Wer hätte damit gerechnet und dann auch noch in einem sonst so trüben Jahr? AC/DC veröffentlichen 2020 tatsächlich noch einen Nachfolger zu “Rock Or Bust” und einen verdammt starken noch dazu. “Pwr/Up” ist ein starkes Spätwerk der Australier geworden mit einem Brian Johnson, mit dem so sicher keiner gerechnet hat.
Die ersten Gerüchte machten schon 2018 in Form von Fotos aus einem Studio in Vancouver die Runde, und wie nun klar ist, diese Gerüchte lagen nicht so daneben. Ganze zwei Jahre später präsentieren uns die Hard-Rock-Legenden zwölf waschechte AC/DC-Tracks. Brian Johnson ist dabei verdammt gut bei Stimme und klingt keineswegs, als würde er sich überanstrengen. Ob das auf einer möglichen Tour ähnlich sein würde, kann ich nicht einschätzen, aber gesanglich ist Brian Johnson absolut auf der Höhe auf “Power Up”.
Der Opener “Realize” gibt bereits einen sauberen Einstieg auf das, was kommt, der Song strotzt vom Stil der altbekannten AC/DC-Refrains, und das Riffing überzeugt mit gekonnt gesetzten Pausen. Man sieht Angus vorm inneren Auge über die Bühne flitzen, die Band unterstützt mit den geliebten starken AC/DC-Chören. Erinnert mich persönlich stark an die “The Razors Edge”-Phase. Mit “Rejection” folgt ein astreiner Mid-Tempo-Rocker der textlich ein wenig an Bon Scotts-Texte erinnert, sehr stark. “Shot In The Dark”, die erste Singleauskopplung, bedarf keiner weiteren Worte und dürfte jedem, der diese Kritik liest, bekannt sein - klassische AC/DC-Kost.
In bester “Who Made Who”-Manier geht es mit “Through the Mists Of Time” weiter, der Song schleicht zunächst und wird durch das Gitarrenriff getragen, bis die eingangs erwähnten AC/DC-Chöre noch mal zum Einsatz kommen und sich der Song langsam, aber sicher nach vorne bewegt. Ein guter Song, der im Vergleich zum Rest der Platte für mich minimal abfällt. “Kick You When You’re Down” zieht anschließend mit seinem extrem coolen Rhythmus noch mal ordentlich an. Ein Song, der mit jedem Durchlauf mehr Spaß bereitet. Gerade der Mittelteil samt Chorus ist einfach nur genial, hier lassen AC/DC in bester Manier ihre Muskeln spielen. Das anschließende “Witch’s Spell” ist für mich in gewisser Weise der Song, bei dem AC/DC ein wenig experimentiert haben und das ist gut so. Und ja, ich meine experimentiert, zumindest kenne ich keinen anderen AC/DC Song, bei dem ein Sub-Bass- Effekt zum Einsatz kommt und ja, es ist großartig, auch bei AC/DC.
Als bereits der erste Teaser zu “Demon Fire” durchs Internet flatterte, wusste, ich, dass dies eine extrem gelungene Nummer wird. Und genau so stellt sich auch der fertige Song heraus, mitunter vermutlich die flotteste Nummer auf “Power Up” und einer meiner Favoriten. Brian Johnson ist an Coolness bei diesem Stück kaum zu übertrumpfen, und in den Refrain-Teilen lässt die gesamte Band gesanglich noch mal die Singstimme erklingen - großartig in jeglicher Hinsicht. “Wild Reputation” beginnt anschließend mit einem coolen Bass-Intro von Cliff Williams, im weiteren Verlauf offenbart der Mid-Tempo-Rocker einen guten Ohrwurmcharakter, eine typische AC/DC Nummer, die gefühlt von einem Endlos-Riff getragen wird, was keinesfalls negativ gemeint ist.
Mit “No Man’s Land” haben AC/DC meiner Meinung nach einen weiteren großartigen Konzert-Opener geschrieben. Auch wenn das Stück langsam beginnt, baut es diese gewisse Atmosphäre auf, die sich dann in einem starken Refrain entlädt, die Slide Gitarren von Angus soll hier mal jemand ähnlich lässig spielen. Auch bei “Systems Down” ist der Bass von Cliff Williams stark zu hören, eigentlich generell auf “Power Up”, was ich aber sehr positiv empfinde. Brian Johnson gibt auf “Systems Down” alles und klingt irgendwie noch besser als auf den restlichen Songs. Bei “Money Shot” spielen AC/DC und Stevie Young sehr gekonnt mit Pausen, eine gelungene Nummer, die einmal mehr zeigt, wie gut AC/DC auch 2020 noch zusammenarbeiten. Die doppelt gesungenen Stücke lassen Malcolm Young vor dem geistigen Auge erscheinen. Ein starker Song, mit tollem Solo. Mit “Code Red” findet das Album anschließend mit einem wahnwitzigen Groove seinen Abschluss. Auch hier glänzen AC/DC erneut mit ihrer großen Stärke in guten Refrains, der Song bleibt im Ohr, das gesamte Album ebenso.
Mit insgesamt zwölf Songs beglücken AC/DC auf “Power Up” und enttäuschen im Grunde zu keiner Minute. Natürlich wird es, wie bei jedem Album, die üblichen Kritiken in Form von “Ist doch alles das gleiche” geben, aber das steht stets der Aussage “Das ist nicht mehr die Band, wie ich sie kenne” gegenüber.
Ich selbst freue mich einfach darüber, dass mit “Power Up” ein weiteres Album in der Diskografie dieser Hard-Rock Giganten einen Platz einnimmt. Und noch dazu finde ich, dass “Power Up” verdammt stark geworden ist und amtlich rockt. Und wer könnte das in einem Jahr wie diesem nicht gebrauchen?! (Pascal)
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 41:03 min
Label: Columbia / Sony Music
Veröffentlichungstermin: 13.11.2020
Bewertung: