In einer Zeit, in der es im harten Sektor nicht mehr viel neue Ideen gibt, hat die dänische Combo eine unglaubliche Erfolgsgeschichte hingelegt. Mit ihrer Mischung aus Metal, Country und Rockabilly haben sich VOLBEAT von Beginn an ihre eigene Nische geschaffen, in die sich aufgrund deren hohen Outputs und deren Präsenz keiner dazu gesellen konnte. Mit diesen Maßgaben ging es innerhalb weniger Jahre steil bergauf. Auf dem Summer Breeze 2006 eröffneten sie noch am Mittag, um ein Jahr später mit ihrem zweiten Album einen guten Platz am frühen Abend zu ergattern. Heutzutage sprengt die Popularität der Band fast die Größe des Festivals. Auch auf dem SWEDENROCK spielten sie schon, da auch 2009 ganz früh im Billing. Doch mit ihrem fünften Album "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" sind sie endgültig in den Stadien angekommen, weswegen sie 2014 das SWEDENROCK headlinen dürfen. Das kommt nicht von ungefähr, waren sie doch nach den großen drei der Szene die viert meist genannte Wunschband. Doch das ist nicht der einzige Gund, dorthin zu fahren, auch sonst wurden in den letzten Wochen weitere Hochkaräter bestätigt. Dass es auch abseits des Billings einige Gründe gibt, die dieses Festival zu etwas besonderem machen, könnt ihr unten lesen.
Wer störte sich auf Festivals nicht immer schon daran, ewig sein Gepäck schleppen zu müssen, dann noch auf dem Weg zum Gelände ein weiteres Paar Schuhe zu durchlaufen oder auch auf dem Weg dorthin an fast stadtähnlichen Aufbauten vorbei zu wandern? In Schweden ist das alles anders, es gibt mehrere Campingplätze, die alle ihren eigenen Parkplatz haben und rund ums Gelände verteilt sind. Durch eigene Parkplätze für Wohnwagen und Motorräder wird die Logistik noch weiter gestrafft, so dass keiner weit hat zu seinen Bands.
Das ist allerdings nicht der einzige Vorteil des hauseigenen Geländes. Die schöne Lage nur ein paar Meter vom Meer entfernt, ist weitaus charmanter als so manche Autobahnraststätte oder wo man schon alles hat Festivalbesucher hat zelten lassen. Von der Größe her fasst das übersichtliche Areal die 33500 Besucher locker, so dass es keine großen Staus gibt. Dazu kommt eine große Anzahl von Spültoiletten, teils fest installiert, eine durchgehende Trinkwasserversorgung und Duschhäuser.
Wen ärgerten nicht schon mal Stiefel oder anders gekleidete Füße anderer Fans drei Stockwerke zu weit oben im eigenen Genick? Der wird hier seine himmlische Ruhe haben! Das in die vorderen Reihen kommen auf dem Luftweg ist beim SWEDENROCK ebenso wenig erwünscht, wie das Nachexerzieren der neuesten im Hinterhoffitnesscenter erlernten Karatemoves oder auch die Christian-Schwarzer-Nummer. Doch keine Angst, der Schwede, weiß zu feiern, ist oft textsicher und bewegt sich nur etwas, nun ja, freigeistiger.
Und nervte es nicht immer schon, wenn eigentlich arrivierte Formationen mit 50 oder 60 Minuten Spielzeit abgespeist wurden? Da haben die Acts gerade mal Zeit, genau die Lieder zu spielen, die man selber nicht mehr hören kann. Beim SWEDENROCK haben die Bands auf den Hauptbühnen 75 oder 90 Minuten und können teilweise ihr komplettes Set aufbieten. Durch die somit entstehenden langen Umbauphasen, hat man auch genug Zeit, die Bühnenproduktion aufzubauen.
Ach ja, Musik gibt es auch, und die über eine Bandbreite, von der andere Mischungen aus Todesblei und Melodic Death nur träumen können. Neben VOLBEAT sind zuletzt noch folgende Acts bestätigt worden:
Ebenso in den letzten Jahren groß geworden sind die Alternativerocker ALTER BRIDGE, die eher aus der Not heraus geboren wurden. Nach dem Split von CREED und Sänger Scott Staps wollten die übrigen drei Mitglieder unbedingt weiter gemeinsam Musik machen. Mit dem Naturtalent als Frontmann von Miles Kennedy fand man einen mehr als adäquaten Ersatz, dessen Dienste sich auch schon SLASH sicherte. Trotz der CREED-Reunion haben Gitarrist Mark Tremonti und seine Mannen ihre erste band schon lange überflügelt. Aus dem Alternativesektor entspringen auch die einheimischen ROYAL REPUBLIC, die mit ihren ersten beiden Alben und Titel wie "All Because Of You" international für Furore sorgten.
Richtig lange im Geschäft sind die Kanadier von SAGA. Als der Prog Ende der Siebziger im Niedergang war, fanden sie in Mitteleuropa immer noch Anhänger, um dann zu beginn der Neo Prog-Ära zu den ganz großen zu gehören. Hits wie "The Flyer", "Wind Him Up" oder "Humble Stance" haben bis heut nichts von ihrer Klasse eingebüßt. Im Frühjahr erscheint das neue Album, mit dem sie zusammen mit MAGNUM auf Tour gehen. Nachdem die Briten schon bestätigt sind, war es klar, dass ihre Kumpels nachziehen werden. Gar noch älter sind CANNED HEAT, die sogar schon bei der Mutter aller Festivals in Woodstock auftraten. Evergreens wie "On The Road Again" und "Going Up The Country" dürfte selbst heute noch jeder kennen.
Für Power Metal war das SWEDENROCK schon immer ein gutes Pflaster, auch bei der kommenden Auflage gibt es genug Futter für die Jünger. Ähnlich wie kanadischen Progger suchten auch die US-Metaller KAMELOT ihr Heil diesseits des großen Teichs und produzieren seit Jahren in Deutschland. Seit dem großen Boom um die Jahrtausendwende gehören durch Scheiben wie "Karma" und "Epica" zu der Speerspitze der Szene.
In der Zeit formierten sich MASTERPLAN erst, konnten aber von der Vergangenheit ihrer Mitmusiker profitieren. Uli Kusch und Roland Grapow gründeten nach ihrem Weggang von HELLOWEEN die Combo, bei der anfangs Jorn Lande das Mikro schwang, was heute Aufgabe von Rick Altzi ist. Fast ein Heimspiel haben hingegen PRETTY MAIDS, die von Dänemark nur über den Öresund müssen, um sich mit ihren Hits "Back To Back", "Future World" oder "Yellow Rain" feiern zu lassen. Nicht ganz dazu gehören zwar DEATH SS, doch die Italiener haben dieses Genre mitgeprägt und werden mit ihrer obskuren Show begeistern.
Hairsprayrock und Hardrock funktionieren bei diesem Event bekanntermaßen immer, so gibt es auch hier Nachschlag. Bei den Norwegern TNT singt tatsächlich wieder Originalfrontmann Tony Harnell, was eine Zeitreise in die Hochzeit dieses Genres und viele Songs vom Referenzwerk "Intuition" verspricht. Ebenfalls eine der führenden skandinavischen Bands waren TALISMAN, die mit ihrem Bassist Marcel Jacob 2009 endgültig starben. Doch eine All Star-Besetzung mit Jeff Scott Soto an der Spitze lässt die Musik auf dem SWEDENROCK noch einmal aufleben.
Nach seinem Weggang bei OZZY OSBOURNE gründete Jake E. Lee seine eigene Formation BADLANDS, mit der er drei Scheiben aufnahm. Nun ist der Mann mit seinem neuesten Projekt RED DRAGON CARTEL zurück und hat neben neuen Songs auch Nummern aus seiner Vergangenheit im Gepäck. Als Newcomer vervollständige die Briten HEAVEN´S BASEMENT diesen Reigen. THE RAINMAKERS konnten sich nie so richtig durchsetzen, haben aber vor allem im benachbarten Norwegen eine große Fanbase, weswegen sie mit ihrer Reunion auch dort antreten dürfen.
Nicht vergessen werden darf die harte Szene, die uns mit KVELERTAK ihren aufregendsten Vertreter der letzten Jahre schickt. Mit ihrer völlig eigenwilligen Mischung aus Punk, Rock´n´Roll und Black Metal haben sie sich ähnlich wie der Headliner eine eigene musikalische Welt geschaffen. Dazu singen die ebenfalls aus dem westlichen Nachbarland der Schweden stammenden Jungs in ihrer Landessprache. Über die östliche Grenze hingegen reisen TURISAS an, die als einzige Pagan Metalband in England Erfolge verbuchen können. Mit ihrem jüngsten Output "Turisas2013" entfernen sie sich aber von ihren Wurzeln. Tief in der Frühzeit des Metal verwurzelt sind die US-Thrasher DARK ANGEL, die vor allem mit "Darkness Descends" Geschichte schrieben. Nach vielen Irrungen und Wirrungen steht endlich die Wiedervereinigung fest und wird 2014 beim SWEDENROCK gefeiert.
Und auch der schwedische Nachwuchs darf beim Heimfestival aufspielen, hier sind vor allem die BLUES PILLS zu beachten. Für die schwedische Retro-Rock-Kommune mit Mitgliedern, die aus den Staaten und Frankreich stammen, geht es derzeit steil bergauf. Eine der hoffnungsvollsten Newcomer überhaupt an der Schnittstelle zwischen HENDRIX, FLEETWOOD MAC, CREAM und JANIS JOPLIN mit der bezaubernden Elin Larsson am Mikro. Nach vielen Festivalauftritten im letzten Jahr und der "Devil Man"-EP steht im Februar das Debüt an, und auch live wollen sie wieder so überzeugen wie auf der Tour im Herbst. Ebenfalls dem Retrorock haben sich BOMBUS verschrieben, während AMMOTRACK und BLACK TRIP dem traditionellen Metal frönen. Und auf die abgefahrenen FREAK KITCHEN darf man ebenfalls gespannt sein.
Interessenten sollten sich beeilen, denn die Vier-Tages-Tickets werden bald ausverkauft sein, und auch beim Eröffnungstag werden schon die ersten großen Acts auftreten. Tickets und weitere Infos gibt es auf der Homepage. (Pfälzer)
