RPWL - The RPWL Experience

therpwlexperience300.jpgGanze drei Jahre hat es gedauert, bis die deutsche Prog-Rock-Institution RPWL einen Nachfolger für ihr Meisterwerk "World through my Eyes" präsentiert. Die Zeit dazwischen wurde unter anderem mit der Live-Scheibe „Start the Fire" überbrückt. Doch nun steht mit „The RPWL Experience" das fünfte Album der Band, die Resteverwertung „Stock" mit einberechnet in den Läden. Die Truppe mit dem ungewöhnlichen Namen, welcher auf die Namen der Musiker verweist geht dabei ihren Weg unbeirrt weiter und sucht nach neuen musikalischen Herausforderungen.

Auf den ersten Blick ist natürlich alles beim alten geblieben im Hause RPWL, die bisherigen Trademarks sind immer noch vorhanden. Da wären die meist akustischen Klänge, welche die gesungenen Passagen untermalen, die öfter an die Sixties erinnernden Vocal-Harmonien. Dazu die warmen, sphärischen Synthesizer-Teppiche, die sich gekonnt unter die Hauptmelodien legen. Die Orgel hält sich ebenso dezent im Hintergrund, nur gelegentlich wird das Instrument von Yogi Lang etwas lauter, wie etwa bei dem an MANFRED MANN angelehnten Solo in „Stranger".
Sein Partner an der Sechssaitigen Karlheinz Wallner stellt seine Fähigkeiten ebenfalls stets in den Dienst der Songs. Seine ungewohnt weichen Slide-Klänge sind nach wie vor ein Markenzeichen. Hier und da packt er ein paar Lead-Fills rein, um die Atmosphäre zu unterstreichen.
Zur Schau stellen von instrumentalem Können oder allzu plakatives Songwriting war noch nie das Ding des Quartetts. Ruhig und bedacht ist der Songaufbau, in dem unzählige kleine, bunte Details zu entdecken sind. Keine schnellen Tempowechsel, keine hektischen Breaks, die Stimmung entfaltet sich langsam aber bewusst.

Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben bei der Truppe, der Titel „The RPWL Experience" kommt nicht von ungefähr. Der neue Dreher wirkt noch weniger opulent als seine Vorgänger, rauer, direkter, ursprünglicher. Es scheint, als hätte das was andere Genre-Größen wie RIVERSIDE oder PORCUPINE TREE auf ihren Bonus-Outputs vorexerziert haben, bei ihren deutschen Kollegen Einzug gehalten. Der verstärkte Focus auf die pure Melodie, das entschlacken der Arrangements ist auch hier zu beobachten.
Und man entfernt sich immer weiter von der einstigen Inspiration PINK FLOYD. Lediglich zwei Songs weisen Bezüge zu dem Art-Rock-Flagschiff auf, „Turn back the Clock" an die Frühphase und „Masters of War" an die letzten Alben. Dieser wohl stärkste Song der Scheibe fügt sich in die Reihe der völlig eigenständigen BOB DYLAN-Covers ein. Wunderschön fließend über düstere Schwaden und einem ganz dezenten Loop bringt Wallner ein Solo, bei dem er David Gilmour ganz nahe kommt.
Auch der Einsatz der elektrischen und elektronischen Instrumente ist zurück gegangen. Stattdessen hat der Independent-Rock verstärkten Einzug gehalten, wie Lieder wie „Where can i go" deutlich machen. Das augenzwinkernd „This is not a Prog Song" lässt einen sogar an alte R.E.M. denken.

Die Texte sind wie immer sehr zeit - und sozialkritisch gehalten, wirken nicht so weltentrückt wie bei ihren Vorbildern aus den Siebzigern. „Stranger" und „Silenced" thematisieren in bedrückender Art und Weise den Krieg, wovor viele andere Künstler scheuen. Und die U2 meets PORCUPINE TREE-Nummer „Choose what you look at" befasst sich mit der medialen Überfrachtung und den arg beliebigen Fernsehgewohnheiten vieler Mitmenschen.
"The RPWL Experience" ist ein weiterer Schritt in der Karriere von RPWL. Ob man ihn als einen in die richtige Richtung betrachtet muss der Hörer selbst entscheiden. Wer bisher mit der Formation etwas anfangen konnte wird nicht enttäuscht sein, denn viel hat sich nicht verändert. Für diejenigen, die der traditionellen Lehre des Prog nachhängen könnte es so langsam eng werden. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 67:07 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 29.02.2008

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