Schon wieder ein neues Output aus dem Hause PARAGON, gerade mal eineinhalb Jahre nach „Forgotten Prophecies" erscheint mit „Screenslaves" das neunte Album der Norddeutschen. Dieser Veröffentlichung wurde noch die EP „Larger than Life" vorgeschoben, bei der es sich um ein recht ungewöhnliches Cover handelt. Personell hat sich nicht viel verändert im Lager der Power-Metaller, lediglich Basser Dirk Seifert ist jetzt fest mit an Bord! Und auch musikalisch ist alles beim alten geblieben, ob man das jetzt gut findet muss jeder für sich selbst entscheiden.
Nach wie vor setzen die Hamburger auf ganz klassischen Teutonenstahl, wie er seit Mitte der Achtziger gerne in ihrer Heimatstadt geschmiedet wird. Damit ist natürlich schon offensichtlich, dass die Solinger ACCEPT erneut als übermächtiger Einfluss ständig einen Schatten auf die Scheibe werfen. Sie waren es, die zu Beginn des vorletzten Jahrzehnts diese Stilrichtung aus der NWOBHM heraus quasi im Alleingang erfanden. In den Folgejahren gab es dann viele sehr potente Nachfolger, die deren Sound aufnahmen und weiter entwickelten.
Und die Trademarks davon sind nach wie vor auf fast jeder Komposition von PARAGON zu hören. Schneidende Riffs, die mächtig nach vorne treiben, wie etwa im Opener „Hellgore" oder beim anschließenden „Disconnected" ein paar PRIESTsche Nuancierungen aufweisen. Dazu die wuchtigen stampfenden Riffberge in „Entoomed" und „Blade in the Dark", die von pumpenden Bassläufen angetrieben werden. Kennt man halt aber alles schon aus „Head over Heels" und „Up to the Limit".
Ebenso wie die schnellen, Double-Bass-getriebenen Nummern der Marke „Death next Door". Dazu gesellt sich mit „Bloodfeast" ein eher schleppender Song und der Titeltrack kommt ungewohnt heftig daher. Dieser wartet auch mit einer Kritik an der modernen Gesellschaft auf, die nur noch über Displays und Bildschirme kommuniziert.
Doch genau so wie die Musiker mit der heutigen Medienlandschaft Probleme haben, tun sie sich auch mit etwaigen zeitgemäßen Musikströmungen schwer. Da hält man sich lieber an die Vorgaben von einst, was bei ihren Fans Freudenstürme auslösen dürfte. Es gibt sicherlich viele, die mit den heutigen Folk-, Opern-, Rockabilly-, oder was weiß ich was-Einflüssen im Metal nichts anfangen können. Für die ist solch eine Band geradezu maßgeschneidert und innerhalb dieser Szene, die heute eigentlich schon Underground darstellt ganz oben anzusiedeln.
ur wird sich an der Popolarität auch mit „Screenslaves" nicht viel ändern, da alle anderen auf die Scheibe verzichten werden. Auch wenn man in den selben Riffarsenalen wie RUNNING WILD, STEELER oder RAGE zuhause ist, so wirken ihre Kompositionen trotz der vorhandenen Qualität ziemlich altbacken. Denn besagte Truppen oder auch die frühen Thrasher wie KREATOR versprühten zu ihrer Gründungszeit eine gewisse Aufbruchsstimmung, die heute kaum mehr nachzuahmen ist. Zeitgeist lässt sich nicht wiederholen, und um gleich eventueller Befangenheit meinerseits zu widersprechen, ich würde einem Aufguss von NIRVANA-Akkorden mit ALICE IN CHAINS-Melodien ähnliches bescheinigen, wenn er nicht den oft zitierten Spirit transportieren würde.
Somit ist das einfach zu wenig, um in der heutigen Zeit über einen gewissen Level hinaus zu kommen. Auch wenn technisch alles einwandfrei ist, aber hier bewegt sich einfach nicht, zumal mich die Songs vom Vorgänger doch noch ein wenig mehr ansprachen. Klar, vor allem in den Solo-Passagen erinnert man sich an alte Tugenden, Jünger des traditionellen Stahls sollten hier auch zugreifen, aber haben muss man das nicht. Und den Gag mit der BACKSTREET BOYS-Nummer muss man auch nicht verstehen, aber er zeugt ein wenig von Mut. (MetalPfälzer)
Bewertung: 6 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:54 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 28.11.2008
