Lion's Share - Dark Hours

lionsshare_darkhours.jpgDie Schweden von LION'S SHARE kann man mit Fug und Recht zusammen mit vielen anderen Bands zur Kategorie „ambitioniert, aber nie wirklich erfolgreich“ zählen. Schon seit fast 15 Jahren sind die Skandinavier um Mastermind Lars Chriss jetzt im Business aktiv, reißen konnten sie bislang so gut wie nichts. An der Qualität der bisherigen fünf Veröffentlichungen kann es nicht gelegen haben, LION'S SHARE konnten von Seiten der Presse im Laufe der Jahre mehr als wohlwollende Kritiken einheimsen und soweit mir das Material bekannt ist, teile ich diese positiven Eindrücke. Vielleicht war man zwischenzeitlich einfach zu lange Weg vom Fenster (zwischen 2001 und 2007), vielleicht war man einfach zu tourunfreudig (in Deutschland ließ man sich so gut wie nie blicken), vermutlich waren die ständigen Label- und Sängerwechsel nicht förderlich, und mit Sicherheit hat das nötige Glück ganz einfach auch gefehlt. Ganz egal, jetzt ist das Jahr 2009 und schneller als erwartet sind LION'S SHARE mit einem neuen Werk am Start, das den recht einfallslosen Titel „Dark Hours“ trägt.

  Ab in den Player damit und was als nicht beinharter Fan der Truppe direkt auffällt, ist die gehörige Portion Metal, die die vier Musiker gefressen haben! Werden andere Bands mit zunehmender Reife immer softer und progressiver, man will ja der Welt zeigen, was man gelernt hat, so gehen LION'S SHARE genau den umgekehrten Weg. War man zu Beginn (Mitte bis Ende der Neunziger) noch deutlich im Melodic Rock bzw. im Hardrock der klassischen Schule verwurzelt, so bietet „Dark Hours“ inzwischen lupenreinen schnörkellosen Melodic (Power) Metal im Stile von MASTERPLAN etc. Muss kein Fehler sein, allerdings sollten Leute, die die Band noch aus „Two“ und „Fall From Grace“ Zeiten kennen, und die Entwicklung nicht mitverfolgt haben, vorsichtig sein, um nicht weggepustet zu werden. 

Dieser These entsprechend brechen LION’S SHARE zu anfangs mit „Judas Must Die“ und allerhand Doublebass ganz schön nach vorne los, und auch die folgenden „Phantom Rider“ und „Demon In Your Mind“ (Anspieltipp) kommen nur unwesentlich gemäßigter daher. Zum Glück geht’s in der Folge nicht ganz so einseitig weiter, sondern LION'S SHARE verstehen es, zu variieren. Beim DIO-resken „Heavy Cross To Bear“ und beim abschließenden „Behind The Curtain“ regiert ein mittleres Tempo, „Space Scam“ und „The Bottomless Pit“ sind reichlich experimentell, und auch vor einem leichten Schuss Epik machen LION’S SHARE nicht Halt. Trotzdem wird über weite Strecken des Albums mächtig Gas gegeben, auch „Full Metal Jacket“, „Barker Ranch“ (Anspieltipp) und „Napalm Nights“ haben einen ganz deutlichen Power Metal Einschlag.

Bis auf zwei Nummern („The Bottomless Pit“, „Napalm Nights“) gestaltet sich die ganze Sache auch ziemlich interessant, so dass Melodic Metal Anhänger mit „Dark Hours“ nicht viel falsch machen können. Die Scheibe hat eine ganze Reihe starker Songs, viele nette Melodien, Riffs und Soli, glänzt mit bärenstarken Vocals und verfügt über vier talentierte Musiker (die sie eingespielt haben).  Was aber ganz eindeutig fehlt, ist der eigene Charakter. LION'S SHARE haben nichts, was vergleichbare Kapellen nicht auch hätten. Am deutlichsten wird das beim Gesang von Patrik Johansson (wo ist das Nils geblieben?), der LION'S SHARE zusätzlich noch eine Portion Eigenständigkeit raubt, weil er auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzt. Ohne Frage ist der Gesang sehr gelungen, und Kritik ist fast schon ein frevlerischer Akt, aber der Mann sollte endlich mal an seinem eigenen Profil arbeiten; eine Sache, die z.B. der ähnlich hoch gelobte Jorn Lande im Laufe der Jahre geschafft hat. Natürlich sind Ronnie Dio und Tony Martin exzellente Vorbilder, aber muss man sich dann an diesen immer und immer wieder orientieren. Von der Warte aus klingen LION'S SHARE eben, wenn man's böse nimmt, nur wie eine metalischere Version von ASTRAL DOORS, SPACE ODYSSEY oder WUTHERING HEIGHTS. Gut und empfehlenswert ist „Dark Hours“ aber natürlich trotzdem. (Maik)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 44:08 min
Label: Blistering Records
Veröffentlichungstermin: 27.03.09