Hinter schrägen Bandnamen, stecken nur allzuoft auch schräge Bands, zweifelsohne! So auch im Falle von DINNER AUF URANOS, die aus der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz stammen. 

Noch ungewöhnlicher ist die Tatsache, dass DAU beim Label Cold Dimensions gelandet sind, welches eher die Heimat von schwarzmetallischen Bands ist, denn die Mainzer spielen alles andere als Black Metal. Es regiert eher Avantgarde Rock mit einem Schuß Metal und einem Sänger, der in seiner Freizeit locker bei LACRIMOSA hätte einsteigen können. 

Da die Band aus den Überresten von NOCTE OBDUCTA besteht, kam wohl die Verbindung zum schwarztriefenden Label zustande - sei´s drum, "50 Sommer-50 Winter" wird so oder so Liebhaber-Musik bleiben, das steht für mich bereits nach dem ersten Durchlauf fest.

Denn die sechs Tracks werden den 08/15-Metaller schreiend in die Flucht schlagen, ganz zu schweigen, was diese mit dem als nur allzuoft engstirnigen Black Metaller machen wird, die sich von dem NOCTE OBDUCTA-Nachfolger etwas anderes versprochen haben - Szenen, die ich nicht miterleben möchte. 

Aufgeschlossene Ohren können DINNER AUF URANOS jedoch sicherlich etwas abgewinnen: Tiefgreifende Lyrik, atmosphärische Gitarren und stets durchdachte Arrangements laden zum Schwelgen und Träumen ein.
Es ist selbstredend, daß hier in herkömmlichen drei bis vier Minuten Songdauer eben nicht die ganze Geschichte erzählt ist - zu Beginn stehen mit "6786" und "Zwischen Dem Salz Und Montpellier" gleich zwei Tracks, die einmal die sieben und die acht Minuten-Grenze knacken - bestimmt nix zum mal-eben-nebenher-hören!
"Töte Das Jahr Für Mich" spengt dagegen sämtliche Konventionen und kommt gar auf stattliche 22 (!) Minuten, eingerahmt von "Kalt 1" und "Kalt 2". Dementsprechend langatmig und mitunter anstregend gerät hier der Musikkonsum, das muss ich schon sagen - aber die Atmosphäre, die DAU wiedergeben ist tatsächlich einzigartig.
Einzig "Texas Della Morte" kommt im Quasi-Single-Format daher und könnte in jedem Western-Soundtrack ein Plätzchen haben.

Wer in seinem CD-Regal noch einen Spalt für ungewöhnliche, zugleich sehr anspruchsvolle (hierbei ist NICHT verfrickelte gemeint!) Rock-Musik frei hat, sollte "50 Sommer-50 Winter" mal antesten - Bandvergleiche sind gaaanz schwer aufzustellen, was im Grunde nur für DINNER AUF URANOS spircht. Ich für meinen Teil konnte dem Silberling jedenfalls etwas abgewinnen. (Brix)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 45:24
Label: Cold Dimensions
Veröffentlichungstermin: 21.05.2010