
Über diese Hardcorelegende aus New York noch viele Worte zu machen wäre müßig. SICK OF IT ALL sind schon seit über 20 Jahren im Auftrag des Hardcore unterwegs und erfüllen diesen auch mit einer Präzision und Fürsorge wie kaum eine andere Band. Spätestens seit ihrem 1992er Zweitwerk "Just Look Around" ist das Quartett in aller Munde und hinterlässt auch fortan eine treue und stets wachsende Fangemeinschaft durch alle Altersstufen und Musikgenres. Eine Mogelpackung gab es bei SICK OF IT ALL noch nie, mal ein Album besser oder schwächer als das andere, aber immer 100% New York Hardcore ohne Kompromisse.
"Based On A True Story" ist ein Zeugnis ebensolcher Treue und Unmissverständlichkeit. Aushängeschild sind wie immer der unverwechselbare Gesang von Lou Koller, die sägende Gitarre von Bruder Pete, diesmal besonders vordergründig und dominant, knarrende Basslaute von Craig Ahead und tightes, allerdings weniger schnelles, dafür umso groovenderes Drumming von Armand Majidi. Zusammen mit Frontmann Lou moderieren sie online die Videomessage zu ihrem Neuling und erklären Song für Song Sinn und Inhalt der einzelnen Titel. Immer noch klammern sich die New Yorker daran, gerade den jungen Kids die Unstimmigkeiten und Ungerechtigkeiten der teils brutalen Lebensrealität nahe zu bringen, um sie nachdenklich zu machen und zu Reaktionen zu ermutigen, unsere Welt etwas besser zu machen. Ob es ihnen gelingt, sei mal dahingestellt, aber der Versuch zählt jedenfalls.
Wie der Albumtitel schon verlauten lässt, wird hier wieder direkt aus dem Leben gegriffen, es werden keine aufgebauschten Geschichten und Märchen erzählt, keine mitleidserregenden Storys aufgerissen, jeder der vier Burschen weiß, wo er herkommt, aber auch, wo er jetzt und heute steht.
Man mag über Hardcore und insbesondere SICK OF IT ALL denken und davon halten, was man will, aber hier beweist sich mal wieder, dass es auch Bands gibt, die ohne unnötig dick aufzutragen und ohne aufgesetzte Tough-Guy-Attitüden über Dekaden hinweg eine Fahne im Sinne des Guten hochhalten und schon als Vorbild dienen können, ohne lächerlich und uninteressant zu wirken. Ein mittlerweile konstantes Line-Up, eine konstant gute musikalische Leistung, eine konstant starke Livepräsenz und eine konstante Sympathienote zeichnen sich auf Dauer aus und formen ein Phänomen wie SICK OF IT ALL.
Wenn auch hier nicht das Rad neu erfunden wurde - wer das erwartet, hat eh etwas nicht verstanden - so hat "Based On A True Story" doch alles, was man sich davon erwartet: eingängige Riffs, massig Mitgröhlparts, gute Laune gepaart mit einigen Hassbrocken, eine lyrische nicht zu politische und oft positive Message und vor allem eine gesunde Beständigkeit. Songs wie "Death Or Jail", "The Divide", "Waiting For The Day" oder "Dirty Money" werden wohl ebenso zu Hits wie seinerzeit "Just Look Around" oder "Scratch The Surface". Live gibt es bei SICK OF IT ALL sowieso immer voll aufs Brett, somit sind auch gut besuchte Gigs mit den neuen Songs garantiert. Ein Manko hat die Platte allerdings: Sie ist viel zu schnell rum. Aber nach knapp 34 Minuten kann man dann ja einfach erneut auf Play drücken. (Jochen)
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Bewertung: 8 / 10 Anzahl der Songs: 14 |
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