeführt, aber live braucht man da wohl Verstärkung. Hat teilweise etwas von RUSH auf Acid und tönt recht ungewöhnlich, mit gängigen Prog-Formationen kaum zu vergleichen, auch wenn die Merkmale vorhanden sind.
Am Ende stehe ich doch etwas ratlos da, ziemlich harter Stoff, den die Jungs da abliefern. Interessant ist das durchaus, sehr modern, geht trotz allem gut ins Ohr. Dennoch muss man sich an die Stilistik erst mal gewöhnen. Vielleicht schaffen INME es, diese Vorgaben in Zukunft weiter zu verfeinern, ihren eigenen innovativen Ansatz zu finden. Dann könnte da was gehen, denn bisher bleibt nur Musik, die außer Engländern kaum einer versteht. (Pfälzer)
Bewertung: 7 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 53:28 min
Label: Superball Music
Veröffentlichungstermin: 16.10.2009
