In den letzten Jahren hatte das SwedenRock-Festival im schwedischen Sölvesborg immer die Nase vorn, wenn es darum geht ein qualitativ hochwertiges und exklusives Programm aufzufahren. Und wie sollte es anders sein, die großen Bands kommen immer wieder gerne, wenn das südschwedische Städtchen ruft. Für 2015 hat man allerdings schon mit den ersten Bandbestätigungen ein paar große Namen parat. Alleine drei haben absoluten Headlinerstatus, gehören zur Speerspitze der jeweiligen Zunft. Auch die stilistische Bandbreite kann sich wieder sehen lassen, von 70er Prog bis zu Melodic Death reicht jetzt schon das Repertoire und einige Schätzchen werden sicherlich dazu kommen. Am besten jetzt schon an das Ticket denken, denn das Kontingent von 33.500 wird sicher ausverkauft werden. Wer im Einzelnen vom 03. - 06. Juni 2015 am Start ist, lest ihr hier:
JUDAS PRIEST
Muss man dazu überhaupt noch etwas schreiben? Neben BLACK SABBATH und IRON MAIDEN die wichtigste Metalband der Geschichte. Niemand hat das Bild des Heavy Metal in den Achtzigern so geprägt wie "Metal God" Rob Halford und seine Mannen. Und auch heute sind sie immer noch eine Bank, veröffentlichten im Sommer ihr siebzehntes Studioalbum. Brecher wie "Breaking The Law", "Living After Midnight", "Painkiller" oder "You´ve Got Another Thing Coming" gehören in jede Sammlung, auf jede Party und auf ein vernünftiges Festival.
MÖTLEY CRÜE
Es soll Schicht im Schacht sein, das Ende nach über 30 Jahren, die L.A.-Hairmetaller wollen sich Edne 2015 zur Ruhe setzen. Doch vorher wird der Globus noch einmal Länge mal Breite mal Höhe beackert. Im Gepäck haben sie die Hits aus ihren Albumklassikern wie "Shout At The Devil" oder "Dr. Feelgood". Vor allem in Schweden waren die Vier immer Superstars, eine große Inspiration für die eigene Szene. Dementsprechend werden sie dort ohne Ende abgefeiert werden, ob sie noch mal zurück kommen oder nicht. Die Show wird im Übrigen die einzige in Skandinavien sein.
TOTO
Schon im letzten Jahr sorgten die AOR-Zauberer auf der Loreley für offene Münder. Nachdem die Band eigentlich Geschichte war, kamen sie vor drei Jahren wieder zurück und wollen nun auch ein neues Studioalbum in Angriff nehmen. Dabei ist ihr Backkatalog voll von zahlreichen All-Time-Faves wie "Rosanna", "Hold The Line" und "Africa". Spieltechnisch sind Steve Lukather & Co. ohnehin vom anderen Stern, sie setzten ihre Kompositionen brillant in Szene und verarbeiten in einem Konzert mehr unterschiedliche Genres als so manches Festival im gesamten Billing.
Auch der gute, alte Heavy Metal kommt nicht zu kurz, und wer sollte da in Schweden auf keinen Fall fehlen? HAMMERFALL, die Ende der Neunziger den traditionellen Stahl zurück ins Bewusstsein der Rockfans führten und dem gruseligen Jahrzehnt so langsam das Ende aufzeigten. Ebenfalls ein Heimspiel haben WOLF, die noch rauer und kantiger zu Werke gehen, tief in der NWOBHM verwurzelt sind.
Da gab es auch eine All-Girl-Band namens ROCK GODDESS, die mit ihrem selbstbetitelten Debüt 1983 für Furore sorgte. Leider vielleicht ein wenig zu spät, so dass aus der ganz großen Karriere nicht wurde, die Band aber immerhin 2013 wieder auferstehen ließ. Ebenfalls in der Zeit zu spät am Start waren HELL, die aus PARALEX hervor gingen. Doch nach dem Aus des labels und dem Selbstmord von Sänger David Halloday trennten sich die Jungs ohne Album. Es war Andy Sneap zu verdanken, dass sie vor ein paar Jahren eine Reunion wagten, mit dem sie voll durchstarteten. Die Produzentenlegende übernimmt auch die Rhythmusgitarre der Truppe.
Wer es noch ein wenig härter mag, der darf sich über einiges Thrash-Helden freuen. Die Kanadier EXCITER waren eine der ganz frühen Bands, konnten sich aber nie ganz durchsetzen. Derweil sind sie wieder im Original-Line-up um den singenden Drummer Dan Beehler unterwegs. NUCLEAR ASSAULT wurden vom ehemaligen ANTHRAX-Bassisten Dan Lilker gegründet und waren eine der verrücktesten Kapellen jeder Ära. Lilker machte später auch mit BRUTAL TRUTH von sich reden und gehört zu den abgedrehtesten Persönlichkeiten des Metal. Aus Schweden gibt es dann noch die Melodic-Death-Abfuhr in Form von DARK TRANQUILLITY. Sie gehören neben IN FLAMES und SOILWORK zu den Wegbereitern des Göteborg-Sounds.
Ebenfalls eine Legende in ihrer Heimat sind die BACKYARD BABIES. In den Neunzigern gehörten sie neben den HELLACOPTERS oder TURBONEGRO zu den großen Actionrockbands Skandinaviens. 1998 schufen sie mit "Total 13" sicherlich das Referenzwerk dieses Genres an der Schnittstelle von Hardrock und Punk. Ebenso im Punk verwurzelt sind die Dänen D.A.D., die mit ihrem völlig eigenständigen Sound und dem verrückten Bassisten Stig Pedersen immer ein Garant für schweißtreibende Liveaction sind. Und natürlich dürfen die einheimischen Hair Metalbands auch nicht fehlen, mit H.E.A.T. ist einer ihrer stärksten Vertreter am Start.
Tief in den Annalen der Rockmusik muss man suchen, wenn man LUCIFER´S FRIEND entdecken will. Zu Beginn der Siebziger gehörten sie zu den Formationen, die den Hardrock aus dem Progressive Rock heraus schälten. Star war seinerzeit John Lawton, der 1976 zu URIAH HEEP ging, er ist auch wieder dabei, wenn zum ersten Mal seit 40 Jahren die Originalband auftritt. Noch gänzlich im Prog verwurzelt sind die Schweden von TORSSON, die zwar nie die Relevanz ihrer Landsleute KAIPA oder ANGLAGARD erreichten, aber uns regelmäßig mit neuen Alben erfreuen. Ähnlich anspruchsvoll gehen die Niederländer DELAIN zu Werke, doch die sind eher im Symphonischen Bereich angesiedelt. Mit dabei ist der ehemalige WITHIN TEMPTATION-Keyboarder Martijn Westerholt, VENGEANCE-Gitarrist Timo Somers und de bezaubernde Frontfrau Charlotte Wessels.
Aus völlig anderem Holz sind die Australier THE ANGELS und zwar aus welchem von down under. Und wie sollten die Herren anders klingen als nach verrauchten Kneipen und dreckigem Blues? Es gibt vielleicht zu viele Bands mit der selben DNA auf dem sechsten Kontinent, als dass jede megaerfolgreich werden kann, den Spaß lassen sich die Fünf davon nicht nehmen. In die selbe Kerbe schlagen THE QUIREBOYS, nur eben in englischen Pubs. Mit "Hey You" hatten sie Ende der Achtziger einen großen Hit, nach einer Trennung backen sie heute kleinere Brötchen, haben aber immer noch eine Riesenportion urwüchsiges Rockfeeling im Gepäck. Und völlig verrückt scheinen mir die Finnen STEVEN ´N SEAGULLS zu sein, die Rockklassiker im Bluegrass-Stil covern.
