Steve Von Till - No Wilderness Deep Enough

steve von till no wilderness deep enoughAls beinharter Fan seiner Hauptband und Bewunderer seiner Solowerke sollte es mir nicht schwerfallen, ein paar Worte über „No Wilderness Deep Enough“ zu finden, doch bereits der erste Durchlauf lässt dieses Vorhaben zu einer echten Herausforderung werden. Hier passiert so viel, obwohl man oberflächlich so minimalistisch vorgeht. Aber gerade darin besteht vielleicht auch die Magie.

Die hypnotische und angenehme Singstimme von STEVE VON TILL wäre fast gar nicht zu hören gewesen, war doch zuerst der Plan, ein rein instrumentales Werk mit eher synthetischen Geräten und dafür ganz ohne Gitarren aufzunehmen.
Was am Ende herauskam, war eine hypnotische Mixtur aus traurigen, verstörenden und schwerelosen Melodien, denen einfach noch Steves Stimme als Sahnehäubchen fehlte.
Die sechs Kompositionen sind nur marginal an die von NEUROSIS zu heften, da hier kaum ein Rhythmus oder jedwede Dynamik vernommen werden kann. Die stehenden Klangteppiche und akzentuiert eingesetzten Töne ergänzen sich mit Von Tills Lyrik zu einer Reise in die Essenzen der Existenz unserer Spezies, wirft Fragen an einen selbst auf und spekuliert über unsere ungewisse Zukunft. Diese Art von Musik hört man sich nicht gerade mal nebenbei an, sondern muss einen in der richtigen Stimmungslage durchfließen, um verstanden zu werden. Ich will mir noch nicht mal anmaßen, dass ich „No Wilderness Deep Enough“ in seiner Entität begreife und erfasse, aber die Intention dieses Albums passt zu STEVE VON TILL definitiv, denn alles, was er bei NEUROSIS herauslässt, hinterlässt das, was er hier so eindrucksvoll demonstriert. Dieses Werk hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, macht nachdenklich und reduziert uns auf eine Lebensform, die diesem Planeten einfach nur zum Nachteil sein kann. Gleichzeitig zeigt sie aber wieder die Schönheit und Bedeutung der Natur, der scheinbar endlosen Weite der Schöpfung und schrumpft unser Bewusstsein damit auf eine minimale Koexistenz von Mensch und Umwelt, schön und beklemmend zugleich. Wer sich darauf einlässt, dem sei gleichzeitig die erste Lektüre von STEVE VON TILL „Harvestman“ ans Herz gelegt, sozusagen als perfekte Ergänzung. (Jochen)

 

 

 

Bewertung:

Jochen8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 37:15 min
Label: Neurot Recordings
Veröffentlichungstermin: 07.08.2020

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