Aus unserem westlichen Nachbarland kommen DISTRESS, die mit „Others“ ihr nunmehr drittes Werk vorlegen. Musikalisch hingegen klingen sie so gar nicht nach Baguette und Rotwein, sondern schielen verstärkt über den Kanal. Denn ihr Doom Metal ist eindeutig von den insularen Bands beeinflusst. Dennoch gelingt es ihnen wie vielen ihrer Landsleute eine eigene Identität zu schaffen, die nur allzu oft unentdeckt bleibt. Franzosen gehören im Metal immer noch zu den Exoten, und für den großen Wurf ist diese Mucke wohl auch zu speziell. War der Erstling Close to Heaven noch im klassischen Doom zuhause, verlagerte sich das Gewicht beim Nachfolger The Mourning Sun in Richtung Death Doom. Weitere drei Jahre später haben sie ihr Konzept ein bisschen geöffnet und Platz geschaffen für neue, individuelle Einflüsse. So kommen schon beim Opener Ignorant Years sehr viele ruhige Parts zum Vorschein. DISTRESS haben scheinbar die Akustikgitarre für sich entdeckt, und so lockern sie die molltönenden Riff-Monolithe immer wieder auf. Auch bei Herm-Aphrodite Bells wird das ohnehin langsame Tempo noch mehr zurückgeschraubt.
Klar, hier ist die ganze Zeit über Lava-Sound angesagt, schnelle Passagen sucht man hier vergebens. Zwar groovt es gleich beim zweiten Song Revealed to Men richtig heftig los, und The brave Matters beinhaltet gelegentliche Doublebass-Attacken. Dennoch walzen die Songs zumeist träge voran.
Dafür sorgt schon Frontmann Philippe Miralles, der sein Organ sehr variabel einzusetzen weiß. Die meist klagenden Gesangslinien kommen teilweise getragen, dann in leichtem Falsett oder tief gegrowlt daher. Das bringt natürlich Abwechslung in die triste Atmosphäre von Others.
Die Instrumentalfraktion steht dem Streben nach einer größeren stilistischen Bandbreite in nichts nach. Einen leichten Hang zum Progressiven und verspielten Rhythmusvariationen lässt sich nicht abstreiten. Besonders Odyssey of Fools mit seinen vielen Tempowechseln sticht da hervor, auch wenn er dann wieder zu wenig nachvollziehbar ist um sich im Ohr festzusetzen.
Des weiteren bedient sich die Formation einiger psychedelischer Versatzstücke, die vor allem in ruhigen Lagen zur Geltung kommen. Allerdings auch eher mit dieser majestätischen Traurigkeit und nicht so bunt und schillernd wie bei ihren Genre-Kollegen CATHEDRAL.
Im Gitarrenbereich setzt man neben den zähen Riffs auf schöne, warme Leadfills, wie man sie von ANATHEMA oder MY DYING BRIDE her kennt. Von letzteren hat man sich Laurent Haas auch einige wuchtige Schlagzeugausbrüche abgeschaut.
So kommt am Ende ein Silberling heraus, der Fans dieser Genres unbedingt zu empfehlen ist, da er um Neues bemüht ist. Nur ist das eben für alle anderen doch schwer zu konsumieren, da man auch einige Durchläufe braucht, bis man die Kompositionen vollständig nachvollziehen kann. Der trockene Sound macht es da auch nicht einfacher, obwohl er durchaus passend ist. (MetalPfälzer)
Wertung: 7 / 10 Punkten
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 71:23 min
Label: Thundering Records
Veröffentlichungsdatum: 06.07.2007
