Schweden scheint eine ausgesprochene Heimat für Multiinstrumentalisten und für Eigenregie-Bands zu sein. Da wäre vor allem YNGWIE J. MALMSTEEN, der seit mehr als 20 Jahren die Szene bereichert und sich nur noch Mietmusikern bedient. In den letzten Jahren tauchten mit Carljohan Grimmark von NARNIA sowie dem meist für andere Interpreten arbeitenden Magnus Karlsson neue Namen auf. Nun hat auch der FATAL FORCE – Gitarrist Torben Enevoldsen mit DECOY sein alleinverantwortliches Projekt, bei dem er ohne Kompromisse seine Ideen umsetzen kann. Nach mehreren reinen Instrumentalalben war die Zeit reif für eine eigene Formation, bei denen er die Zügel in der Hand hält. So schrieb er die ganzen Songs selbst, spielte sämtliche Saiteninstrumente ein, war für die Produktion und den Mix zuständig. Lediglich für den Gesang verpflichtete er den ehemaligen GRAND ILLUSION-Frontmann Peter Sundell, am Schlagzeug saß Thomas Heintzelmann, mit dem Enevoldsen schon bei seinen Soloalben zusammengearbeitet hat. Damit dürfte auch die musikalische Marschroute von Call of the Wild klar sein, denn weit von seinen ähnlich arbeitenden Kollegen entfernen sich DECOY nicht. Klassischer Hardrock gepaart mit traditionellem Melodicmetal steht auf ihren Fahnen, der am ehesten an die letzten Ergüsse von JORN LANDE erinnert.
Das ist nicht gerade was aufregend Neues, aber sehr abwechslungsreich komponiert. Treibende Songs kommen ebenso zum Zug wie stoischer Riff-Rock, ruhige Stücke und ein paar progressiver ausgerichtete Stücke. Die Refrains sind meist sehr hymnisch, oft mit Mainstreamappeal.
Herauszuheben ist vor allem die gute Arbeit Enevoldsens an der Sechssaitigen, sein Spiel ist sehr filigran und akzentuiert. Klasse Soli gehen ihm leicht von der Hand, ebenso knackige Läufe, wie etwa im starken, leicht an AXEL RUDI PELL erinnernden Titelsong.
Nur Vocalist Sundell will nicht so recht ins Bild passen. Er verfügt zwar über eine gute Stimme, aber in den härteren Momenten hat er seine Schwierigkeiten. Ein richtiger Shouter ist er keinesfalls und so nerven ein paar Hymnen in hoher Stimmlage doch ziemlich, wie schon beim Chorus im Opener Divided. Zwar weiß er in mittleren Lagen zu gefallen, dass er aber in der bluesigen Halb-Ballade Forever and ever seine beste Leistung bringt, qualifiziert ihn nicht gerade für diesen Job.
Obwohl die einzelnen Nummern sehr routiniert arrangiert sind, wollen sie sich nicht so im Ohr festkrallen. Das liegt nicht nur am Gesang, sondern auch an den Kompositionen selbst, da fehlt einfach ein bisschen das Feeling, bisweilen wirkt alles sehr konstruiert. Aber das kennen wir auch von vielen vergleichbaren Projekten.
Daß die Gitarren etwas zu sehr im Vordergrund stehen wirkt sich auch nicht gerade positiv aus. Die sehr saubere Produktion versteht es leider nicht, der Rhythmus-Sektion den nötigen Schub zu verpassen.
So bleibt ein Album, dass sich Freunde der oben genannten Stile gerne anhören können, aber nicht müssen. Zwei wirklich starke Lieder sind zu wenig, um nicht in der Masse der Neuerscheinungen unterzugehen. (MetalPfälzer)
Bewertung: 6 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 52:08 min
Label: AOR Heaven
Veröffentlichungstermin: 27.04.2007
