Interview mit Kevin Portz (Gravety)

BowDown KevinIm Rahmen der Veröffentlichung des neuen Sutdioalbums "Bow Down", haben wir uns mit Kevin von GRAVETY zusammengefunden.

Pascal: Wie kam es, dass ihr nach der längeren Auszeit nochmal zusammengefunden habt?

Kevin: Nach meiner Rückkehr aus Düsseldorf ins Saarland trafen wir uns zu einer Schwenk-Session und beschlossen dabei, dass es uns wieder reizt, Musik zu machen. Da wir auch privat befreundet sind, verloren wir über die Jahre nie den Kontakt.

Pascal: War es für euch viel Aufwand euch nochmal aufeinander abzustimmen oder war der Spirit sofort wieder bei jedem da?

Kevin: Tatsächlich nicht. Wie schon gesagt, stimmt bei uns die Basis, weil die freundschaftlich ist. Wir haben bewusst die Entscheidung getroffen, stilistisch fokussierter zu arbeiten. Aus Heavy Metal mit melodischen Thrash-Anleihen und Epic Doom-Anteilen wurde nun Epic Heavy Metal. Also ja, der Spirit ist wieder da – das Feuer erneut entfacht!

Pascal: Du bist selbst großer Fantasy-, Comic- und generell Pop-Kultur-Fan. Wirken sich diese Interessen auf das Songwritung aus?

Kevin: Ja, definitiv. Das sind quasi unsere Haupteinflüsse. Filme und Literatur beeinflussen uns am meisten. Wir mögen die Idee, dass man in unserer Musik dem doch oft tristen Alltag entfliehen kann. Bei "Bow Down" ist es klassische Fantasy / Sword & Sorcery, deshalb sind die Songs treibend und hymnisch ausgefallen.

Pascal: Wie kann ich mir eine typische Entstehung eines Songs bei GRAVETY vorstellen?

Kevin: Das startet in der Regel mit der Findung des Themas, um das es in dem Song gehen soll. Wenn ich z.B. eine Idee habe, fange ich an den Text zu schreiben. Dazu recherchiere ich und schreibe dann die Vocalline. Dann schnapp’ ich mir einen unserer Axtmänner und wir erarbeiten das Grundgerüst. Dann kommen Drums, Bass und Leads, Effekte usw. Jeder steuert seinen Teil dazu bei und auch die Lyrics arbeiten wir oft zusammen aus. Je nachdem von wem die Grundidee stammt.

Pascal: Habt ihr das Album zusammen vor Ort geschrieben, oder seid ihr eher den digitalen Weg zum Abstimmen gegangen? In den Pandemie-Zeiten vermutlich eher letzteres.

Kevin: Teils teils. Also wir 2019 mit dem Songwriting begonnen haben, passierte das auch zum Teil im Proberaum. Manche Sachen entsehen durch Jams, andere werden zu Hause erarbeitet und in der Probe verfeinert. Aber generell entstehen viele Parts oder Songs eher alleine oder zu zweit. Durch die Pandemie hat sich das alles natürlich noch weiter verzögert, und es musste dann digital gehen.

Pascal: Wofür steht der Albumtitel “Bow Down”?

Kevin: "Bow Down" ist eine starke Aussage, die sagen soll, dass wir wieder da sind – nach langer Pause, aber stärker denn je. Im Song geht es ja um "Game of Thrones", eine sehr epische Serie, die Fantasy revolutionierte. Wir haben den Song bereits 2013 live gespielt – mit dem gleichen Titel – aber ich konnte den Text nicht mehr finden...also schrieb ich einen Neuen, und der Titel soll wie der Song eine Machtdemonstration sein.

Pascal: Hast du einen Favoriten auf dem Album? Falls ja, welcher?

Kevin: Ganz klar "Carry On the Flame" weil er emotional wichtig ist, um Mark Shelton zu ehren. Ich wünschte wirklich, er könnte ihn hören, da Ihm bereits unser Debütalbum gut gefallen hat. Jedenfalls bin ich auf den ziemlich stolz, weil ich denke, die "Shark"-Elemente haben wir ganz gut mit einer Conan-Story verbunden.

Pascal: Gibt es einen Song, der besonders viel Arbeit war, bzw. der euch bei den Aufnahmen schier in den Wahnsinn getrieben hat?

Kevin: In den Wahnsinn getrieben hat uns keiner der Songs, wir sind eh schon wahnsinnig (haha). Gernot hatte natürlich die meiste Arbeit, weil er die Aufnahmen machte, den Mix und das Mastering übernahm. "Tales From the Fallen" war wohl für uns alle am schwierigsten. Ich selbst hatte mit "Tower of Ghenjei" die meiste Arbeit, vor allem wegen den ganzen Chören im Refrain.

Pascal: Wer ist für das Artwork verantwortlich und wie kam es dazu?

Kevin: Das Cover stammt von Velio Josto, der mir vor allem bei VULTURE positiv auffiel. Ich habe mir daraufhin seine Bilder und Artworks angeschaut und den anderen gezeigt. Wir waren uns dann relativ schnell einig, dass Velio der richtige Mann für uns ist. Ich habe ihn dann via Facebook kontaktiert und dann lief alles ganz unkompliziert. Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit.


"Flöte war nie meins, in der Grundschule hab ich mich am Xylophon versucht (haha)."

Gute Entscheidung und schön dass das so geblieben ist, musikalisch hätte es zu GRAVETY jedenfalls nicht gepasst


Pascal: Bist du mit dem bisherigen Feedback auf das Album zufrieden?

Kevin: Auf jeden Fall. Bisher gab es tatsächlich noch nichts wirklich negatives zu hören. Unsere Musik kann und soll ja auch nicht jedem gefallen, dafür ist sie zu speziell und kauzig, aber ich denke, wir haben nicht alles verkehrt gemacht.

Pascal: Ihr habt einen Video-Clip zu “Carry On The Flame” gedreht. Wie ist es dazu gekommen? In der heutigen Zeit sind ja Lyric-Videos eher die Regel, zumal ich selbst immer das Gefühl hatte, dass Videos einen niedrigeren Stellenwert haben, aber da hab ich mich scheinbar getäuscht.

Kevin: Das wäre ohne unsere Freunde von WitchHunt Pictures nie zu Stande gekommen, weil dafür einfach das Budget fehlt. Christian Palm (LORD VIGO) und Manuel Bauer sind genau wie wir enthusiastische Filmnerds und produzieren Independent Filme und Musikvideos. Wir haben uns zusammen gesetzt und das gemeinsam erarbeitet. Lyric-Videos sind natürlich einfacher und kostengünstiger, aber wir dachten: wenn wir schon was Neues machen, dann richtig – mit einem old schooligen Video, welches die Fantasy-B-Movies der 80er Jahre zelebriert!

Pascal: Hat der Videodreh Spaß gemacht? War vermutlich auch sehr viel Zeit für drauf gegangen oder?

Kevin: Da ich an allen Drehtagen dabei war, kann ich nur sagen: ja, es hat auf jeden Fall Spaß gemacht! Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Arbeit das Ganze ist. Angefangen von den ganzen Leuten, ohne die und deren Waffen, Kostüme usw. wir das niemals hinbekommen hätten. Alleine der Aufbau des Scheiterhaufens dauerte einen halben Tag :D Dabei muss ich auch wieder WitchHunt Pictures loben. Die Jungs haben sich echt ins Zeug gelegt, und ich denke, die Detailverliebtheit sieht man auch. Um zu deiner Frage zurück zu kommen: reine Drehtage waren es fünf. Wie viele Stunden Arbeit drin stecken, kann ich dir gar nicht sagen...

Pascal: Kommen wir noch zu ein paar allgemeinen Dingen, die die Welt beschäftigen. Was hältst du von Spotify?

Kevin: Auch wenn es für Musiker absolut unrentabel und unfair ist, führt mittlerweile kein Weg daran vorbei. Zu viele (junge) Leute nutzen es. Das ist ein wichtiges Instrument, welches man nicht außer Acht lassen kann. Seit Anfang 2021 nutze ich es auch selbst, weil es gerade für unterwegs oder zum Reinhören wirklich praktisch ist. Streaming wird für mich niemals die Sammlung ersetzen, ergänzend ist es jedoch vollkommen in Ordnung.

Pascal: Wie wichtig ist für dich Social Media in der heutigen Zeit? Siehst du eher die Probleme oder eher die Vorteiler derartiger Netze?

Kevin: Facebook habe ich mir 2009 nur zugelegt, um die Band zu promoten...muss aber sagen, dass sich das schnell als nützlich erwiesen hat. Dadurch bin ich schon mit vielen Musikern, Filmemachern, Bloggern usw. in Kontakt getreten, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Natürlich birgt das Ganze auch Nachteile, weil manche Leute meinen, sie müssen sich zu allem äußern, respektlos sein, rumtrollen, oder ihr negatives Gedankengut verbreiten. Davon kann ich mich aber ganz gut fernhalten. Jeden Trend muss man nicht mitmachen, aber ja, Facebook und Instagram zum Beispiel sind wichtige Werbetools.

Pascal: Hast du sofort gewusst, dass “Gesang” dein Instrument wird, oder hast du möglicherweise zuvor auf einem anderen Instrument deine ersten Gehversuche unternommen? Blockflöte soll ziemlich cool sein, hab ich zumindest gehört.

Kevin: Flöte war nie meins, in der Grundschule hab ich mich am Xylophon versucht (haha). Als Jugendlicher hab ich angefangen Gitarre zu spielen, kam aber nie über ein paar unsaubere Akkorde hinaus, weil ich auch zu faul zum Üben war...daher hab ich dann beschlossen, mich auf das Singen zu konzentrieren, da gibt’s wenigstens keine Knoten in den Fingern.

Pascal: Welche Bands hörst du selbst derzeit so?

Kevin: Kurz vor Jahresende hab ich versucht, das musikalische Jahr Revue passieren zu lassen. Da liefen dann u.a. die akutellen Platten von STORMKEEP, JOE BONAMASSA, UNTO OTHERS, MYSTIC STORM. Ansonsten habe ich erst kurzlich THE BRANDOS für mich entdeckt und ihren kompletten Backkatalog gekauft. Deren Mischung aus dreckigem Rock’n’Roll, Irish Folk und mexikanischen Elementen gefällt mir sehr gut.

Pascal: Und zum Abschluss, da wir ja gerade ins neue Jahr gestartet sind: Hast du gute Vorsätze?

Kevin: Endlich mal wieder live spielen und nach Möglichkeit mehr Konzerte und Festivals besuchen. Aber das kann ich ja leider nur bedingt beeinflussen.

Pascal: Vielen Dank für deine Zeit!

Kevin: Danke dir für die interessanten Fragen. Carry on the steel Children of the Grave! 


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GravetyBowDownArtwork

 

(Fotos: Gravety)

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