INCUBATOR aus dem hohen Norden dürften Death-Metal-Freaks der ersten Stunde noch aus den frühen Neunzigern bekannt sein. Nach vielen Auf-und-Abs in den letzten nun fast 20 Jahren und mehreren Line-Up-Wechseln und rechtlichem Hick-Hack holt Bandkopf und Shouter Chris Mummelthey nun zum großen Schlag aus: Ein Deal mit MASSACRE-Records, prominente Mitstreiter (Dirk Weiss, ehemals WARPATH und RICHTHOFEN) und ein komplett deutschsprachiges Konzept sollen INCUBATOR wieder groß machen.
Hmmm...deutsche Texte sind immer ein zweischneidiges Schwert, da setzt man sich auch ganz schnell in die Nesseln - aber in diesem Fall macht sich der Einfluss von Weiss und seiner Ertfahrung mit seiner alten Band positiv bemerkbar: Weitestgehend klischéefrei und auf den Punkt gebracht ist das textliche Konzept von "lieBISSlieder", das von harschem Death-/Thrashmetal passend in Szene gesetzt wird.
Oho, oho! Das Anfangsriff des Openers "Narzist" ist aber SEHR an "South of Heaven" angelehnt...Rip-Off oder Hommage? Gleichwohl: Der angepisste Sprechgesang von Mummelthey und das groovige Gesamtgerüst des Tracks tritt Arsch! Und zwar nicht zu knapp. Die langjährige Erfahrung der Band macht sich bezahlt und so sind die Arrangements auch wirklich ausgereift und schlagen da zu, wo sie sollen.
Dabei erinnert man an Thrash-Grössen wie EXODUS (z.B. bei "Der Weg") und SLAYER (s.o. und "Instrumentalstück"), kann aber seine eigene, moderne Marke mit hinzufügen. Hochexplosiv, das!
Aber es gibt nicht nur auf die Glocke - bemerkenswert anders ist "Stapellauf", der sogar gute weibliche Vocals und sehr reduziertes Tempo anbieten kann, aber textlich nicht minder böse ist. Auch die Neuaufnahme (bzw. eher der Remix) von "Der jüngste Tag" von RICHTHOFEN sticht durch seine elektronischen Elemente hervor.
Textlich ein wenig zu plump kommt "F**k mich" rüber; das gab´s textlich schon trölf Tausend Mal...verzichtbar! Sinnvoller ist da "Frei", das mit guter Gesellschaftskritik und passend dazu mit dem musikalischen Climax einen gesunden Standpunkt gegen das hiesige Leben und seine Zwänge vertritt.
Als weitere Anspieltipps gebe ich noch den Video-Track "S" (auch auf myspace zu sehen!) und das sehr wütende und teils englisch-gesungene "Für immer".
INCUBATOR überraschen - "lieBISSlieder" wird seinem Namen gerecht: Messerscharf und mit starken Kiefermuskeln ausgestattet packt diese CD zu wie ein Alligator, rütttelt, reisst und kaut dich roh durch. Wirklich empfehlenswert!
(Brix)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:51 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 28.03.2008
