Die Powermetaler von SILENTRAIN sind in ihrer finnischen Heimat schon lange keine Unbekannten mehr, denn früher firmierte man unter dem Namen DUNCE. Hiermit schaffte man es sogar ins Vorprogramm von NIGHTWISH auf deren Russland-Tour. Nach zwei Longplayern und einer EP, die nicht europaweit vertrieben wurden konnte man mit Stay Heavy Records eine größere Company finden, in Deutschland von DRAKKAR vertrieben. Um die geschäftliche Veränderung deutlicher nach außen zu tragen änderte man den Namen dann in SILENTRAIN. Nun liegt das verkappte Debüt in Form von „Wrong Way to Salvation" vor.
Kopf der Truppe ist Sänger und Gitarrist Marko Kämäräinen, der sich auch für den Großteil der Lieder verantwortlich zeichnet. Musikalisch schlägt man den Weg zum traditionellen Metal ein, ohne sich allzu vieler typischer Powermetal-Klischees zu bedienen. Der Fünfer tendiert eher in eine düstere, leicht Gothic-lastige Richtung, ohne aber auf druckvolle Gitarrensalven zu verzichten.
Am meisten klingt hier noch der Einfluss von ihren Landsleuten SENTENCED durch, welche die Vermischung von kraftvollem Metal und dunklem Ambiente perfektioniert haben. Am nächsten kommt dem Stil von SILENTRAIN noch der schwedische THE CROWN-Ableger ANGEL BLAKE.
Für ordentlich Dampf sorgt mit Juha Lethinen ein zweiter Gitarrist, der vor allem bei den nach vorne losgehenden Stücken gefragt ist. Als Beispiel seien die schnellen Staccatos beim Opener „Until you break" oder dem flotten „Broken" sowie die schweren Riffs im Stampfer „Fear of the Unknown" genannt. Aber trotz des sehr runden, engen Stilkorsetts, das man aus den unterschiedlichsten Einflüssen zusammengewebt hat kann man immer wieder im Detail für Abwechslung sorgen.
„Ride with the Devil" schleppt sich ein wenig doomig daher, der vielschichtige Titeltrack kommt dafür ein wenig proggig um die Ecke. Und bei „Slayer" harmonieren die Keyboards von Pirrka Maksimainen gut mit den Sechssaitern, so dass leichtes NIGHTWISH - Feeling aufkommt. Überhaut erscheint sein Spiel immer wieder als netter Kontrast zu der treibenden Power, ob bei perlenden Piano-Sounds wie in „Eternity" oder eher mit flächigen Tönen.
Nicht ganz so viel Wert legt die Combo auf die klassische finnische Melodie-Verliebtheit, da man doch eine finsterere Atmosphäre hat. Viel mehr schielt man auch Richtung westlicher Nachbar, vor allem wenn man bei „Sick of.. „ Göteborg-Harmonien zockt. Zwar sind die meisten Refrains hymnisch gehalten, doch so richtig süffig klingt nur „No more", das sich hervorragend als Single eignen würde.
Ein weiteres Markenzeichen ist der ständig präsente Bass von Jussi Karjalainen, der für die nötige Tiefe sorgt. Oftmals pumpt er die Strophen druckvoll nach vorne. Von der fetten, wuchtigen Produktion wird er gut in Szene gesetzt. Insgesamt ballert der Dreher ordentlich, weiß aber auch durch Transparenz zu überzeugen.
Doch all das kann nicht über einige Schwächen im Songwriting hinwegtäuschen, denn irgendwie läuft bei „Wrong Way to Salvation" auch viel an einem vorbei. Obwohl, oder gerade weil die Songs kurz und knackig gehalten sind bleibt die Eingängigkeit auf der Strecke. Manchmal wurden zu viele Ideen in einem Song verwirklicht, SILENTRAIN täten besser daran ausufernde Nummern und direktere Kracher abzuwechseln, statt alle Kompositionen auf ein Maß zu stutzen. Der tolle Sound rockt zwar ganz ordentlich, bringt schnell das Interesse des Hörers, verdeckt eben aber auch die angesprochenen Mängel. Eine Scheibe, die gut unterhält, aber sich nicht dauerhaft bei einem festsetzt. (MetalPfälzer)
Bewertung: 6 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 42:34 min
Label: Drakkar Records
Veröffentlichungstermin: 19.09.2008
