Presence Of Mind - Worlds Collide

presenceofmind_worldscollide.jpg"Ach du scheiße!" Das ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, als ich "Worlds Collide" zum ersten Mal in die Hand nehme. Da steht doch tatsächlich was von "Emo-Rock" auf dem Labelinfo. Warum nur hab ich mich, geblendet von der Aussicht auf 4 junge Mädels, bloß freiwillig für dieses Album zur Verfügung gestellt. "Emo-Rock", eines der schlimmsten Schimpfwörter für einen waschechten Metaller.
Also erst einmal zu den nackten Tatsachen. "Worlds Collide" ist nach "Finding Home" aus dem Jahre 2005 und "To Set Out On The Light" aus dem Jahre 2006 der 3. Longplayer der niedersächsischen All-Girl-Band PRESENCE OF MIND.

Tja, da musste ich nun durch, also gezwungenermaßen die Scheibe in den Player geschoben, und was sofort auffällt: Das, was die 4 jungen Damen abliefern, ist so alles andere als das, was gängigerweise unter dem Label "Emo" zu finden ist. Vielmehr bieten PRESENCE OF MIND eine kraftvolle Mixtur, die man vor einigen Jahren treffend als Indie oder Alternative Rock bezeichnet hätte. Das Bedürfnis, eine Rasierklinge zur Hand zu nehmen, hatte ich jedenfalls zu keiner Sekunde. Und auch auf unsägliches Gejammer wird verzichtet, ganz im Gegenteil; trotz der latent vorhandenen Melancholie versprüht "Worlds Collide" stellenweise die pure Freude am Leben. Aber wenn man in der heutigen Zeit, nur weil man emotionale Songs schreibt, das Etikett "Emo" bekommt, soll’s mir auch Recht sein; und emotional ist die Musik von PRESENCE OF MIND definitiv.

Das Aushängeschild der Band ist ohne Zweifel Sängerin Sarah Steinbrecher, deren mal zerbrechliche, mal kraftvolle Stimme wunderbar mit den emotionalen gleichsam dennoch dynamischen Songs harmoniert. Dazu passend hat man den Gesang weit in den Vordergrund gemixt, was hier aber keineswegs ein Nachteil ist. Und auch sonst gibt’s an der Produktion nix zu mäkeln. Augenscheinlich, oder besser ohrenscheinlich, hat sie aus der an ihr geäußerten Kritik in der Vergangenheit dazugelernt, denn auf "Worlds Collide" verzichtet sie auf nerviges und unpassendes Geshoute und Gegrunze. Ohne ihre charismatische Stimme wäre die Band nur die Hälfte wert. Und darin liegt der einzigste kleine Kritikpunkt. Beim nächsten Mal würde ich mir einfach wünschen, dass die 3 Mädels an den Instrumenten noch etwas mehr aus sich rausgehen, um den Sound von PRESENCE OF MIND noch eine Prise abwechslungsreicher zu machen.

Fast alle 11 Songs sind kompakt, schnörkellos und nachvollziehbar gehalten, so dass man sich sehr schnell in die Scheibe eingehört hat. Aber die Songs an sich und vor allem die Refrains verfügen über genug Langzeitwirkung, so dass ich mutig behaupte, das Album wird nie langweilig. Und gerade diese mitreißenden Melodien, die jeden einzelnen Song veredeln, sind es, die "Worlds Collide" letztlich zu einem herausragenden Album machen.
 
Gerockt wird meist in einem mittleren Härtegrad, in heftigere Gefilde begeben sich die 4 nur ganz selten, aber auch auf Balladen im klassischen Sinne wird zu meiner Überraschung verzichtet.
Flott und fröhlich geht das Album mit dem Opener "Worlds Collide" gut nach vorne los. Heftiger wird’s beim folgenden, schwerfälligeren "Nailed Up", beim kurz und knackigen "Bittersweet", das eine hypnotisierende Wirkung ausübt, oder beim faszinierenden Albumabschluss "Small Glass Case". Demgegenüber stehen vom Härtegrad her problemlos radiotaugliche Songs wie die wunderbar sehnsüchtige Halbballade "Half The World Around" oder das etwas an EVANESCENCE meets WIR SIND HELDEN erinnernde "To Take Hold Of My Heart". Aber auch vor kleineren Experimenten, wie die eingestreuten Drumsamples in "Loss" oder in dem betörenden "The City" schrecken die 4 nicht zurück. Anspruchsvoller gehen PRESENCE OF MIND bei "Everything But A Filler" zu Werke, das im wahrsten Sinne des Wortes alles andere als ein "Filler" ist und mit der für dieses Album passendsten Textzeile beginnt: "Every Song We Wrote Is Everything But A Filler". Die herausragenden Songs des Albums sind jedoch 2 andere. Einmal das vom Rhythmus her variablere "Serious Intention", das mit einem ruhigem Zwischenpart daherkommt und zweitens das einfach nur großartige "Violabillity".

Unterm Strich ist "Worlds Collide", ich wiederhole mich gerne, eine verdammt starke Scheibe geworden, die zum Entspannen und Träumen einlädt. Trotz aller melancholischer Ausflüge, ein perfektes Gute-Laune-Album für den nahenden Sommer.
Ich bin begeistert! (Maik) 


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 41:42 min
Label: STF-Records
Veröffentlichungstermin: 11.04.2008

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