Hämatom - Wut

haematom_wut.jpgSehr neugierig war ich nach Erhalt dieser CD auf die neue Scheibe von HÄMATOM. Deutsche Texte sind im Metal (ich lasse jetzt mal die Folk-Ecke ausser Acht) immer noch Mangelware - die Erfolge von den APOKALYPTISCHEN REITERN und EISREGEN zeigen jedoch, dass hierzu eine enorme Nachfrage besteht.
Mitte/Ende der Neunziger hatten die SCHWEISSER es geschafft, Anspruch mit knallharter Mucke in Verbindung zu bringen, HÄMATOM setzen dem Grundkonzept noch eins drauf: Durch die Maskierung und den schizophrenen Bühnenshows wirkt alles noch wütender und direkter.
Parallelen zu SLIPKNOT oder MUDVAYNE sind sowohl musikalisch als auch optisch nicht von der Hand zu weisen. Benannt nach den vier Himmelsrichtungen (plus dem Produzenten ÄQUATOR) lotst HÄMATOM also allerlei Extreme aus - musikalisch wie textlich. Beleuchten wir die Wut doch einmal näher.

"Los geht´s" - der Titel Nummer Eins lässt auch die soundtechnischen Parallelen zu den maskierten Vorbildern aus Übersee deutlich werden - die Klampfen sind bis auf den Boden runtergestimmt, die Drums leicht scheppernd - eine insgesamt sehr trockene Produktion. Der Text behandelt das Thema: "Endlich Konzert - wir oben - ihr unten - geht ab!" Also nichts Spektakuläres.
Wenn der Song "Leck Mich!" lautet, wird´s schon interessanter. Aber ausser Schimpfwörtern und "Ich bin krasser als Du"-Polemik kommt da nix rüber. Musikalisch gibts den nächsten SLIPKNOT-Abklatsch - sowohl das Riff als auch den Aufbau hat man alles schon mal gehört.
Immerhin: Bei "Fremd" gibt es ein eindeutiges Anti-Statement gegen braune Wirrköpfe, welches mit orientalischen Samples und tanzbaren Rhythmen untermalt wird. Immer notwendig, sowas.
Der Aussenseiter-Song "Das schwarze Schaf" zielt textlich ein wenig in die ONKELZ-Ecke, musikalisch gibts wieder auf die Glocke - also weiterhin nicht viel Neues.
"Schmerz" ist da schon variabler: Zwischen cleanem Gesang und Laut-Leise-Dynamik entfalten auch die Lyrics trotz all der Wut und dem Hass, der zuvor zum Tragen kam, einen zerbrechlichen Seelenstrip. "Ihr kotzt mich an" und "Mit dem Kopf durch die Wand" haut wieder in die alte Kerbe: Flucht vorm Spießertum und Orientierungslosigkeit in der heutigen Gesellschaft sind hier die Themen.
Dabei fällt bei Letzterem besonders die Parallele zu den SCHWEISSERN auf, da hier viele Textfragmente und Zitate auftauchen - vielleicht ja auch eine Hommage an diese. Auch einen Song wie "Freier Fall" haben SCHWEISSER so ähnlich konzipiert. Eigenständigkeit klingt zwar anders, aber insgesamt lockert der Song die Scheibe auf, da hier nicht nur ins Mett geprügelt wird. 

Dies wird bei "Bow" natürlich wieder nachgeholt, "Wir machen alles kurz und klein, haut besser ab" - Das Motiv wiederholt sich erneut. Von der bösen Spezies Mensch an sich handelt "Homo Sapiens", das mit Rammstein´schem Sprechgesang arbeitet.
Mit "Solange ich noch kann" darf dann der obligatorische SM-Song auch nicht fehlen...das gabs auch schon x-mal. "Sechs" und "Willkommen im Nichts" sind dann der Abschluss der "Wut" - auch hier gibt es nichts wirklich innovatives zu berichten, außer, dass der letzte Track fast eine Ballade darstellt, in dem Sänger Nord ausschliesslich mit klarem Organ singt.

Tjo, die Begeisterung hält sich bei "Wut" in Grenzen. Wütend, direkt und in die Fresse ist die Scheibe, da kann ich HÄMATOM keinen Vorwurf machen. Unterstrichen durch die Optik und der aggressiven Bühnenshow ist ein Gig der Band bestimmt sehenswert. Aber ob man wirklich eine deutsche SLIPKNOT-Kopie brauch, muss der Metaller letztendlich selbst entscheiden.

(Brix)

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 54:28 min
Label: Soulfood Music
Veröffentlichungstermin: 25.01.2008

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