Konzeptalben sind ja immer so ne Sache. Da will man besonders episch klingen, vergisst über die ganzen ellenlangen die eigentliche Musik und verschießt dann im Endeffekt den Elfmeter aufs leere Tor, indem man der Hörerschaft ein Bollwerk vorsetzt, welches wohl genau so schwer zu hören ist wie es zu schreiben war. Nun gut, richtig strange wird es jedoch erst, wenn man die Worte „Corpsegrinder" und „Konzeptalbum" zusammen in einem Satz liest. Man weiß ja nun wirklich nicht ob man im ersten Moment heulen oder lieber zur Nadel greifen soll. Im Falle von „The End Of The Hour" werden uns PATHS OF POSSESSION wohl oder übel zum freudigen Headbangen und zum Vergießen von Freudentränen zwingen!
Natürlich denkt man bei George Fisher zuerst mal an die CANNIBAL CORPSE und es liegt einem vor dem ersten Hören schon ein lautes „Plagiat!!!" auf der Lippe; man wird jedoch prompt beim Einschieben der Platte eines Besseren belehrt.
„Memory Bury" schlägt direkt in eine Kerbe die sehr gut gefällt: Eine gehörige Portion Metal der alten Schule trifft hier auf Ohrwurm-Leads die sich dem ein oder anderen direkt ins Hirn brennen und nicht selten daher kommen wie aus der Amott‘schen Feder geflossen. Man grooved sich also durch einen Song , der zum bangen einlädt und lauscht dem Corpsegrinder wie er sich in gewohnter Manier durch den Song keift und man kommt mit Sicherheit zu dem Schluss, das dem Herrn Fisher diese melodische Begleitung mehr als gut steht! Da gibt es dreistimmige Melodien (ja, der Bassist darf hier auch mal!) zu entdecken, die in ein fulminantes Solo münden, welches einen wiederum an ARCH ENEMY erinnert, was natürlich sehr erfreut und bereits den Opener zu einem Hit macht!
Hier wird einem auch schon klar gemacht, woher hier der Wind weht. PATHS OF POSSESSION spielen hier zu einem erheblichen Teil traditionell angehauchten Death-Metal, der sich jedoch auch der schwedischen Schule bedient, gerade was die Melodieführungen betrifft. Mann erkennt hier kaum einen Stillstand tonaler Art wodurch es einem auch mitnichten an irgendeiner Ecke langweilig wird.
Das Album steht voll und ganz im Zeichen dieser wohlschmeckenden Mischung, sodass es hier mehr oder weniger sinnlos wäre, einzelne Songs herauszupicken und zu analysieren. Die inhaltlich durch die Geschichte über den im Krieg zum wahnsinnigen Halbgott mutierenden Menschen verbundenen Songs stehen immer wieder für sich selbst und bieten die Stärken von PATHS OF POSSESSION durchgehend makellos dar. Einzig und allein der Titeltrack bietet dem Hörer etwas von der beim Begriff „Konzeptalbum" hochkommenden Befürchtung von etwas epischem erschlagen zu werden, jedoch auf eine Art und Weise wie man sich es auch als Todesmetaller gefallen lässt: die sich immer wieder zuspitzenden Melodiebewegungen der beiden Axtmänner erzeugen eine Spannung die von der Rhythmussektion perfekt in Szene gesetzt werden und nicht zuletzt von Herrn Fisher veredelt werden.
Wobei wir gerade beim Corpsegrinder beim einzigen Problem der Platte angekommen wären. Nicht das man mich falsch versteht, ich habe hier keine weltbewegenden Maßstäbe in Sachen Produktionsaufwand erwartet, nur im Vergleich zu den super gut und absolut sauber klingenden Instrumenten wirkt die Stimme des Frontmannes doch nicht „organisch" und etwas steril; sie schwebt wie eine nur halbfertig gemischte Tonspur über dem Rest der Musik, was ich wirklich schade finde, denn mit einer fetteren Produktion der Vocals wäre diese Platte ein rundum perfektes Werk irgendwo jenseits streng abgemessener Genregrenzen geworden! (Reini)
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:56 min
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungstermin: 22.10.07
