Razorback - Deadringer

Fast schon eine All-Star-Gruppe stellen RAZORBACK dar, sind die Musiker allesamt alles andere als Unbekannte. Gitarrist Rolf Munkes spielt derzeit noch bei TONY MARTIN, Basser Chris Heun war mal bei SHYLOCK und Stefan Berggren lieh den COMPANY OF SNAKES seine Stimme. Prominente Unterstützung bekommen sie auf ihrem dritten Album „Deadringer“ von niemandem geringerem als Schlagzeug–Tausendsassa Mike Terrana, der schon bei so ziemlichen allen bekannten Hard´n´Heavy-Kapellen die Stöcke schwang. Damit dürfte die musikalische Richtung des Quartetts schon vorgegeben sein, und in der Tat, weit von ihren anderen Arbeitgebern weichen die musikalischen Ergüsse nicht ab. Auch hier bieten die Herrschaften wieder traditionellen Heavyrock, wie ihn Munkes und Terrana wohl bei ihren Zweittätigkeiten zum Besten geben. Der sich am ärgsten aufdrängende Vergleich ist allerdings die Formation des kleinen Mannes mit der großen Stimme, Ronnie James DIO. Das liegt vor allem daran, dass Berggren ein wenig tiefer singt als früher und daher dessen Stimmfärbung sehr nahe kommt.

Songtechnisch herrscht eine recht beachtliche Vielfalt, so dass der Dreher auch eine gute Langzeitwirkung mit sich bringt. Hier gibt Munkes klasse Gitarrenarbeit den Ton an, mal mit fetten Powerchords, dann wieder flott treibend wie in „ Line of Fire“ oder im schleppenden Tempo, zu hören bei „Rock´n´Roll Life in Hellsinki“. Im vorzüglichen Banger „Burden“ wird dann recht heftig gerockt. Dazu gesellen sich bei den Leadmelodien eher Querverweise an Melodic Metal der Marke SONATA ARCTICA oder GAMMA RAY, während er alles mit feinen Soli garniert.
Über Terranas Spiel noch viel Worte zu verlieren hieße Regenwolken über die britischen Inseln zu schieben. Der Mann ist ein Tier, hat einen sagenhaften Wumms hinter den Muckis. Toll, wie er im titelgebenden Opener (nach einem Intro) den Song mit der Hi-Hat nach vorne treibt oder die Beckenarbeit in „Razor Blues“.

Die Scheibe ist im Verhältnis zu den ähnlich gelagerten Combos aber um einiges rauer und erdiger abgemischt, was vor allem den blues-basierten Kompositionen zugute kommt. Leider schleichen sich aber mit dem Laufe der zeit ein paar belanglosere Nummern ein, die den Standard nicht ganz halten können. Doch zum Ende hin gibt es mit der sehr locker nach vorne gehenden Hymne „Let me give my Lovin´ to you babe“ einen weiteren Kracher.

Wer RAZORBACK schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass vor allem die vom Axtmann unterstützten Refrains ihre Stärke sind. Und genau hier liegt das Problem von „Deadringer“, in der Konserve zünden diese Harmonien nicht so richtig. Berggren ist zwar bei den Strophen hervorragend bei Stimme, beim Zwiegesang läuft es nicht rund. Das liegt meines Erachtens viel an der Aufnahmetechnik, da seine Vocals eben bei ihm zuhause in Schweden aufgenommen wurden, der Rest in Deutschland. In Zeiten von Pro Tools eine gängige Praxis, aber wie so oft bleibt das Bandfeeling auf der Strecke.
Genauso problematisch sehe ich in so Fällen auch dann Eigenproduktionen, bei denen kein externer Sound-Mann am Start ist. So verliert man oft den Abstand zu den Details, die ein nicht am Songwriting involvierter eher hätte. Aus den Liedern und vor allem aus den Gesangsparts wäre da mehr rauszuholen gewesen, auch wenn Rolf Munkes schon ein erfahrener Mucker ist. (MetalPfälzer)


Wertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 51:45 min
Label: AOR Heaven
Veröffentlichungstermin: 20.04.2007