Wenn man alles, was man im Kühlschrank findet, als Zutaten für einen Auflauf nimmt, dann kann das schmecken, muss es aber nicht. So war auch mein Eindruck beim ersten Hördurchgang von „Off The Face Of The Earth“, der aktuellen Scheibe der Band FUELBLOODED. Death- und Thrashmetal aus den Niederlanden erwartet einen dort, aber natürlich nicht in der reinen und ursprünglichen Form, sondern moderner und auch eine Portion progressiver. 

Der Gesang, der ja auch in diesem Genre eine entscheidende Rolle spielt, hat wohl das Meiste davon abbekommen, er reicht von Growls über Screams bis hin zu Shouting und wieder zurück zu melodiegenormter Intonation. Aber auch der Rest der Musik ist gelinde gesagt abwechslungsreich. Ein bisschen zuviel des Guten, wie ich denke, wenn man den Faden gerne verlieren will, dann hier. Vor lauter Mannigfaltigkeit geht auf dem Zweitwerk gerne mal der Überblick bzw. die Orientierung flöten, wo es denn jetzt eigentlich hingehen soll. Grundsätzlich kein Fehler, möglichst viel unterbringen zu wollen, aber wenn man bei einem Lied mit Rübeschütteln angefangen hat, muss man beim nächsten Song schon wieder das Radio suchen, aus welchem dieser kommt. Diese Wechsel erfolgen zeitweise sogar im selben Song.

Das wird wohl auch der Punkt sein, der über den Grad des Erfolges von FUELBLOODED entscheidet. Die Chancen stehen zumindest mal bei 50:50 angesichts des hohen musikalischen Levels, es wird ebenso Ablehnung wie auch Begeisterung im Auditorium geben. Professionalität ist den Holländern auf keinen Fall abzusprechen, an Ideen und Können hapert es auch in Zukunft augenscheinlich nicht. Bei Bands wie STRAPPING YOUNG LAD kommt allerdings noch der Glaubhaftigkeits- und Innovationsfaktor dazu, der den Treibstoffblutenden einfach nicht zusteht. Und an das Genie von NEVERMORE kommt man eben so einfach nicht dran.

Nach drei Jahren und einem bedeutenden Sängerwechsel war es nun an der Zeit, etwas Neues an den Start zu bringen, und das Vorhaben wurde mit Erfolg in die Tat umgesetzt. Die Spielfreude und der Ideenreichtum sprechen für sich, streckenweise erinnern mich die Niederländer an die kurzlebige Erscheinung ROSICRUCIAN, was meinem Nostalgikerherz einen Ruck gibt, das Resümee positiv abzuschließen. Hier und da einfach mal die Linie beibehalten und weiterhin hochwertige Mucke abliefern, dann passt das schon. (Jochen)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 48:25 min
Label: My Kingdom Music
Veröffentlichungstermin: 05.02.2010