Sleepytime Gorilla Museum - In Glorious Times

Was sind die Steigerungsformen von progressiv? Progressiv, avantgardistisch, SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM! Was die Kalifornier auf ihrem dritten Longplayer so kredenzen, lässt sich eigentlich nur schwer in Worte fassen. Das Spiel heißt wohl „Nenne mir einen Stil und wir verarbeiten ihn“, meine Güte. Die vier Jungs und Carla Khilstedt machen vor wirklich nichts halt, mangelnde Eigenständigkeit kann man ihnen nicht vorwerfen, ein Sammelsurium von allem was es in den letzten vierzig Jahren gab. Zu Beginn ist das ganze Album ja noch einigermaßen nachzuvollziehen, im Zehnminüter „The Companions“ machen sich Sixties-Einflüsse breit. Psychedelische Stimmungen bestimmen das Bild, der Geist von den DOORS und frühen PINK FLOYD ist allgegenwärtig. Gegen Ende steigt die Intensität der Nummer leicht dramatisch an.
Doch schon bei „Helpless Corpse Inactment“ ist davon nicht mehr viel zu spüren. Besonders bei Nils Frykdahls Vocals hört sich das Lied wie ein Deathmetal-Cover von FAITH NO MORE an. Gegrunzter Rap, auch was ganz neues, Geigenparts geben dem ganzen den Rest! „Puppet Show“ ist in den Strophen sehr minimalistisch arrangiert, im Refrain schwellt die selbe Melodielinie zu einem getragenen, bombastischen Chor an.
Im vierten Song „Formicary“ meldet sich dann die Frontdame zu Wort, zu einer verspielten Klangcollage haucht sie wie weiland BJÖRK. Am Ende läuft es dann in einer Funkorgie aus. Ähnlich klingt anschließend „Angel of Repose“, auch wieder einen schönen Gruß nach Island. Die ruhig-flirrende Psychedelica weicht zum Schluss wieder einer epischen Steigerung. Bei „Ossuary“ kommt man dann auf dem Bazar von Istanbul an, unglaublich, und dann ertönen wieder Grunts.

Überhaupt zeichnet sich das gesamte Werk durch kaum nachvollziehbare Klanggebäude aus, die Stimmung hält sich eher im düsteren Bereich auf. Oft sehr zerrissene Instrumentalpassagen, die einem fast endlos auf den nächsten Ton warten lassen. Das erzeugt eine im höchsten Maße verstörende Atmosphäre. Irgendwelche Rock-Strukturen herauszuhören ist unmöglich, die Songs fließen einfach.
Der Gesang nimmt alle Formen an, manchmal kommt er sogar operettenhaft, dann wieder gebrochen, sonor und karg. Die Instrumente sind eigentlich gar nicht mehr zu erkennen, es regieren Soundkreationen. Bläsersätze tauchen auch noch auf. SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM bringen ein Album, dass eher an einen Jahrmarkt, denn an Musik erinnert.

Zugegebener Weise muss ich attestieren, dass die einzelnen Songs für sich genommen irgendetwas ausstrahlen. Der Formation gelingt es den Hörer zu fesseln, Spannungsbögen aufzubauen. Nur benötigt man vier bis fünf Durchläufe, um überhaupt zu merken, dass man es nicht mit einem Sampler zu tun hat. Der ganze Dreher wirkt doch sehr zerfahren, schwer zu greifen.
Auch wenn sich irgendwann eine musikalische Linie einstellen sollte, bleibt die frage, wem man dieses Machwerk empfehlen soll. Björkfans stellen es nach zwei Songs ins Regal zurück, Crossover-Freaks verschrecken die schwermütigen Sounds. Metaller kriegen bei dem Yallah-Yallah-Gezirpe Haare auf die Zähne, bleiben nur noch beinharte Progies, und sogar die dürften es schwer haben. Am ehesten könnte das noch gewollt Intellektuellen, Zweckhässlichen mit Hornbrille gefallen, keine Ahnung. Oder auch Leuten, die mit Vorliebe gegen die Betäubungsmittelgesetze verstoßen. (MetalPfälzer)


Bewertung: 6,0 / 10 Punkten

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 67:47 min
Label: Equilibre Music
Veröffentlichungstermin: 29.05.2007
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